Black Dagger 05 - Mondspur
eine grausige Parodie auf das höchste Vereinigungsritual ihrer Rasse. Sie war wahrlich seine Frau …
Sie taumelte aus der Dusche, rutschte auf dem Marmorfußboden aus, tastete nach einem Handtuch und wickelte sich darin ein. Nahm noch eins und wickelte sich weiter ein. Sie hätte drei, vier … fünf genommen, hätte sie mehr gefunden.
Ihre Knie waren weich, und ihr war übel, als sie zu dem beschlagenen Spiegel ging. Sie holte tief Luft und rieb mit dem Ellbogen über das Kondenswasser. Und sah sich an.
John wischte sich den Mund und schaffte es dabei irgendwie, seine Serviette fallen zu lassen. Still fluchend bückte er sich, um sie aufzuheben … genau wie Sarelle, die das verdammte Ding zuerst zu fassen bekam. Er formte das Wort Danke mit den Lippen, als sie ihm die Serviette reichte.
»Bitte«, sagte sie.
Mann, er liebte ihre Stimme. Und dass sie nach Lavendellotion roch. Und ihre langen, schlanken Finger.
Aber das Abendessen war furchtbar gewesen. Wellsie und Tohr hatten das Reden für ihn übernommen und Sarelle eine etwas beschönigte Version seiner Lebensgeschichte erzählt. Das Bisschen, was er auf seinen Block
schrieb, hatte wie ein kümmerlicher Lückenfüller gewirkt.
Als sein Kopf wieder über dem Tisch auftauchte, lächelte Wellsie ihn an. Doch dann räusperte sie sich, als ob sie sich bemühen müsste, cool zu bleiben.
»Wie schon gesagt, ein paar Vampirinnen aus der Aristokratie haben früher im Alten Land immer die Wintersonnwendfeier organisiert. Bellas Mutter war übrigens eine davon. Ich möchte mich gern mit ihnen besprechen. Sichergehen, dass wir nichts vergessen.«
John ließ die Konversation an sich vorbeiplätschern, ohne besonders aufzupassen, bis Sarelle sagte: »Ich sollte mich wohl lieber auf den Weg machen. In fünfunddreißig Minuten ist Sonnenaufgang. Meine Eltern kriegen einen Anfall.«
Sie schob den Stuhl vom Tisch und erhob sich. Und John stand ebenfalls auf, weil alle aufstanden. Bei der Verabschiedung fühlte er sich ins Abseits gedrängt. Zumindest bis Sarelle ihn direkt ansah.
»Bringst du mich noch raus?«, fragte sie.
Sein Blick schoss zur Haustür. Sie rausbringen? Zu ihrem Auto?
Urplötzlich flutete eine Art roher männlicher Instinkt durch seine Brust, so kraftvoll, dass er ins Schwanken geriet. Seine Handflächen kitzelten auf einmal, und er betrachtete sie mit einem Gefühl, als läge etwas darin, als hielte er etwas in seinen Händen … um sie zu beschützen.
Sarelle räusperte sich. »Okay … ähm …«
John wurde bewusst, dass sie auf ihn wartete, und er riss sich aus seiner kleinen Trance. Er machte einen Schritt nach vorn und deutete auf die Eingangstür.
Beim Hinausgehen sagte sie: »Und, freust du dich schon auf das Training?«
John nickte. Seine Augen suchten ganz von selbst die Umgebung ab, durchsuchten die Schatten. Er spürte, wie er sich verspannte, und seine rechte Handfläche begann wieder zu summen. Er wusste einfach, dass er sie um jeden Preis beschützen musste.
Die Schlüssel klirrten in ihrer Hand, als sie den Bund aus der Tasche zog.
»Ich glaube, ein Freund von mir wird auch in deiner Klasse sein. Er sollte sich heute Nacht anmelden.« Sie schloss das Auto auf. »Wie auch immer, du weißt doch, warum ich heute wirklich hier war, oder?«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich glaube, Wellsie und Tohr möchten, dass du dich an mir nährst. Wenn deine Transition kommt.«
Vor lauter Schreck musste John husten. Er war sich sicher, dass seine Augen ihm aus dem Schädel hüpfen und die Auffahrt hinunterrollen würden.
»Tut mir leid.« Sie lächelte. »Dann haben sie es dir wohl nicht erzählt.«
Wohl kaum, an das Gespräch würde er sich mit Sicherheit erinnern.
»Für mich ist das okay«, sagte sie. »Und für dich?
O. Mein. Gott.
»John?« Wieder räusperte sie sich. »Ich mach dir einen Vorschlag. Hast du was zu schreiben?«
Benommen schüttelte er den Kopf. Den Block hatte er im Haus gelassen. Idiot.
»Gib mir deine Hand.« Als er gehorchte, holte sie von irgendwoher einen Kuli und beugte sich über seine Handfläche. Weich glitt die Spitze über seine Haut. »Das ist meine E-Mail-Adresse und meine Instant-Messenger-Nummer. In einer Stunde oder so bin ich online. Mail mir doch, okay? Dann können wir in Ruhe reden.«
Er betrachtete, was sie geschrieben hatte. Starrte es
unverwandt an. Sie zuckte die Achseln. »Ich meine, du musst natürlich nicht. Nur … du weißt schon. Ich dachte, wir könnten uns so ein bisschen
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