Black Dagger 10 - Todesfluch
unterwegs seid. So lange, bis du stärker bist. Und obwohl ich dich für das loben muss, was du da letzte Nacht geschafft hast, will ich nicht, dass du auf die Jagd nach Lessern gehst. Wenn ich davon Wind bekomme, kriegst du Hausarrest wie ein Zwölfjähriger. Du hast noch eine Menge Training vor dir und noch keinen blassen Schimmer, wie du mit diesem neuen Körper umgehen musst. Wenn du Blödsinn machst und dich umbringen lässt, dann werde ich ernsthaft sauer. Deshalb musst du mir dein Wort geben, John. Jetzt sofort. Du lässt die Kerle in Ruhe, bis ich dir sage, dass du bereit bist. Klar?«
John holte tief Luft und suchte nach dem stärksten Eid, den er anzubieten hatte. Alles, was ihm einfiel, kam ihm dürftig vor, also entgegnete er nur: Ich schwöre, ich werde sie nicht jagen.
»Gut. Dann sind wir für heute Nacht fertig. Geh dich aufs Ohr hauen.«
Als Z sich abwandte, pfiff John, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Der Bruder sah sich über die Schulter. »Ja?«
John musste sich zwingen, seine Hände formulieren zu lassen, was ihm auf der Seele lag … denn er bezweifelte, dass er jemals wieder den Mut dazu fände.
Bin ich jetzt in deiner Achtung gesunken? Wegen dem, was damals passiert ist … du weißt schon, in dem Treppenhaus? Und sei ehrlich.
Z blinzelte einmal. Zweimal. Ein drittes Mal. Und dann antwortete er mit einer merkwürdig dünnen Stimme: »Niemals. Es war nicht deine Schuld, und du hattest es nicht
verdient. Hast du mich verstanden? Es war nicht deine Schuld.«
John zuckte zusammen, Tränen brannten in seinen Augen, und er musste den Kopf abwenden, an seinem neuen großen Körper herab auf die Matte starren. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich kleiner als je zuvor.
»John«, sagte Z eindringlich, »hast du mich verstanden? Nicht deine Schuld. Du hattest es nicht verdient.«
Da John keine Entgegnung einfiel, zuckte er mit den Schultern. Dann sagte er: Danke nochmal, dass du es nicht weitererzählt hast. Und dass du mich nicht zwingst, darüber zu sprechen.
Da Z nicht reagiert, hob er den Kopf. Und machte einen Schritt rückwärts.
Zsadists gesamtes Gesicht hatte sich verändert, und zwar nicht nur, weil seine Augen schwarz geworden waren. Seine Knochen schienen stärker hervorzustehen, die Haut war gestrafft, die Narben erschreckend sichtbar. Ein kalter Hauch entströmte seinem Körper, kühlte die Luft ab, verwandelte die Turnhalle in einen Gefrierschrank.
»Niemandem sollte die Unschuld mit Gewalt geraubt werden. Aber wenn es doch passiert – dann hat man das Recht, sich selbst auszusuchen, wie man damit umgeht. Denn das geht niemanden etwas an. Und wenn du nie wieder ein verdammtes Wort über diese Sache verlieren willst, bekommst du von mir nichts darüber zu hören.«
Damit verließ Z steif die Halle, der Temperatursturz ließ leicht nach, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
John holte tief Luft. Nie hätte er gedacht, dass Z am Ende der Bruder wäre, dem er am nächsten stand. Immerhin hatten sie beide eigentlich nichts gemeinsam.
Aber er würde den Teufel tun, einen neuen Freund abzuweisen.
11
Ein paar Stunden später lehnte sich Phury auf dem Sofa in Wraths schnöseligem Arbeitszimmer zurück und schlug die Beine übereinander. Die Bruderschaft traf sich zum ersten Mal seit V angeschossen worden war, und bisher war die Sitzung etwas verkrampft verlaufen. Was möglicherweise auch daran liegen mochte, dass ein fetter rosa Elefant mitten im Raum stand, der bisher noch nicht thematisiert worden war.
Phury schielte zu Vishous. Der Bruder lehnte an der Flügeltüre und starrte vor sich hin, der leere Gesichtsausdruck erinnerte an jemanden, der einen alten Western im Fernsehen anschaut. Oder sein Leben wie einen Film an sich vorbeiziehen sieht.
Der Zombiezustand war deshalb so leicht zu erkennen, weil er in diesem Raum schon diverse Male zur Schau gestellt worden war. Rhage hatte den lebenden Leichnam gegeben, als er glaubte, Mary für immer verloren zu haben.
Genau wie Z, als er fest entschlossen gewesen war, Bella gehenzulassen.
O ja … gebundene Vampire ohne ihre Partnerinnen waren leere Gefäße, nichts als Muskeln und Knochen, zusammengehalten von einer dünnen Haut. Und obwohl man jeden bemitleiden musste, der so etwas erlebte, schien der Verlust Janes in Anbetracht der ganzen Primalsbürde, die auf Vs Schultern lastete, besonders grausam. Doch wie um alles in der Welt hätte es langfristig zwischen den beiden funktionieren sollen? Menschliche Ärztin.
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