Black Dagger 05 - Mondspur
unsterblicher und ausgewiesener Killer zu werden.
Und jetzt hatte er ein anderes Tauschgeschäft gemacht.
Mr X gab es nicht mehr. O war jetzt der Haupt-Lesser.
Unglücklicherweise war er jetzt auch Omegas Hure.
Er versuchte, den Kopf zu heben. Sofort begann sich der Raum erneut zu drehen, doch er war viel zu erschöpft, um schon wieder Übelkeit zu verspüren. Oder vielleicht hatte er auch in dieser Hinsicht einfach keine Reserven mehr.
Die Hütte. Er war in Mr Xs Hütte. Und dem Licht nach zu urteilen, wurde es bereits hell. Er blinzelte und sah an sich hinab. Er war nackt. Überall Blutergüsse. Und der Geschmack in seinem Mund war widerlich.
Dusche. Er musste sich waschen.
Mithilfe eines Stuhls und der Tischkante zog O sich vom Fußboden hoch. Als er auf seinen Beinen stand, musste er aus unerfindlichen Gründen an eine Lavalampe denken. Wahrscheinlich, weil sich sein Inneres ebenso flüssig anfühlte.
Sein linkes Knie gab nach, und er sank auf den Stuhl. Er schlang die Arme um sich und beschloss, dass die Dusche noch etwas warten konnte.
Mann … die Welt war wieder neu entstanden, oder nicht? Und er hatte im Laufe dieser Beförderung so viele Dinge gelernt. Vor der Veränderung seines Status hatte er nicht gewusst, dass der Haupt-Lesser viel mehr war als lediglich der Anführer aller Vampirjäger. In Wirklichkeit war Omega auf der anderen Seite gefangen und brauchte einen Kanal, um diesseitig aktiv zu werden. Die Nummer eins der Lesser war das Leuchtfeuer, das Omega benutzte, um während seiner Überquerung den Weg zu finden. Alles, was der Haupt-Lesser tun musste, war, den Kanal zu öffnen und als Lichtsignal zu fungieren.
Und es hatte einige entschiedene Vorteile, der oberste
Lesser zu sein. Vorteile, im Vergleich zu denen Mr Xs Lähmungstrick wie Kinderkram wirkte.
Mr X … der gute alte Sensei. O musste lachen. Egal, wie scheiße er sich heute Morgen fühlte, Mr X ging es schlechter. Garantiert.
Alles war so glattgelaufen nach der Nummer mit dem Messer in seiner Brust. Als O vor Omegas Füßen gelandet war, hatte er ihm sein Anliegen bezüglich eines Führungswechsels vorgetragen. Er hatte darauf hingewiesen, dass die Reihen der Gesellschaft sich lichteten, besonders unter den Elitekämpfern. Die Bruderschaft erstarkte. Der Blinde König hatte den Thron bestiegen. Mr X verteidigte ihre Position nicht effektiv.
Und das alles entsprach der Wahrheit. Doch nichts davon hatte den Deal besiegelt.
Nein, der Abschluss war durch Omegas Faible für O zustande gekommen.
Es hatte in der Geschichte der Gesellschaft einige Fälle gegeben, in denen Omega ein persönliches Interesse, wenn man es so nennen wollte, für einen speziellen Lesser entwickelt hatte. Das war keine Gunst, wie man sie sich vielleicht vorstellte. Omegas Zuneigung war immer heftig und kurzlebig, und die Trennungen waren den Gerüchten nach schauerlich. Doch O war willens, zu betteln und zu lügen, um zu bekommen, was er brauchte, und Omega hatte genommen, was er ihm anbot.
Was für eine grauenvolle Art und Weise, ein paar Stunden totzuschlagen. Aber es war die Sache wert.
Träge fragte er sich, was wohl in diesem Augenblick mit Mr X passierte. Als O entlassen worden war, wollte Omega gerade den anderen Jäger nach Hause holen, und das musste inzwischen passiert sein. Die Waffen des ehemaligen Haupt-Lesser lagen auf dem Tisch, sein
Handy und sein BlackBerry daneben. Und neben der Eingangstür entdeckte er einen versengten Fleck.
O blickte auf die Digitaluhr gegenüber. Auch wenn er sich immer noch fühlte, als ob ihn ein Laster überfahren hätte, wurde es Zeit für ein bisschen Motivation. Er nahm Mr Xs Handy, wählte und hielt es sich ans Ohr.
»Ja, Sensei?«, hörte er U.
»Es gab einen Wechsel in der Führung. Ich möchte Sie als meinen Stellvertreter benennen.«
Schweigen. Dann: »Scheiße. Was ist mit Mr X passiert? «
»Der frisst gerade seine Entlassungspapiere. Also, sind Sie dabei?«
»Äh, klar. Ich bin Ihr Mann.«
»Von jetzt an sind Sie für den Morgenappell zuständig. Persönliche Anwesenheit ist nicht notwendig. E-Mail reicht völlig. Und ich belasse die Einheiten so, wie sie sind. Elite in Zweiergruppen. Betas zu viert. Machen Sie die Sache mit Mr X publik. Und dann bewegen Sie Ihren Arsch hier in die Hütte.«
O legte auf. Die Gesellschaft war ihm scheißegal. Der idiotische Krieg mit den Vampiren interessierte ihn nicht die Bohne. Er hatte zwei Ziele: seine Frau tot oder lebendig zurückzubekommen. Und den
Weitere Kostenlose Bücher