Black Dagger 05 - Mondspur
Privatgemächer des Reverend bewachten.
»Wir sagen ihm Bescheid, dass du da bist«, sagte der Linke von den beiden.
Einen Sekundenbruchteil später wurde Phury eingelassen. Das Büro war wie eine Höhle, mit niedriger Decke und schwacher Beleuchtung, und der Vampir hinter dem Schreibtisch beherrschte den gesamten Raum. Besonders, als er sich erhob.
Der Reverend war knappe zwei Meter groß, und der kurze Irokesenschnitt passte genauso gut zu ihm wie der schicke italienische Zwirn, den er trug. Sein Gesichtausdruck war erbarmungslos und intelligent und deutete zu Recht genau auf den gefährlichen Geschäftszweig, in dem er tätig war. Seine Augen allerdings … seine Augen passten nicht zum restlichen Eindruck. Sie waren auf eine merkwürdige Art schön und hatten die Farbe von Amethysten, ein tiefes, leuchtendes Violett.
»So schnell zurück?«, fragte er mit noch tieferer, härterer Stimme als üblich.
Hol dir das Zeug und dann raus hier, dachte Phury.
Er holte sein Bündel Scheine aus der Hosentasche und zählte drei Riesen ab. Dann breitete er die Tausender wie einen Fächer auf dem Chromschreibtisch aus. »Doppelt so viel wie sonst. Und ich möchte es geviertelt. «
Der Reverend lächelte kühl und drehte den Kopf zur Seite. »Rally, gib dem Mann, was er braucht. Und verpack es gut.« Ein Gehilfe trat aus der Dunkelheit und verschwand eilig durch eine Schiebetür im hinteren Teil des Raums.
Als sie allein waren, kam der Reverend langsam um seinen Schreibtisch herum. Er bewegte sich, als flösse Öl in seinen Adern, geballte geschmeidige Kraft. Er kam so nah an Phury heran, dass der seine Hand in die Jackentasche steckte und nach einer seiner Waffen tastete.
»Bist du ganz sicher, dass wir dir nicht den Mund nach etwas Härterem wässrig machen können?«, fragte der Reverend. »Dieser rote Rauch ist doch Kinderkram.«
»Wenn ich etwas anderes haben wollte, würde ich danach fragen.«
Der Vampir blieb neben ihm stehen. Sehr nahe.
Phury zog die Brauen zusammen. »Gibt’s ein Problem? «
»Du hast tolle Haare, weißt du das? Wie eine schöne Frau. All diese unterschiedlichen Farben.« Die Stimme des Reverend war seltsam hypnotisch, die violetten Augen listig. »Apropos Frauen, ich höre, du machst keinen Gebrauch von dem, was meine Damen hier anbieten. Stimmt das?«
»Was interessiert es dich?«
»Ich wollte nur sichergehen, dass deinen Bedürfnissen hier auch entsprochen wird. Kundenzufriedenheit ist ja so verdammt wichtig.« Jetzt schob sich der Kerl noch näher heran und deutete mit dem Kopf auf Phurys Arm – den, der in der Manteltasche steckte. »Deine Hand liegt auf einer Knarre, stimmt’s? Angst vor mir?«
»Ich will nur dafür sorgen, dass ich mich angemessen um dich kümmern kann.«
»Ach wirklich?«
»Ja. Falls du eine kleine Glock-zu-Mund-Beatmung brauchst.«
Der Reverend grinste, seine Fänge blitzten auf. »Weißt du, ich hab so ein Gerücht gehört … über ein Mitglied der Bruderschaft, das im Zölibat lebt. Echt, stell dir das vor, ein Krieger, der enthaltsam ist. Und ich hab noch mehr von diesem Mann gehört. Er hat nur noch ein Bein. Und ein vernarbter Psychopath soll sein Zwillingsbruder sein. Du kennst nicht zufällig so einen Bruder?«
Phury schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Ha. Lustig, ich hab dich schon mit einem Typen rumhängen sehen, der aussieht, als hätte er eine Halloweenmaske auf. Und mit ein paar anderen großen Kerlen, die auf ein paar Beschreibungen passen, die man mir ins Ohr geflüstert hat. Du meinst nicht zufällig …«
»Tu mir einen Gefallen, und gib mir einfach mein Dope. Ich warte draußen.« Phury wandte sich um. Er hatte von Anfang an schlechte Laune gehabt: Frustriert, dass er keinen Kampf gefunden hatte, und innerlich blutend, weil Bella ihn abgelehnt hatte. Jetzt war kein guter Zeitpunkt für einen Konflikt. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
»Lebst du im Zölibat, weil du auf Männer stehst?«
Phury warf einen Blick über die Schulter. »Was ist denn heute los mit dir? Du bist ja immer ein bisschen schlecht drauf, aber im Moment bist du außerdem ein richtiges Arschloch.«
»Weißt du, vielleicht musst du’s dir einfach mal besorgen lassen. Ich persönlich steh nicht auf Männer, aber wir finden sicher einen, der dir gern einen bläst.«
Zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden verlor Phury die Beherrschung. Er machte einen Satz, packte den Reverend an seinem Gucci-Revers und
nagelte ihn an die Wand. »Warum
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