Black Dagger 05 - Mondspur
Paar nagelneue Turnschuhe stand dort.
Er holte einen Pulli aus dem Schrank und zog ihn an, dann steckte er seine schlaksigen Beine in eine saubere Hose. Im Badezimmer wusch er sich Gesicht und Hände und kämmte sich die dunklen Haare. Dann machte er
sich auf den Weg in die Küche und durchquerte Räume, deren Grundriss klar und modern war, die aber mit Möbeln und Kunstwerken aus der italienischen Renaissance eingerichtet waren und mit dazu passenden Stoffen dekoriert. Als er Wellsies Stimme aus dem Arbeitszimmer hörte, blieb er stehen.
» … muss ein Albtraum gewesen sein. Ich meine, Tohr, er war zu Tode erschrocken … Nein, er hat sich herausgeredet, als ich ihn danach gefragt habe, und ich hab ihn auch nicht gedrängt. Ich glaube, es wird Zeit, dass er zu Havers geht. Ja … M-hm. Zuerst sollte er Wrath treffen. Okay. Ich liebe dich, mein Hellren. Was? Tohr, mir geht es doch ganz genauso. Ich weiß gar nicht mehr, wie es ohne ihn war. Er ist so ein Segen.«
John lehnte sich an die Wand im Flur und schloss die Augen. Seltsam, er dachte von den beiden ganz genauso.
4
Stunden später, oder zumindest kam es ihr so vor, erwachte Bella davon, dass die Drahtabdeckung beiseitegeschoben wurde. Der süßliche Geruch des Lesser waberte zu ihr herab und überlagerte den durchdringenden, feuchten Erdgeruch.
»Hallo, meine Frau.« Das Geschirr um ihren Oberkörper zog sich zusammen, als er sie an den Seilen herauszog, die daran befestigt waren.
Ein Blick in seine blassbraunen Augen, und sie wusste, jetzt war kein guter Zeitpunkt, um Grenzen auszutesten. Er stand unter Strom, sein Lächeln war viel zu überdreht. Und Anspannung bekam ihm überhaupt nicht gut.
Gerade, als ihre Füße den Boden berührten, ruckte er am Geschirr, sodass sie auf ihn fiel. »Ich hab gesagt, hallo, meine Frau.«
»Hallo, David.«
Er schloss die Augen. Er liebte es, wenn sie seinen Namen sagte. »Ich habe etwas für dich.«
Er nahm ihr die Gurte nicht ab, sondern führte sie darin zu dem Edelstahltisch in der Mitte des Raumes. Als er sie mit den Handschellen an den Tisch fesselte, wusste sie, dass es draußen noch dunkel sein musste. Nachlässig wurde er nur tagsüber, wenn sie nicht weglaufen konnte.
Der Lesser ging vor die Tür und ließ sie weit offen stehen. Es folgten ein Schlurfen und Knurren, dann schleppte er einen halb bewusstlosen Vampir herein. Der Kopf des Gefangenen rollte auf den Schultern herum, als wäre im Genick ein Scharnier kaputt. Seine Füße schleiften über den Boden. Er trug eine vormals elegante schwarze Hose und einen Kaschmirpulli, doch jetzt waren die Kleider zerrissen, nass und blutverschmiert.
Mit einem unterdrückten Stöhnen schob sich Bella rückwärts, bis die angespannte Kette sie daran hinderte, noch weiter zu gehen. Sie konnte die Folter nicht mit ansehen; sie konnte es einfach nicht.
Der Lesser wuchtete den Vampir auf den Tisch und streckte ihn flach aus. Rasch wickelte er Ketten um seine Hand- und Fußgelenke und befestigte sie dann mit Metallklammern. Sobald die trüben Augen des Gefangenen die Regale mit den Werkzeugen entdeckten, verfiel er in Panik. Er riss an den Stahlfesseln, wodurch sie gegen den Metalltisch rasselten.
Bella sah dem Vampir in die blauen Augen. Er hatte furchtbare Angst, und sie wollte ihn beruhigen, doch sie wusste, das wäre nicht klug. Der Lesser beobachtete sie, wartete.
Und dann zückte er ein Messer.
Der Vampir auf dem Tisch schrie auf, als sich der Lesser über ihn beugte. Doch David schlitzte lediglich den Pulli des Gefangenen auf und entblößte seine Brust und seinen Hals.
Obwohl Bella sich dagegen wehrte, regte sich Blutlust in ihr. Es war lange her, seit sie sich genährt hatte, vielleicht schon Monate, und nach all den Belastungen brauchte ihr Körper unbedingt, was nur das Blut des anderen Geschlechts ihr geben konnte.
Der Lesser nahm sie am Arm und zog sie um den Tisch herum. Die Handschellen glitten an dem um den Tisch herumlaufenden Griff mit.
»Ich dachte mir, dass du bestimmt inzwischen Durst hast.« Er rieb ihr mit dem Daumen über den Mund. »Also habe ich dir diesen hier geholt, damit du dich an seiner Vene nähren kannst.«
Sie riss die Augen auf. »So ist es. Er gehört dir allein. Ein Geschenk. Er ist frisch und jung. Besser als die zwei, die in den Rohren stecken. Und wir können ihn so lange behalten, wie er dir dienlich ist.« Der Lesser schob ihre Oberlippe zurück. »Sieh dir das an … diese Fänge werden immer länger. Meine Frau
Weitere Kostenlose Bücher