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Black Dagger 07 - Menschenkind

Black Dagger 07 - Menschenkind

Titel: Black Dagger 07 - Menschenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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zurückkehrte, war ihm, als hätte er Sodbrennen. Was einleuchtete, da man ihm praktisch seinen eigenen Arsch gefüttert hatte.
    Der Meister war über eine Reihe von Dingen ziemlich sauer gewesen. Er wollte mehr Lesser, mehr ausgeblutete Vampire, mehr Fortschritt, mehr … von allem. Aber die Sache war die – egal, wie viel man ihm gab, er würde immer unzufrieden sein. Vielleicht war das sein persönlicher Fluch.
    Egal. Die Infinitesimalrechnung von Mr Xs Versagen stand an der Tafel, die mathematische Gleichung seiner Zerstörung in Kreide umrissen. Die Unbekannte darin war der Zeitpunkt. Wie lange noch, bevor Omega ausrastete, und Mr X bis in alle Ewigkeit zurückgerufen wurde?
    Die Sache mit Van musste beschleunigt werden. Dieser Mann musste an Bord kommen und so schnell wie möglich seinen Platz einnehmen.

    Mr X ging zu seinem Laptop und fuhr ihn hoch. Er setzte sich neben den getrockneten braunen Fleck, den eine Blutlache hinterlassen hatte, rief die Gesetzesrollen auf und fand die relevante Stelle. Die Zeilen der Prophezeiung beruhigten ihn etwas:
    Es wird Einer kommen, das Ende vor den Meister zu bringen,
ein Kämpfer moderner Zeit,
angetroffen im Siebten des Einundzwanzigsten
und man wird ihn erkennen an den Zahlen, die er trägt:
Eines mehr als der Umkreis, dessen er gewahr wird,
doch zu seiner Rechten bloße Vier zu zählen.
Drei Leben hat er,
zwei Kerben in seiner Front
und mit einem einzigen schwarzen Auge
wird in einem Quell er geboren werden und sterben.
    Mr X lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, ließ den Hals knacken und sah sich um. Die stinkenden Überbleibsel des Cracklabors, der Schmutz, die von reulosen schlechten Taten geschwängerte Luft – das alles war ihm zuwider, aber er konnte nicht einfach gehen. Ebenso wenig, wie er die Gesellschaft der Lesser einfach verlassen konnte.
    Doch alles würde gut werden. Wenigstens hatte er den Ausweg entdeckt.
    Es war eine glückliche Fügung gewesen, Van Dean zu finden. X hatte die übelsten Schlägerhöhlen abgeklappert, um neue Rekruten aufzutreiben. Van war ihm sofort aufgefallen. Er hatte einfach etwas Besonderes an sich, etwas, das ihn über seine Gegner erhob. Und als er den Kerl in jener ersten Nacht beobachtete, hatte Mr X zunächst geglaubt, eine bedeutende Ergänzung für die Gesellschaft entdeckt zu haben … bis er den fehlenden Finger bemerkt hatte.

    Er holte nicht gern jemanden mit einem körperlichen Defekt in die Gesellschaft.
    Aber je öfter er Van kämpfen sah, desto klarer wurde X, dass ein fehlender kleiner Finger nicht die geringste Hürde bedeutete. Dann noch ein paar Nächte später sah er die Tätowierung. Van kämpfte immer mit T-Shirt, aber einmal wurde es über seine Brust nach oben geschoben. Auf dem Rücken des Mannes starrte in schwarzer Tinte ein Auge zwischen den Schulterblättern hervor.
    Das hatte Mr X zum Studium der Schriftrollen getrieben. Die Prophezeiung lag tief verborgen im Text des Handbuchs der Gesellschaft der Lesser, ein nahezu vergessener Abschnitt inmitten der Regeln zur Einführung neuer Mitglieder. Glücklicherweise hatte Mr X die Passage, als er zum ersten Mal Haupt- Lesser wurde, gründlich genug gelesen, um sich daran zu erinnern.
    Wie auch der Rest der Gesetzesrollen, die in den 1930er-Jahren übersetzt worden waren, war der Wortlaut der Prophezeiung ziemlich abstrakt. Aber wenn einem ein Finger an der rechten Hand fehlte, dann konnte man damit nur bis vier zählen. »Drei Leben« stand für Kindheit, Erwachsensein und danach das Leben in der Gesellschaft der Lesser. Und den Zuschauern nach zu urteilen, war Van ein heimisches Gewächs, geboren in der Stadt Caldwell, auch bekannt als The Well, das englische Wort für Quelle.
    Doch da war noch mehr. Die Instinkte dieses Mannes waren schon beinahe unheimlich. Man musste ihm nur in diesem Maschendrahtring zusehen, um sofort zu wissen, dass Nord, Süd, Ost und West nur Teil dessen waren, was er erspürte: Er hatte ein seltenes Talent dafür, vorauszuahnen, wohin sein Gegner sich wenden würde – eines mehr. Diese Gabe war es, die ihn auszeichnete.
    Der Clou aber war der entfernte Blinddarm. Das Wort Kerbe konnte man auf verschiedenste Art und Weise verstehen,
aber es konnte sich durchaus auch auf eine Narbe beziehen. Und jeder Mensch hatte einen Bauchnabel. Wenn einem also der Blinddarm entfernt worden war, dann hatte man ja wohl zwei Narben in seiner »Front«, nicht wahr?
    Außerdem war es das richtige Jahr, um ihn zu finden.
    Mr X tastete

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