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Black Dagger 05 - Mondspur

Black Dagger 05 - Mondspur

Titel: Black Dagger 05 - Mondspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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reißen.
    Der Umkleideraum war erfüllt mit Dampf und Stimmen und dem Klatschen nasser Handtücher auf bloßen Hinterteilen. Die Auszubildenden hatten ihre verschwitzten Klamotten ausgezogen und duschten sich, bevor sie etwas aßen und danach in die Klassenräume zum theoretischen Teil des Unterrichts gingen.
    Das alles war keine große Sache, bloß die üblichen Rangeleien unter Jungs, nur dass John sich überhaupt nicht nackt ausziehen wollte. Obwohl die anderen auch alle in etwa seine magere Statur hatten, entstammte das Gemeinschaftsduschen direkt dem Highschool-Albtraum, den er bis zu seinem sechzehnten Lebensjahr hatte aushalten müssen. Und im Augenblick war er schlicht und ergreifend viel zu erschöpft für diese Sache.
    Seiner Schätzung nach musste es ungefähr Mitternacht sein, doch er fühlte sich, als wäre es vier Uhr morgens
… und zwar übermorgen. Das Training war für ihn mörderisch gewesen. Keiner der anderen war besonders stark, aber sie alle konnten bei den Kampfstellungen einigermaßen mithalten, die erst Phury und danach Tohr ihnen zeigten. Ein paar davon waren sogar echte Naturtalente. John war eine Katastrophe. Seine Füße waren zu langsam, die Hände immer zur falschen Zeit am falschen Ort, und er hatte kein gutes Körpergefühl. Egal, wie sehr er sich anstrengte, er fand einfach nicht sein Gleichgewicht. Sein Körper war wie ein großer Wasserballon; wenn er sich in eine Richtung bewegte, schwappte die ganze Ladung über ihn hinweg.
    »Du solltest dich besser beeilen«, riet ihm Blaylock. »Wir haben nur noch acht Minuten.«
    John schielte zur Tür. Das Wasser in der Dusche lief noch, aber soweit er sehen konnte, war niemand mehr drin. Er zog seine Hose und das Suspensorium aus und stapfte schnell in die …
    Mist. Lash stand in der Ecke. Als hätte er auf ihn gewartet.
    »Hey, Großer«, begann er gedehnt. »Da hast du uns aber echt das ein oder andere gezeigt …«
    Er verstummte und starrte Johns Brust an.
    »Du kleiner Scheißer«, zischte er. Dann stürmte er aus der Dusche.
    John sah auf die runde Narbe über seinem linken Brustmuskel, mit der er auf die Welt gekommen war … die, von der Tohr ihm erzählt hatte, dass die Mitglieder der Bruderschaft sie bei ihrer Initiation bekamen.
    Na großartig. Die Liste der Dinge, über die er mit seinen Klassenkameraden nicht reden wollte, wurde immer länger. Als er mit einem Handtuch um die Hüfte wieder aus der Dusche kam, standen alle Jungen, selbst Blaylock, nebeneinander. Wie eine geschlossene,
schweigende Einheit musterten sie ihn, und John überlegte, ob Vampire wohl einen Rudelinstinkt besaßen wie Wölfe oder Hunde.
    Immer noch starrten sie ihn kollektiv an. Das darf ich dann wohl als Ja werten.
    John zog den Kopf ein und ging zu seinem Spind. Er konnte es nicht erwarten, dass der Tag endlich vorüber war.
     
    Gegen drei Uhr morgens ging Phury schnellen Schritts die Tenth Street zum Zero Sum hinunter. Butch wartete trotz der Kälte in lässiger Pose vor dem Glas-und-Chrom-Eingang des Clubs. In seinem langen Kaschmirmantel und der tief ins Gesicht gezogenen Red-Sox-Kappe sah er ziemlich gut aus. Anonym, aber gut.
    »Was geht ab?«, fragte Butch, als sie ihre Handflächen zusammenschlugen.
    »Lesser -technisch war die Nacht ein Desaster. Niemand hat welche gefunden. Hey, Mann, danke für die Gesellschaft, ich kann’s brauchen.«
    »Kein Problem.« Butch zog seine Baseballkappe noch tiefer herunter. Wie die Brüder hielt er sich bedeckt. Früher, als Beamter der Mordkommission, hatte er so einige Dealer und Killer in den Knast geschickt, deshalb war es besser für ihn, sich unauffällig zu verhalten.
    Drinnen im Club nervten die Technobeats. Genau wie die Blitzlichter und all die Menschen. Aber Phury hatte seine Gründe hierherzukommen, und Butch war höflich. Mehr oder weniger.
    »Der Laden ist einfach zu verkünstelt«, bemerkte der Polizist mit Blick auf einen Kerl in einem grell pinkfarbenen Jogginganzug und passendem Make-up. »Da sind mir ein paar bodenständige Rednecks und ein anständiges Bier allemal lieber als diese Pillenschlucker.«

    Als sie im VIP-Bereich ankamen, wurde ohne weitere Fragen die Absperrung geöffnet, und sie konnten passieren.
    Phury nickte dem Türsteher zu, dann sah er Butch an. »Dauert nicht lange.«
    »Du weißt ja, wo du mich findest.«
    Während der Polizist auf ihren Stammplatz zumarschierte, machte Phury sich auf den Weg ins Hinterzimmer und blieb vor den beiden Mauren stehen, die die

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