Black Dagger 05 - Mondspur
hatte er irgendwelche Rechte besessen, keine Bildung, kein Wissen. Doch zumindest hatte er sich frei bewegen können. Und sein Körper und sein Blut hatten ihm selbst gehört.
Bei der Erinnerung an die Hände auf seiner Haut wurde ihm wieder übel. Er blickte auf sein Geschlecht hinab und stellte fest, dass er die Herrin immer noch auf sich riechen konnte. Er fragte sich, wie lange die Schwellung wohl anhalten würde.
Und was geschehen würde, wenn sie zurückkam.
Zsadist rieb sich das Gesicht und drehte sich um. Sie war wiedergekommen, o ja. Und sie war niemals allein gekommen.
Er schloss die Augen, um die Erinnerungen zu verscheuchen, und versuchte krampfhaft, einzuschlafen. Das letzte Bild, das vor ihm aufblitzte, war Bellas Bauernhaus auf der schneebedeckten Wiese.
Das Haus war so unendlich leer, so verlassen, obwohl es mit Dingen angefüllt war. Mit Bellas Verschwinden war es seiner wichtigsten Aufgabe beraubt worden: Obschon
es immer noch ein massives Gebäude war und Wind und Wetter abzuhalten vermochte, war es nicht mehr länger ein Heim.
Seelenlos.
In gewisser Weise war ihr Haus genau wie er.
5
Der Morgen dämmerte schon, als Butch O’Neal den Escalade auf dem Hof parkte. Beim Aussteigen konnte er G-Unit aus dem Pförtnerhaus wummern hören, woraus er schloss, dass sein Mitbewohner zu Hause war. V brauchte seinen Rap; das war für ihn wie Luft zum Atmen. Er sagte, die fetten Tracks hielten die Störungen durch anderer Leute Gedanken auf einem vertretbaren Level.
Butch marschierte zur Tür und tippte den Code ein. Ein Schloss schnappte auf, und er trat in die Vorhalle, wo er eine weitere Kontrolle durchlief. Vampire standen total auf Doppeltürsysteme. Auf diese Art und Weise musste man sich nämlich keine Sorgen machen, dass einem jemand das ganze Haus mit Sonnenlicht überflutete.
Das Pförtnerhaus, auch bekannt als Die Höhle, war nicht besonders aufgemotzt; einfach nur ein Wohnzimmer, Einbauküche und zwei Schlafzimmer mit jeweils eigenem
Bad. Doch er mochte die Junggesellenbude, und er mochte den Vampir, mit dem er zusammenwohnte. Er und sein Hausgenosse standen sich so nah wie … Brüder.
Als er ins Wohnzimmer kam, waren die schwarzen Ledersofas leer, doch SportsCenter lief auf dem Plasmafernseher und der schokoladige Duft von rotem Rauch lag in der Luft. Also war Phury hier oder zumindest vor Kurzem erst gegangen.
»Hallo, Lucy«, rief Butch laut.
Die beiden Brüder kamen herein. Beide trugen noch ihre Kampfklamotten. In all dem Leder und mit den schweren Stiefeln sahen sie aus wie die Killer, die sie waren.
»Du siehst müde aus, Bulle«, bemerkte Vishous.
»Ich bin auch völlig fertig.«
Butch schielte nach dem Joint in Phurys Mundwinkel. Eigentlich hatte er seine Drogentage längst hinter sich gelassen, aber heute wäre er beinahe eingeknickt und hätte um einen Zug von diesem roten Rauch gebeten. Die Sache war nur die, er hatte schon zwei Süchte und war deshalb einigermaßen beschäftigt.
Whisky in sich reinzuschütten und eine Vampirin anzuschmachten, die ihn nicht haben wollte, nahm mehr oder weniger seine gesamte Zeit in Anspruch. Außerdem gab es keinen Anlass, an einem System zu drehen, das reibungslos funktionierte. Der liebeskranke Mist heizte das Saufen an, und wenn er dann betrunken war, vermisste er Marissa noch mehr, weswegen er dann noch einen kippen wollte … Und so weiter. Ein höllisches Karussell. Dabei drehte sich sogar der Raum mit.
»Hast du mit Z gesprochen?«, wollte Phury wissen.
Butch zog den Kaschmirmantel aus und hängte ihn in den Schrank. »Ja. Er war nicht begeistert.«
»Wird er sich ein Weilchen von dort fernhalten?«
»Ich glaube schon. Vorausgesetzt, er hat das Haus nicht abgefackelt, nachdem er mich rausgeschmissen hat. Er hatte diesen speziellen Glanz in den Augen, als ich ging. Ihr wisst schon, dieses Glitzern, bei dem einem die Eier in der Hose verschrumpeln, wenn man neben ihm steht.«
Phury fuhr sich mit der Hand durch sein Wahnsinnshaar. Es fiel ihm über die Schultern, lauter dicke blonde, rote und braune Wellen. Er war an sich schon ein gut aussehender Bursche; aber mit der Mähne war er … okay, gut, der Bruder war schön. Nicht, dass Butch so gepolt gewesen wäre, aber der Kerl sah besser aus als viele Frauen, die er kannte. Kleidete sich auch besser als die meisten Ladys, wenn er nicht gerade in seiner Gefechtsmontur steckte.
Mann, nur gut, dass er kämpfte wie ein Berserker, sonst hätte man ihn noch für einen
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