Black Dagger 05 - Mondspur
Dieses kleine Grinsen hatten sie alle drauf, wenn sie sich unter Menschen bewegten.
Und sie war sogar auf eine Art attraktiv, mit dem langen blonden Haar und dem schwarzen Leder über Brust und Hüften. Als sie sich neben ihm in die Nische setzte, erhaschte er ihren Duft und dachte flüchtig an Sex, zum ersten Mal seit … seit er Marissa im Sommer kennen gelernt hatte.
Mit einem großen Schluck leerte er sein Scotchglas. Dann warf er einen Blick auf die Brüste der Frau. Ja, er dachte an Sex, aber es war mehr ein körperlicher Reflex als sonst etwas. Sein Interesse war nicht mit dem vergleichbar, das er bei Marissa empfunden hatte. Damals war das Verlangen … verzehrend gewesen. Voller Ehrfurcht. Bedeutsam.
Die Vampirin neben ihm warf ihm einen Blick zu, als wüsste sie, welche Richtung seine Gedanken eingeschlagen hatten. »Dein Freund könnte noch ein Weilchen brauchen.«
»Ach ja?«
»Sie waren gerade erst zur Sache gekommen.«
»Beim Verkauf?«
»Beim Sex.«
Butchs Kopf schnellte nach oben, und er sah ihr direkt in die Augen. »Wie bitte?«
»Ups …« Sie runzelte die Stirn. »Seid ihr beiden zusammen oder so was?«
»Nein, wir sind nicht zusammen«, schnaubte er. »Wovon zum Henker redest du überhaupt?«
»Dachte ich mir schon, dass du nicht so drauf bist. Du ziehst dich zwar gut an, aber du kommst gar nicht so rüber.«
»Und mein Kumpel steht auch nicht auf Männer.«
»Bist du dir da ganz sicher?«
Er dachte an den Zölibat und kam ins Grübeln.
Egal. Er brauchte noch was zu trinken; in Phurys Angelegenheiten wollte er sich nicht einmischen. Also hob er den Arm und winkte einer Kellnerin, die sofort angerannt kam.
»Noch einen doppelten Scotch«, sagte er. Aus Höflichkeit wandte er sich an die Frau neben ihm. »Willst du auch was?«
Ihre Hand landete auf seinem Oberschenkel. »Um ehrlich zu sein, ja. Aber das kann sie mir nicht geben.«
Als die Kellnerin abzog, lehnte sich Butch zurück und streckte beide Arme aus, öffnete sich. Die Frau nahm die Einladung an, beugte sich über ihn und ließ ihre Hand gen Süden wandern. Sein Körper regte sich, das erste Lebenszeichen seit Monaten. Ihm schoss flüchtig durch den Kopf, dass er vielleicht Marissa aus dem Kopf bekäme, wenn er mal wieder ein bisschen Sex hätte.
Während die Vampirin ihn durch die Hose hindurch streichelte, betrachtete er sie mit einer Art klinischem Interesse. Er wusste, worauf das hinauslief. Am Ende würde er mit ihr in einem der privaten Toilettenräume verschwinden. Würde vielleicht zehn Minuten dauern, wenn überhaupt. Er würde es ihr besorgen, selbst kommen und sich dann schnellstmöglich aus dem Staub machen.
Diese Quickie-Nummer hatte er schon hunderte Male in seinem Leben abgezogen. Und im Grunde war es nicht mehr als Masturbation, verkleidet als Sex. Keine große Sache.
Er dachte an Marissa … und spürte ein Stechen in seinen Tränenkanälen.
Die Frau neben ihm bewegte sich, sodass ihre Brüste auf seinem Arm zu liegen kamen. »Komm, Süßer, wir gehen nach hinten.«
Er legte seine Hand über ihre, die noch auf seinem Schritt ruhte, und sie ließ eine Art Schnurren an seinem Ohr ertönen. Zumindest so lange, bis er ihre Hand wegschob.
»Tut mir leid. Ich kann nicht.«
Die Vampirin zog den Kopf zurück und sah ihn an, als würde er Witze machen. Butch starrte ungerührt zurück.
Er wollte nicht unbedingt verkünden, dass er nie wieder Sex haben würde. Und er wusste definitiv nicht, warum Marissa ihm so nahegegangen war. Er wusste nur, dass sein altes Verhaltensmuster, wahllos Frauen flachzulegen, ihm nichts mehr gab.
Unvermittelt durchschnitt Phurys Stimme die Hintergrundgeräusche des Clubs. »Hey, Bulle, willst du bleiben oder gehen?«
Butch sah auf. Seine Reaktion ließ einen Moment auf sich warten, während dessen er Spekulationen über seinen Freund anstellte.
Die gelben Augen des Bruders verengten sich. »Was ist denn, Bulle?«
»Von mir aus können wir los«, wich Butch aus.
Als er aufstand, warf Phury der Blonden einen festen Blick zu. Einen echten Halt-bloß-deine-Klappe-Spezial-blick.
Wow, dachte Butch auf dem Weg zur Tür. Also ist Phury wirklich schwul.
20
Stunden später wachte Bella von einem leise schabenden Geräusch auf. Sie blickte zu einem der Fenster, wo die Stahlrollläden herunterfuhren. Es musste bald dämmern.
Nervosität machte sich in ihr breit, und sie starrte die Tür an. Sie wollte, dass Zsadist durch diese Tür kam, wollte ihn vor Augen haben und sich
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