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Black Dagger 07 - Menschenkind

Black Dagger 07 - Menschenkind

Titel: Black Dagger 07 - Menschenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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zurück.
    Die Rückkehr in den Alltag erschien ihr wie ein furchtbares Schicksal.
    Nachdem sie sich die Haare geföhnt hatte, stieg sie in ein türkisblaues Kleid von Yves St. Laurent aus den Sechzigerjahren, dann wählte sie aus ihrem Schmuckschrank ein kostbares Brillantset. Die Steine lagen kalt und massiv um ihren Hals, die Ohrringe hingen schwer an den Läppchen, das Armband lag wie eine Fessel um ihr Handgelenk. Beim Betrachten der blitzenden Steine dachte sie, dass Frauen der Aristokratie doch eigentlich nur Schaufensterpuppen waren, die mit dem Reichtum ihrer Familie dekoriert wurden.
    Ganz besonders bei Versammlungen des Princeps -Rates.
    Zwar graute ihr davor, Havers zu begegnen, aber sie wollte diesen Moment auch hinter sich bringen. In seinem Arbeitszimmer war er nicht, also ging sie in die Küche. Sie könnte noch rasch einen Happen essen, bevor sie ging. Gerade als sie die Tür zur Speisekammer aufstieß, sah sie Karolyn aus der Kellertür treten. Die Doggen trug einen hohen Stapel zusammengeklappter Umzugskartons.
    »Moment, ich helfe dir.« Marissa eilte ihr entgegen.
    »Nein, danke … Herrin.« Die Dienerin errötete und
wandte den Blick ab, aber genau so waren die Doggen. Sie hassten es, Hilfe von jenen anzunehmen, denen sie dienten.
    Marissa lächelte sanft. »Du räumst sicher die Bibliothek aus, damit sie gestrichen werden kann. Ach ja! Dabei fällt mir ein, dass wir noch über das Menü für das Dinner morgen Abend sprechen müssen. Nur bin ich jetzt leider schon spät dran.«
    Karolyn verneigte sich sehr tief. »Verzeiht, aber der Herr deutete an, dass die Gesellschaft mit dem Princeps - Leahdyre abgesagt wurde.«
    »Wann hat er das denn gesagt?«
    »Gerade eben, bevor er zum Rat ging.«
    »Er ist schon weg?« Vielleicht hatte er angenommen, dass sie sich ausruhen wollte. »Dann sollte ich mich wohl besser beeilen – Karolyn, ist alles in Ordnung? Du siehst unwohl aus.«
    Jetzt verbeugte sich die Doggen so tief, dass die Kartons am Boden streiften. »Mir geht es sehr gut, wirklich, Herrin. Danke.«
    Daraufhin verließ Marissa rasch das Haus. Sie materialisierte sich vor dem Anwesen im Tudorstil, in dem der derzeitige Rats- Leahdyre lebte. Sie klopfte an die Tür, in der Hoffnung, Havers habe sich wieder etwas beruhigt. Seine Wut konnte sie ja nachvollziehen angesichts der Szene, in die er hereingeplatzt war. Aber er musste sich keine Sorgen machen. Es war nicht so, als wäre Butch Teil ihres Lebens.
    Gott, jedes Mal, wenn sie an ihren Abschied dachte, wollte sie sich übergeben.
    Ein Doggen ließ sie ein und führte sie in die Bibliothek. Als sie eintrat, nahm keiner der neunzehn an dem polierten Tisch sitzenden Mitglieder ihre Anwesenheit zur Kenntnis. Das war nicht ungewöhnlich. Allerdings hob ihr Bruder ebenfalls nicht den Blick, was auffallend war. Außerdem
war für sie kein Platz zu seiner Rechten reserviert. Er stand nicht einmal auf, um den Stuhl für sie vorzuziehen.
    Havers hatte sich nicht beruhigt. Nicht im Mindesten.
    Na ja, dann würde sie eben nach dem Treffen mit ihm sprechen. Ihn beschwichtigen, besänftigen, obwohl sie es kaum über sich brachte, weil sie im Augenblick gut etwas Unterstützung von ihm brauchen könnte.
    Sie setzte sich ans andere Ende des Tisches, auf den mittleren von drei unbesetzten Stühlen. Als noch ein Nachzügler hereinkam, erstarrte er, da er sah, dass alle Plätze außer den beiden neben ihr besetzt waren. Nach einer unangenehmen Pause eilte ein Doggen mit einem weiteren Stuhl herbei, und der Princeps quetschte sich an anderer Stelle dazwischen.
    Der Leahdyre, ein distinguierter, hellhaariger Vampir aus einer herausragenden Blutlinie, sortierte einige Unterlagen, tippte mit der Spitze eines goldenen Füllfederhalters auf den Tisch und räusperte sich. »Hiermit erkläre ich die Versammlung für eröffnet und bringe die Tagesordnung ein, die ihr alle erhalten habt. Eines der Mitglieder hat ein beredtes Gesuch an unseren König verfasst, dem wir höchste Dringlichkeit beimessen sollten, wie ich meine.« Er hob ein Blatt cremeweißes Briefpapier und las vor. »Im Lichte der brutalen Tötung der Princeps Wellesandra, vollblütige Tochter des Princeps Relix und Gefährtin des Kriegers der Black Dagger Tohrment, Sohn des Hharm, und, im Lichte der Verschleppung der Princeps Bella, Gefährtin des Kriegers der Black Dagger Zsadist und vollblütige Schwester des Princeps Rehvenge, sowie im Lichte zahlreicher Todesfälle unter männlichen Angehörigen der

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