Black Dagger 05 - Mondspur
Zettel aus der Innentasche seines Sakkos. »Ich habe ein wenig länger gebraucht, weil es eine Anomalie gab, mit der ich nicht gerechnet hatte.«
Scheu blickte John zu Tohr. Dann zu Wellsie. O je … Was, wenn er durch und durch ein Mensch war? Was würden sie dann mit ihm machen? Müsste er dann wieder gehen?
Havers räusperte sich. »John, du bist ein reinrassiger Krieger. In deinen Adern fließen nur winzige Spurenelemente speziesfremden Blutes.«
Tohr lachte laut und klatschte in die Hände. »Ich wusste es! Das ist ja großartig!«
Langsam breitete sich ein Lächeln auf Johns Gesicht aus, so lange, bis er von einem Ohr zum anderen grinste.
»Aber da ist noch etwas anderes.« Havers schob sich die Brille auf der Nase hoch. »Du stehst in der Abstammungslinie des Darius von Marklon. So nah, dass du sein Sohn sein könntest. So nah … dass du eigentlich sein Sohn sein musst.«
Eine undurchdringliche Stille senkte sich über den Raum.
Fragend sah John von Tohr zu Wellsie und zurück. Die beiden waren völlig erstarrt. Waren das gute Nachrichten? Schlechte? Wer war dieser Darius? Ihren Mienen nach zu urteilen, war der Typ vielleicht ein Krimineller oder so was.
Dann sprang Tohr vom Sofa hoch und riss John in seine Arme. Er drückte ihn so fest, dass die beiden fast miteinander verschmolzen. Nach Luft schnappend, die Füße in der Luft zappelnd, schaute John zu Wellsie. Sie hatte beide Hände vor den Mund gelegt, und Tränen rannten ihr über die Wangen.
Urplötzlich ließ Tohr ihn wieder los und trat zurück.
Er hüstelte etwas, und seine Augen schimmerten. »Tja … wer hätte das gedacht.«
Noch ein paarmal räusperte er sich. Rieb sich über das Gesicht. Wirkte ein bisschen benommen.
Wer ist Darius?, wollte John wissen, als er sich wieder hinsetzte.
Tohrs Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Er war mein bester Freund, mein Bruder im Kampf, mein … ich kann es kaum erwarten, dir alles von ihm zu erzählen. Und das heißt außerdem, dass du eine Schwester hast.«
Wen?
»Beth, unsere Königin. Wraths Shellan …«
»Was sie betrifft«, fiel Havers ein. Er sah John an. »Ich begreife deine Reaktion auf sie nicht. Die Computertomografie zeigt keine Auffälligkeiten, ebenso wenig wie das EKG und das große Blutbild. Ich glaube dir natürlich, dass sie der Auslöser für den Anfall war, aber noch habe ich keine Ahnung, warum das so ist. Es wäre am besten, wenn du dich ein Weilchen von ihr fernhältst, damit wir sehen können, ob das auch in einer anderen Umgebung passiert. Okay?«
John nickte, obwohl er die Frau gern wiedergesehen hätte, besonders, wenn er mit ihr verwandt war. Er hatte eine Schwester. Wie cool …
»Und jetzt komme ich zu der anderen Angelegenheit«, sagte Havers betont deutlich.
Wellsie beugte sich vor und legte John die Hand aufs Knie. »Havers möchte etwas mit dir besprechen.«
Misstrauisch runzelte John die Stirn. Was denn?
Der Arzt lächelte und versuchte, beruhigend zu wirken. »Ich möchte, dass du zu diesem Therapeuten gehst.«
Ein eiskalter Schauer lief John über den Rücken. Panisch forschte er in Wellsies Gesicht, dann in Tohrs, unsicher,
wie viel der Arzt ihnen wohl über den Vorfall von vor einem Jahr erzählt haben mochte.
Warum sollte ich?, zeigte er. Mir geht es gut.
Völlig unaufgeregt erklärte Wellsie: »Das ist nur, um dir den Übergang in deine neue Welt zu erleichtern.«
»Und dein erster Termin ist morgen Abend«, ergänzte Havers und senkte den Kopf etwas. Über den Rand seiner Hornbrille hinweg sah er John in die Augen, und die Botschaft in seinem Blick lautete: Entweder gehst du freiwillig hin, oder ich nenne ihnen den wahren Grund, warum das nötig ist.
John blieb keine andere Wahl, als zuzustimmen, und das machte ihn wütend. Aber eine Erpressung aus Mitgefühl war sicher noch besser, als Tohr und Wellsie wissen zu lassen, was ihm zugestoßen war.
In Ordnung. Ich gehe hin.
»Ich kann dich bringen«, sagte Tohr rasch. Dann stockte er. »Ich meine … wir finden sicher jemanden, der dich bringt. Butch könnte dich fahren.«
Johns Gesicht brannte. Tohr wollte er bei diesem Therapeutenauftritt nicht in seiner Nähe haben. Auf gar keinen Fall.
Es klingelte.
Wellsie grinste. »Ah, prima. Das ist Sarelle. Sie kommt, um mit mir das Winterfest vorzubereiten. John, möchtest du uns vielleicht helfen?«
Sarelle kam wieder her? Das hatte sie letzte Nacht beim Chatten gar nicht erwähnt.
»John? Möchtest du mit Sarelle zusammenarbeiten?«
Er nickte
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