Black Dagger 08 - Vampirherz
überrascht zurück – aber es war nur Wrath. Und der König hielt ihn fest, als Vishous die Liege noch stärker neigte, damit das Blut noch schneller aus ihm herausfließen konnte. Dann
kam V zu ihm herum und legte seine Arme sanft über die Kante, so dass sie nach unten hingen. Näher am Abfluss.
»V?«, fragte Butch. »Geh nicht weg, ja?«
»Niemals.« Mit einer Geste, die so zärtlich war, dass sie für einen Mann völlig unangebracht schien, strich er ihm das Haar aus der Stirn.
Irgendwie wurde alles jäh beängstigend. Aus einem Überlebensreflex heraus begann Butch sich zu wehren, doch V lehnte sich von oben auf seine Schultern und hielt ihn fest.
»Ganz ruhig, Bulle. Wir sind alle bei dir. Entspann dich, wenn es geht.«
Die Zeit dehnte sich aus. Zeit … die Zeit verging doch, oder? Leute sprachen mit ihm, aber Marissas brüchige Stimme war alles, was er wirklich hörte … obwohl er nicht wusste, was sie sagte, weil sie immer noch betete.
Er hob den Kopf und sah nach unten, aber er konnte seine Handgelenke nicht mehr sehen, um sich zu überzeugen, was da …
Urplötzlich begann er unkontrolliert zu zittern. »Mir ist k-k-kalt.«
V nickte. »Ich weiß. Beth, dreh bitte die Heizung höher.«
Hilflos blickte Butch zu Marissa. »Mir wird immer kälter.«
Sie unterbrach den Strom ihrer Gebete. »Kannst du meine Hand auf deinem Arm spüren?« Er nickte. »Fühlst du, wie warm sie ist? Gut. Stell dir vor, sie läge auf deinem ganzen Körper. Ich halte dich. Ich habe dich im Arm. Du liegst bei mir. Ich liege bei dir.«
Er lächelte. Das gefiel ihm.
Doch dann flatterten seine Augenlider, und ihr Bild flimmerte vor seinen Augen wie ein Kinofilm auf einem kaputten Projektor.
»Kalt … mehr Heizung.« Seine Haut kribbelte, sein Magen fühlte sich an wie eine Bleikugel. Das Herz flatterte in seiner Brust statt zu schlagen.
»Kalt …« Seine Zähne klapperten so laut, dass er nichts anderes mehr hören konnte. »Liebe … dich …«
Marissa beobachtete, wie die Lache von Butchs hellrotem Blut sich um den Abfluss herum immer weiter ausdehnte, bis sie ihre Füße erreichte. O mein Gott, sämtliche Farbe war aus ihm gewichen, seine Haut war kalkweiß. Er schien nicht mehr zu atmen.
V kam mit einem Stethoskop an die Liege und hielt es auf Butchs Brust. »Er ist jetzt nah dran. Beth, komm her. Ich brauche dich.« Er gab der Königin das Stethoskop. »Lausche seinem Herzschlag. Du musst mir sofort Bescheid geben, wenn du länger als zehn Sekunden lang nichts hörst.« Er deutete auf die Uhr an der Wand. »Kontrollier das mit dem Sekundenzeiger. Marissa, du stellst dich hierhin und hältst unserem Jungen die Fußgelenke fest, klar? Wrath bekommt jetzt gleich was zu tun.«
Als sie zögerte, schüttelte V den Kopf. »Wir brauchen jemanden, der ihn auf der Liege festhält, und Wrath und ich müssen uns an die Arbeit machen. Du bist ja trotzdem bei ihm und kannst von dort hinten mit ihm sprechen.«
Also beugte sie sich zu Butch herunter, küsste ihn auf die Lippen und flüsterte ihm zu, dass sie ihn liebte. Dann übernahm sie Wraths Platz am Fußende, damit Butch nicht von der Liege auf den Fußboden rutschte.
»Butch?«, rief sie. »Ich bin hier, Nallus. Spürst du mich?« Sie drückte die kalte Haut über seinen Knöcheln. »Ich bin hier bei dir.«
Mit ruhiger Stimme sprach sie weiter zu ihm, obwohl sie schreckliche Angst vor dem hatte, was als Nächstes passieren würde. Besonders, als Vishous den Defibrillator dicht an die Liege schob.
»Bereit, Wrath?«, fragte der Bruder.
»Wo soll ich hin?«
»Direkt hier neben seine Brust.« Vishous nahm eine lange, dünne, sterile Packung und riss sie auf. Die Nadel darin war ungefähr fünfzehn Zentimeter lang und wirkte so dick wie ein Bleistift. »Wie sieht es mit dem Herzschlag aus, Beth?«
»Verlangsamt sich. Mein Gott, er ist so schwach.«
»Marissa? Ich möchte dich bitten, still zu sein, damit sie besser hören kann, in Ordnung?«
Marissa gehorchte und betete im Geiste weiter. In den folgenden Minuten erstarrten sie wie Figuren auf einem Gemälde um Butch herum. Das Einzige, was sich bewegte, war das Blut, das aus den tiefen Wunden an seinem Handgelenk tropfte und in den Abfluss rann. Das leise gluck, gluck, gluck machte Marissa schier wahnsinnig.
»Es schlägt noch«, wisperte Beth.
»Wir werden jetzt Folgendes machen«, erklärte Vishous und sah alle nacheinander an. »Wenn Beth mir das Signal gibt, bringe ich die Liege wieder in die
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