Black Dagger 05 - Mondspur
vergewissern, dass er unversehrt war. Auch wenn er wieder ganz normal gewirkt hatte, als er gegangen war, hatte sie ihm doch einiges zugemutet.
Sie drehte sich auf den Rücken und dachte an Marys Besuch. Woher hatte Zsadist gewusst, dass sie eine Freundin gebraucht hatte? Und die Tatsache, dass er extra zu Mary gegangen war und …
Ohne jede Vorwarnung wurde die Tür weit aufgerissen.
Hastig setzte Bella sich auf und zog sich die Decke bis zum Hals. Doch dann erkannte sie zu ihrer Erleichterung Zsadists Schatten.
»Ich bin’s nur«, sagte er schroff. Er trug ein Tablett und außerdem noch etwas über der Schulter. Eine Tasche. »Was dagegen, wenn ich das Licht anmache?«
»Hi …« Ich bin so froh, dass du heil zurück bist. »Überhaupt nicht.«
Er erweckte einige Kerzen zum Leben, und sie blinzelte in dem plötzlichen Lichtschein.
»Ich habe ein paar Sachen aus deinem Haus geholt.« Das Tablett stellte er auf den Nachttisch, dann öffnete
er die Tasche. »Einige Klamotten und einen Parka. Die Shampooflasche aus deiner Dusche. Eine Bürste. Schuhe. Socken, damit du warme Füße hast. Und auch dein Tagebuch – keine Sorge, ich habe es nicht gelesen. «
»Das hätte mich auch überrascht. Du bist viel zu vertrauenswürdig für so etwas.«
»Nein. Aber ich kann nicht lesen.«
Ihre Augen weiteten sich kurz.
»Wie dem auch sei« – seine Stimme war so hart wie sein Gesichtsausdruck – »ich dachte mir, du möchtest sicher ein paar persönliche Sachen haben.«
Als er die Tasche neben sie aufs Bett stellte, starrte sie ihn unverwandt an, dann nahm sie völlig überwältigt seine Hand in ihre. Er zuckte zurück, und sie errötete und wandte sich der Tasche zu.
Himmel … sie war richtig nervös, ihre Sachen wiederzusehen. Besonders das Tagebuch.
Doch es war sehr tröstlich, ihren roten Lieblingspulli aus der Tasche zu ziehen, ihn sich an die Nase zu halten und einen Hauch des Parfüms zu erhaschen, das sie normalerweise immer trug. Und … ja, die Bürste, ihre Bürste, die mit dem großen rechteckigen Kopf und den Metallborsten, die sie so mochte. Sie klappte den Deckel ihres Shampoos auf und sog tief den Geruch ein. Ah … Biotherm. Kein Vergleich mit dem Zeug, das sie bei dem Lesser hatte benutzen müssen.
»Danke.« Ihre Stimme bebte, als sie das Tagebuch in die Hand nah. »Vielen, vielen Dank.«
Zärtlich streichelte sie über den Ledereinband des Journals. Sie würde es nicht öffnen. Nicht jetzt. Aber bald…
Dann hob sie den Blick. »Kannst du mich … kannst du mich zu meinem Haus bringen?«
»Natürlich.«
»Ich habe Angst hinzufahren, aber ich sollte es vermutlich. «
»Sag mir einfach nur, wann du bereit bist.«
All ihren Mut zusammennehmend, plötzlich ungeduldig, eines der großen bösen »Ersten Male« aus dem Weg zu schaffen, sagte sie: »Wenn die Sonne heute Abend untergeht, möchte ich es versuchen.«
»Dann machen wir das.« Er deutete auf das Tablett. »Und jetzt iss.«
Ohne dem Essen Beachtung zu schenken, beobachtete sie, wie er zum Schrank ging und die Waffen ablegte. Er ging sehr sorgfältig damit um, überprüfte sie gründlich, und sie fragte sich, wo er wohl gewesen war … was er getan hatte. Seine Hände waren zwar sauber, aber auf seinen Unterarmen war schwarzes Blut.
Er hatte heute Nacht getötet.
Wahrscheinlich sollte sie eine Art Triumph verspüren, dass ein Lesser das Zeitliche gesegnet hatte. Aber als Zsadist mit einer Trainingshose über dem Arm zum Badezimmer ging, war ihr sein Wohlergehen viel wichtiger.
Und auch … sein Körper. Er bewegte sich wie eine Raubkatze, im besten Sinne des Wortes, durch und durch verborgene Kraft und geschmeidiger Gang. Das Begehren, das sich bei ihrer allerersten Begegnung in ihr geregt hatte, erfasste sie wieder. Sie wollte ihn.
Die Badezimmertür fiel ins Schloss, und sie hörte, wie das Wasser anging. Sie rieb sich die Augen und entschied, dass sie nicht mehr alle Tassen im Schrank haben musste. Der Mann entzog sich ihr schon bei der bloßen Androhung einer Berührung. Glaubte sie allen Ernstes, er würde bei ihr liegen wollen?
Von sich selbst angeekelt nahm sie das Essen in Augenschein. Es gab Hühnchen im Kräutermantel, Bratkartoffeln
und Kürbisgemüse. Daneben fand sie ein Glas Wasser und ein Glas Weißwein, sowie zwei grellgrüne Äpfel und ein Stückchen Karottenkuchen. Sie nahm die Gabel in die Hand und schob das Hühnchen auf dem Teller herum. Allein, weil er so fürsorglich gewesen war, ihr etwas zu bringen,
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