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Black Dagger 05 - Mondspur

Black Dagger 05 - Mondspur

Titel: Black Dagger 05 - Mondspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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zerbrechlich und dürr.
    Er zog sich aus und duschte. Er hatte Hunger, aber dabei beließ er es gern. Der Schmerz eines leeren Magens, das trockene Lechzen nach Wasser … sich das zu verweigern, was unter seiner Kontrolle stand, entspannte ihn immer. Wenn er es auch noch durchziehen könnte, ohne Schlaf auszukommen, würde er sich das auch noch versagen. Und diese gottverdammte Blutlust …
    Er wollte sauber sein. Innerlich.
    Als er wieder aus der Dusche kam, schor er sich mit einem Rasierer den Schädel. Nackt, ausgekühlt und groggy ging er zu seinem kahlen Lager auf dem Fußboden hinüber. Beim Anblick der beiden gefalteten Decken, die ungefähr so viel Polsterung boten wie zwei Heftpflaster, musste er an Bellas Bett denken. Es war breit und ganz weiß. Weiße Kissenbezüge und Laken. Ein dickes weißes Deckbett und ein weißer flauschiger Überwurf lagen darauf.
    Er hatte auf ihrem Bett gelegen. Hatte sich eingebildet, sie darin riechen zu können. Manchmal hatte er sich sogar darauf herumgewälzt. Das weiche Bett hatte unter seinem harten Körper nachgegeben. Das war beinahe so gewesen, als hätte sie ihn berührt, und auf eine Art sogar besser, als wenn sie es tatsächlich getan hätte. Er konnte es nicht ertragen, wenn ihn jemand anfasste … obwohl er sich wünschte, er hätte Bella nur ein einziges Mal an sich herangelassen. Bei ihr hätte er es vielleicht ausgehalten.
    Seine Augen wanderten zu dem Totenkopf, der auf dem Boden neben seinem Lager stand. Die Augenhöhlen waren schwarze Löcher, und er stellte sich die Pupille und die Iris vor, die ihn einst daraus angestarrt hatten. Zwischen die Zähne war ein etwa fünf Zentimeter
breiter Streifen schwarzen Leders geschoben worden. Traditionell wurden Worte der Hingabe an die Verstorbenen in diesen Lederstreifen geritzt, doch das Stück, auf das dieser Kiefer biss, war blank.
    Er legte sich hin, mit dem Kopf neben den Schädel, und die Vergangenheit kehrte zurück, das Jahr 1802 …
     
    Der Sklave erwachte allmählich. Er lag flach auf dem Rücken und hatte überall Schmerzen, wenn er auch nicht wusste, warum … bis ihm einfiel, dass er in der vergangenen Nacht in die Transition eingetreten war. Stundenlang hatten ihn die Schmerzen der sprießenden Muskeln, der sich verdickenden Knochen, seines sich verwandelnden Körpers bewegungsunfähig gemacht.
    Seltsam … wahrlich, sein Hals und seine Handgelenke schmerzten auf eine andere Art.
    Er schlug die Augen auf. Die Decke hing tief, und in den Stein eingezogen waren dünne schwarze Gitterstäbe. Als er den Kopf drehte, sah er eine Eichentür mit weiteren Gitterstäben, die vertikal die dicken Planken herab verliefen. An der Wand waren ebenfalls Stahlbalken sichtbar … Im Verlies. Er war im Verlies, aber warum? Und er sollte sich sputen, um seine Pflichten nicht zu vernachlässigen …
    Er versuchte, sich aufzusetzen, doch seine Unterarme und Schienbeine waren am Boden befestigt. Seine Augen weiteten sich, er zuckte …
    »Sachte, sachte!« Das war der Schmied. Und er tätowierte gerade schwarze Fesseln um die Trinkstellen des Sklaven.
    O allmächtige Jungfrau der Schrift, nein. Nicht das …
    Der Sklave wehrte sich gegen die Fesseln, und der andere Mann blickte ärgerlich auf. »Still, sag ich! Ich werde mich nicht auspeitschen lassen, weil du nicht stillhalten kannst.«
    »Ich flehe dich an …« Die Stimme des Sklaven klang falsch. Sie war zu tief. »Hab Erbarmen.«

    Da hörte er ein leises weibliches Lachen. Die Herrin des Haushaltes war in die Zelle getreten, das lange Gewand aus weißer Seide auf dem Steinboden hinter sich herziehend. Ihr blondes Haar fiel ihr verführerisch über die Schultern.
    Der Sklave senkte den Blick, wie es sich geziemte, und bemerkte, dass er gänzlich unbekleidet war. Errötend, verlegen wünschte er sich, seine Scham wäre bedeckt.
    »Du bist erwacht«, sagte sie und näherte sich ihm.
    Er konnte sich nicht vorstellen, warum sie einem von solch niederem Stand wie ihm einen Besuch abstattete. Er war nur ein Küchenjunge, noch unter den Dienstmägden stehend, die den Abtritt säubern mussten.
    »Sieh mich an«, befahl die Herrin.
    Er tat wie ihm geheißen, obwohl es allem widersprach, was er je gewusst hatte. Nie zuvor war es ihm erlaubt gewesen, ihr in die Augen zu blicken.
    Was er darin sah, machte ihn fassungslos. Sie betrachtete ihn, wie ihn noch nie eine Frau angesehen hatte. Gier prägte die edlen Gesichtszüge, ihr dunkler Blick glühte von einer Absicht, die er nicht

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