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Black Dagger 09 - Seelenjäger

Black Dagger 09 - Seelenjäger

Titel: Black Dagger 09 - Seelenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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flussaufwärts.

    Aus einem Lederbeutel nahm er ein Stück fein gesponnenen Faden mit einem groben Haken sowie einem daran festgebundenen blitzenden Silbergewicht. Er warf seine dürftige Angel ins rauschende Wasser und spürte, wie sich die Schnur anspannte. Dann setzte er sich auf einen Felsbrocken, wickelte die Schnur um ein Stück Holz und hielt es zwischen den Handflächen.
    Das Warten nahm er gleichmütig hin, es war ihm weder Last noch Lust, und als er weiter unten am Fluss einen Streit vernahm, war das für ihn nicht von Belang. Solcherlei Geplänkel gehörte ebenfalls zum Lagerleben, und er wusste, worum sich die Auseinandersetzung drehte. Nur, weil man einen Fisch aus dem Wasser zog, hieß das noch nicht, dass man ihn behalten konnte.
    Er starrte in das schnell strömende Wasser, als er ein überaus merkwürdiges Gefühl im Nacken spürte – als hätte man ihm ins Genick getippt.
    Er sprang auf und ließ die Angel fallen, doch hinter ihm war niemand. Er schnüffelte in die Luft, suchte die Bäume ab. Nichts.
    Als er sich bückte, um seine Angel wieder aufzuheben, hüpfte das Stück Holz das Ufer hinab, da ein Fisch den Köder geschluckt hatte. V machte einen Satz, konnte jedoch nur noch zusehen, wie der primitive Angelgriff in den Fluss fiel. Fluchend rannte er hinterher, sprang von Stein zu Stein, verfolgte seine Angel weiter und weiter flussabwärts.
    Wo er auf einen anderen traf.
    Der Prätrans, den er mit seinem Buch geprügelt hatte, kam am Ufer entlanggelaufen, eine Forelle in der Hand, die er – seiner gierig zufriedenen Miene nach zu urteilen – jemandem gestohlen hatte. Als er V entdeckte, floss der hüpfende Stock mit Vs Fang daran vorbei, und er blieb stehen. Mit einem Triumphgeheul stopfte er sich den zappelnden Fisch in die Hosentasche und rannte dann dem von V hinterher – obwohl es ihn genau in die Richtung seiner Verfolger führte.
    Vielleicht lag es an Vs Ruf, dass die anderen Jungen aus dem Weg gingen, als er die Verfolgung des Diebes aufnahm; in jedem
Fall gaben sie ihre Jagd auf und rannten bloß noch als Zuschauer hinterher.
    Der andere Prätrans war schneller als V, waghalsig hüpfte er von Stein zu Stein, wohingegen V vorsichtiger war. Die Ledersohlen seiner groben Stiefel waren nass, und das Moos, das auf den Felsbrocken wuchs, war so glitschig wie Schweineschmalz. Obwohl der Flüchtige an Vorsprung gewann, blieb er vorsichtig, um nicht den Halt zu verlieren.
    Genau, wo der Fluss sich zu dem Becken verbreiterte, in dem die anderen gefischt hatten, sprang der Junge auf die glatte Fläche eines Steins und hatte den Fisch an Vs Haken beinahe erreicht. Doch als er den Arm reckte, um den Stock zu greifen, verlagerte er sein Gewicht … und sein Fuß rutschte unter ihm ab und flog nach oben.
    So langsam und anmutig wie eine Feder stürzte er mit dem Kopf voran in den rauschenden Strom. Der Aufprall seiner Schläfe auf einem Stein, nur Zentimeter unter der Wasseroberfläche klang so laut wie eine Axt, die in Hartholz getrieben wird, und sein Körper wurde schlaff. Das Stöckchen mit der Schnur flitzte vorbei.
    Als V den Jungen erreichte, erinnerte er sich an seine Vision. Ganz eindeutig war sie falsch gewesen. Der Vampir war nicht auf einem Berg gestorben, mit der Sonne auf dem Gesicht und dem Wind im Haar. Er starb hier und jetzt in den Armen des Flusses.
    Das war wenigstens eine Erleichterung.
    Vishous beobachtete, wie die Leiche von der Strömung in das dunkle, ruhige Wasserbecken gezogen wurde. Unmittelbar, bevor sie unter die Oberfläche versank, drehte sie sich um, so dass sie mit dem Gesicht nach oben lag.
    Blasen flossen über die reglosen Lippen und stiegen an die Wasseroberfläche, wo sie das Mondlicht einfingen. V bestaunte den Tod. Alles war so still, wenn er erst gekommen war. Gleich welch Geschrei oder Wehklagen oder Geschehnisse den Weg der Seele in den Schleier begleiteten – was darauf folgte, war die dichte Stille fallenden Schnees.

    Ohne nachzudenken tauchte er seine rechte Hand in das eiskalte Wasser.
    Da plötzlich erfüllte ein seiner Hand entströmender Glanz das Becken … und das Gesicht des jungen Vampirs wurde erleuchtet, als würde er von der Sonne bestrahlt. V stockte der Atem. Es war das genaue Abbild seiner Vision, so wie er es vorhergesehen hatte: Der Schleier, der das Gesicht in seinem Trugbild hatte verschwimmen lassen, war in Wirklichkeit das Wasser, und das Haar des Jungen wurde nicht vom Wind verweht, sondern von den Strömungen tief im

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