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Black Dagger 09 - Seelenjäger

Black Dagger 09 - Seelenjäger

Titel: Black Dagger 09 - Seelenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Venen gedrungen und hätte den Schmerz herausgespült, bis er ganz frei davon war. Sein Sehvermögen kehrte zurück … und er sah, dass seine Hand leuchtete.
    Doch jetzt war nicht die Zeit, um darüber zu staunen. Er löste sich vom Fußboden und erhob sich, wobei er versuchte, das Bein nicht zu belasten. Mit einer bebenden Hand bot er seinem Vater den Dolch dar.
    Einen Herzschlag lang musterte ihn der Bloodletter, als hätte er nicht damit gerechnet, dass V auf die Füße käme. Dann nahm er die Waffe und wandte sich ab.
    »Jemand schleudere ihn wieder zu Boden. Seine Dreistigkeit beleidigt mich.«
    V sackte zusammen, als der Befehl ausgeführt wurde, und mit einem Schlag verließ ihn das Leuchten wieder, und die Pein kehrte zurück. Er wartete auf die Schläge, doch als er das Brüllen der
Menge vernahm, wusste er, dass die Bestrafung der Verlierer der Übungskämpfe als Amüsement bevorzugt wurde.
    Wie er so im Sumpf seines Elends lag, wie er matt dem Pochen seines geschundenen Körpers lauschte, sah er das Bild einer kleinen Frau in einem schwarzen Umhang vor sich, die zu ihm kam und ihn in die Arme schloss. Mit sanften Worten wiegte sie ihn und streichelte über sein Haar, tröstete ihn.
    Er begrüßte die Vision. Sie war seine imaginäre Mutter. Diejenige, die ihn liebte und wollte, dass er sicher und warm und satt war. Wahrlich, dieses Bild von ihr war es, was ihn am Leben erhielt, ihm den einzigen Frieden gab, den er kannte.
    Der dicke Soldat beugte sich herunter, sein fauliger, feuchter Atem erfüllte Vishous’ Nase. »Wenn du mich noch mal bestiehlst, dann wirst du von dem, was ich dir angedeihen lasse, nicht mehr genesen. «
    Dann spuckte er V ins Gesicht, hob ihn auf und schleuderte ihn wie nutzlosen Unrat von seinem schmutzigen Lager weg.
    Das Letzte, was V noch sah, bevor er die Besinnung verlor, war ein anderer Prätrans, der genussvoll den Hirschschenkel verspeiste.

6
    Mit einem Fluch löste sich V aus seinen Erinnerungen, sein Blick schwirrte durch die Seitenstraße, in der er stand. Mann, er war ein totales Wrack. Sein Schutzmantel war zerstört und an allen Ecken und Enden quoll sein Inneres hervor.
    Chaos. Unschönes Chaos.
    Gut, dass er damals noch nicht gewusst hatte, was für ein Haufen Müll die ganze Meine Mami hat mich lieb -Nummer war. Das hätte ihn mehr verletzt als jede andere Misshandlung.
    Er zog das Amulett des Primals aus der Tasche und betrachtete es. Minuten später, als das Ding auf den Boden fiel und wie eine Münze aufsprang, starrte er es immer noch an. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass seine »normale« Hand ebenfalls leuchtete und sich durch das Seidenband gebrannt hatte.
    Verdammt, seine Mutter war eine Egomanin. Sie hatte seine Art geschaffen, aber das reichte ihr nicht. O nein. Sie musste sich auch noch selbst mit einbringen.

    Scheiß drauf. Er würde ihr nicht die Befriedigung Hunderter von Enkeln gönnen. Als Mutter war sie ein Totalausfall, warum also sollte er ihr noch eine Generation verschaffen, die sie vermasseln konnte?
    Und außerdem gab es noch einen weiteren Grund, warum er nicht Primal sein sollte. Er war trotz allem seines Vaters Sohn, das hieß, die Grausamkeit lag ihm in den Genen. Wie konnte er sicher sein, dass er seine Veranlagung nicht an den Auserwählten ausließe? Diese Frauen traf keine Schuld, und sie verdienten nicht, was ihnen mit ihm als Partner zwischen die Beine käme.
    Er würde das nicht tun.
    V zündete sich eine Selbstgedrehte an, hob das Amulett auf und bog rechts in die Trade Street ein. Er brauchte unbedingt einen Kampf, bevor der Morgen graute.
    Und er baute darauf, im Asphaltdschungel der Innenstadt einen Lesser aufzuspüren.
    Das war eine sichere Sache. Im Krieg zwischen der Gesellschaft der Lesser und den Vampiren gab es nur eine Grundregel: Keine Kämpfe in der Nähe von Menschen. Das Letzte, was beide Seiten gebrauchen konnten, waren menschliche Opfer oder Zeugen. Deshalb waren verborgene Schlachten das A und O, und die Innenstadt von Caldwell bot eine ausgezeichnete Bühne für Scharmützel. Denn dank des Einzelhandelsexodus der 70er Jahre gab es reichlich dunkle Gassen und leerstehende Gebäude. Zudem widmeten sich die wenigen Menschen, die auf den Straßen unterwegs waren, hauptsächlich der Befriedigung ihrer diversen Laster. Was bedeutete, dass sie anderweitig beschäftigt waren und zudem die Polizei ausreichend auf Trab hielten.
    Vishous mied beim Gehen die Lichtkegel der Straßenlaternen und Autoscheinwerfer.

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