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Black Dagger 05 - Mondspur

Black Dagger 05 - Mondspur

Titel: Black Dagger 05 - Mondspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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er nie wieder hierherkommen konnte.
    Das Dumme war nur, dass er das Gefühl hatte, er würde ihr wehtun, wenn er ihr Haus abfackelte.
    Wenn er also schon nicht verbrannte Erde hinterlassen konnte, dann wollte er wenigstens etwas mitnehmen. Während er darüber nachdachte, was er mit sich nehmen und sich trotzdem dematerialisieren konnte, legte er die Hand auf die schmale Kette, die sich eng um seinen Hals schloss.
    Dieses Schmuckstück mit den winzigen Diamanten gehörte ihr. Er hatte es zwischen den ganzen Trümmern auf dem Terrakottafußboden unter dem Küchentisch gefunden, in der Nacht nach ihrer Entführung. Er hatte es von ihrem Blut gereinigt, den Verschluss repariert und die Kette seitdem immer getragen.
    Und Diamanten waren doch unvergänglich? Sie überdauerten alles. Wie seine Erinnerung an sie.
    Bevor Zsadist ging, warf er einen letzten Blick auf das Aquarium. Das Futter war jetzt fast verschwunden, von der Oberfläche geschnappt von kleinen aufgesperrten Mäulern, Mäulern, die sich vorsichtig von unten näherten.
     
    John wusste nicht, wie lange er in Wellsies Armen gelegen hatte, aber er brauchte ein Weilchen, um wieder in der Realität anzukommen. Als er sich schließlich ihrer Umarmung entzog, lächelte sie ihn an.
    »Bist du sicher, dass du mir nicht von deinem Albtraum erzählen willst?«
    Johns Hände bewegten sich, und sie sah ganz genau hin, da sie gerade erst angefangen hatte, die Zeichensprache
zu lernen. Er wusste, er redete zu schnell, deshalb nahm er einen Block und einen Stift zur Hand.
    Es war nichts. Jetzt geht es mir wieder gut. Aber Danke, dass du mich geweckt hast.
    »Willst du wieder ins Bett?«
    Er nickte. Es kam ihm so vor, als hätte er seit eineinhalb Monaten nichts getan als geschlafen und gegessen, aber sein Appetit und seine Erschöpfung nahmen einfach kein Ende. Andererseits musste er auch dreiundzwanzig Jahre Hunger und Schlaflosigkeit bekämpfen.
    Er legte sich wieder unter die Decke, und Wellsie setzte sich neben ihn. Im Stehen sah man ihre Schwangerschaft noch kaum, aber wenn sie saß, zeigte sich eine deutliche Schwellung unter dem weiten Hemd.
    »Soll ich das Licht in deinem Badezimmer anmachen? «
    Er schüttelte den Kopf. Dann käme er sich noch mehr wie ein Waschlappen vor, und sein Ego war ohnehin schon total am Boden.
    »Ich bin an meinem Schreibtisch, in Ordnung?«
    Als sie ging, war er über seine Erleichterung innerlich etwas zerknirscht, doch nach dem Abflauen der Panik schämte er sich einfach. So benahm sich ein Mann einfach nicht. Ein Mann hätte den weißhaarigen Dämon im Traum bekämpft und besiegt. Und selbst wenn er Angst gehabt hätte, dann hätte ein Mann sich nicht zusammengerollt und wie ein Fünfjähriger gezittert, als er aufwachte.
    Doch John war eben kein Mann. Zumindest noch nicht. Tohr hatte gesagt, die Wandlung würde erst mit knapp fünfundzwanzig Jahren eintreten. Er konnte es kaum erwarten, bis die nächsten zwei Jahre vorbei waren. Denn selbst wenn ihm nun bewusst war, warum er nur knapp einen Meter siebzig maß und gut fünfzig
Kilo wog, war es doch hart. Er hasste den täglichen Anblick seines knochigen Spiegelbildes. Hasste es, Kinderkleidung zu tragen, obwohl er längst alt genug war, um Auto zu fahren, Alkohol zu trinken und zu wählen. Schauderte bei dem Gedanken, dass er noch nie eine Erektion gehabt hatte, nicht einmal, wenn er aus einem seiner erotischen Träume aufwachte. Und eine Frau geküsst hatte er auch noch nicht.
    Nein, in Sachen Männlichkeit war er einfach nicht besonders weit. Besonders in Anbetracht dessen, was ihm vor knapp einem Jahr zugestoßen war. Himmel, dieser Überfall jährte sich bald zum ersten Mal, oder nicht? Sein Gesicht verzog sich, als er versuchte, nicht an das schmutzige Treppenhaus zu denken oder an den Mann, der ihm das Messer an die Kehle gehalten hatte, oder an diese furchtbaren Momente, in denen ihm etwas Unwiederbringliches genommen worden war: seine Unschuld.
    Er zwang seinen Verstand aus dieser Abwärtsspirale heraus und sagte sich, dass er wenigstens nicht länger ein hoffnungsloser Fall war. Schon bald würde er sich in einen Mann verwandeln.
    Die Gedanken an seine Zukunft machten ihn ganz zappelig, und er warf die Decke von sich und ging zum Schrank. Der Anblick war immer noch ungewohnt; noch nie in seinem Leben hatte er so viele Hosen und Pullis besessen, und alle waren so neu und schön … Alle Reißverschlüsse intakt, keine fehlenden Knöpfe, keine Löcher, keine Risse. Sogar ein

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