Black Dagger 05 - Mondspur
Nacht hat sich der letzte Anwärter angemeldet. Wir können loslegen.«
Schweigend liefen die beiden durch die Garage. Tohr ging voraus, die breiten Schultern bewegten sich rhythmisch zu seinen langen Schritten. Der Kopf des Mannes war gesenkt, als suche er nach Rissen im Betonboden.
John blieb stehen und pfiff.
Tohr wurde langsamer und hielt dann an. »Ja?«, fragte er leise.
Da holte John den Block heraus und kritzelte etwas.
Beim Lesen zog Tohr die Augenbrauen zusammen. »Kein Grund, sich zu entschuldigen. Hauptsache, du fühlst dich wohl.«
John streckte die Hand aus und drückte Tohrs Bizeps. Der schüttelte den Kopf.
»Ist schon in Ordnung. Und jetzt komm, ich will mir hier draußen nicht den Tod holen.« Als John sich
nicht rührte, wandte er noch einmal den Kopf. »Ach, Scheiße … ich bin nur … ich bin für dich da. Das ist alles. «
Das habe ich nicht eine Sekunde bezweifelt. Niemals.
»Gut. Das solltest du auch nicht. Um ganz ehrlich zu sein, fühle ich mich wie dein …« Tohr rieb sich mit dem Daumen über die Stirn. »Ach was, ich will dich nicht bedrängen. Gehen wir rein.«
Bevor John ihn noch bitten konnte, den Satz zu beenden, zog Tohr die Tür auf und ging ins Haus. Wellsies Stimme drang heraus … und die einer weiteren Frau. John runzelte die Stirn, als er um die Ecke in die Küche bog. Und blieb dann wie angewurzelt stehen, als sich eine blonde Frau über die Schulter blickte.
Wow.
Kinnlanges Haar und Augen in der Farbe von frischem Laub. Ihre Hüftjeans war so knapp geschnitten … du liebe Güte, er konnte ihren Nabel sehen und noch zwei Zentimeter Haut darunter. Und der schwarze Rolli war … Also er konnte haargenau erkennen, was für einen perfekten Körper sie hatte, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken.
Wellsie grinste. »Ihr kommt gerade richtig. John, das ist meine Cousine Sarelle. Sarelle, das ist John.«
»Hallo John.« Die Frau lächelte.
Fänge. O Mann, seht euch diese Fänge an … Etwas lief ihm wie ein heißer Windhauch über die Haut, es kribbelte von Kopf bis Fuß. Aus Verwirrung öffnete er den Mund. Dann dachte er, na klar. Als ob aus diesem nutzlosen Futterloch je was herauskäme.
Knallrot angelaufen hob er die Hand zu einem Winken.
»Sarelle hilft mir bei den Vorbereitungen für das Winterfest«, erklärte Wellsie. »Und sie bleibt noch auf einen
Happen, bevor die Sonne aufgeht. Warum deckt ihr beiden nicht schnell den Tisch?«
Als Sarelle wieder lächelte, wurde das Kribbeln in seinem Körper so stark, dass er sich fühlte, als würde er vom Boden abheben.
»John? Der Tisch?«, gab Wellsie noch mal das Stichwort.
Er nickte. Und versuchte krampfhaft sich zu erinnern, wo noch mal das Besteck war.
Os Scheinwerfer strichen über die Vorderseite von Mr Xs Hütte. Der 08/15 Minivan des Haupt-Lesser stand dicht neben der Tür. O stellte seinen Pick-up direkt hinter dem Wagen ab.
Beim Aussteigen schoss ihm die eiskalte Luft in die Lungen, und ihm war bewusst, dass er in Topform war. Trotzdem, was er vorhatte, ruhten seine Emotionen wie weiche Daunen in seiner Brust, alles in bester Ordnung, nichts verrutscht. Sein Körper war ebenso unerschütterlich, bewegte sich mit kontrollierter Kraft, eine zum Abschuss bereite Waffe.
Die Gesetzesrollen zu durchforsten, hatte ein Weilchen gedauert, aber er hatte gefunden, was er suchte. Er wusste, was zu geschehen hatte.
Ohne zu klopfen, öffnete er die Tür der Hütte.
Mr X blickte vom Küchentisch auf. Sein Gesicht war unbewegt, ließ keinerlei Misstrauen erkennen, keinen Spott, keine Aggression irgendwelcher Art. Auch keine Überraschung.
Das hieß also, sie waren beide in Topform.
Ohne ein Wort erhob sich der Haupt-Lesser, die eine Hand griff nach hinten. O wusste, was dort war, und er lächelte, als er sein eigenes Messer zog.
»Also, Mr O …«
»Ich bin bereit für eine Beförderung.«
»Wie bitte?«
Blitzschnell wandte O die Klinge gegen sich selbst und setzte sie auf seinem Brustbein an. Mit beiden Händen stieß er zu und bohrte sich die Klinge in die eigene Brust.
Das Letzte, was er sah, bevor das große weiße Inferno ihn röstete, war der Schock auf Mr Xs Gesicht. Schock, der sich rasch in Entsetzen verwandelte, als dem Mann klar wurde, wohin O ging. Und was O tun würde, wenn er dort ankam.
14
Bella lag im Bett und lauschte den gedämpften Geräuschen um sie herum: männliche Stimmen im Flur, tief, rhythmisch … der Wind, der das große Haus umwehte, launisch und pfeifend … das
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