Black Dagger 11 - Blutlinien
Hand über die roten, fünfzackigen Sterne auf seiner Brust. Dann wanderte er tiefer und nahm seinen Schwanz in die Hand.
Wäre nett gewesen, nach dem ganzen Trubel ein bisschen Sex zu haben, oder sich zumindest einen bis drei runterzuholen.
Sein Blick fiel auf seinen Unterarm. Nach all den Injektionen sah er aus, als hätte man ihn durch den Fleischwolf gedreht.
Ätzende Nebenwirkungen.
Er trat unter den Wasserstrahl und merkte nur, dass er
heiß war, weil die Luft um ihn herum milchig und schwül war und seine Körpertemperatur einen Seufzer der Erleichterung ausstieß. Seine Haut aber informierte ihn über gar nichts – weder, wie hart der Strahl auf seine Schultern prasselte, noch dass die Seife weich und glitschig war, noch dass seine Handfläche, die den Schaum abwischte, breit und warm war.
Er dehnte das Einseifen länger aus als nötig. Zum einen konnte er es im Augenblick einfach nicht ertragen, ins Bett zu gehen, solange noch irgendwelcher Dreck an ihm hing; hauptsächlich suchte er aber nach einer Ausrede, um länger unter der Dusche zu bleiben. Das war einer der wenigen Momente in seinem Leben, wenn ihm warm genug war, und der Schock, in die Kälte hinaus zu treten, war immer grausam.
Zehn Minuten später lag er nackt in seinem breiten Bett und hatte sich die dicke Nerzdecke bis zum Kinn hochgezogen wie ein Kind. Als das innere Frösteln vom Abtrocknen allmählich nachließ, schloss er die Augen und ließ mit seinem Willen das Licht ausgehen.
Sein Club jenseits der mit Stahl verkleideten Wände würde inzwischen leer sein. Seine Mädchen wären zu Hause, da die meisten von ihnen Kinder hatten. Seine Barkeeper und Buchmacher würden irgendwo einen Happen essen und ein bisschen abschalten. Seine Angestellten aus dem Hinterzimmer sahen sich alte Star-Trek-Folgen an. Und die zwanzigköpfige Putzkolonne wäre fertig mit Fußböden und Tischen und Toiletten und zöge sich die Uniformen aus, um sich auf den Weg zu ihrem nächsten Job zu machen.
Ihm gefiel die Vorstellung, ganz alleine hier zu sein. Das kam nicht besonders oft vor.
Das Klingeln seines Handys erinnerte ihn unsanft daran, dass selbst wenn er mal allein war, immer irgendein Vollidiot etwas von ihm wollte.
Er streckte den Arm unter der Decke hervor und hob ab. »Xhex, wenn du weiterstreiten willst, lass uns das auf morgen vertagen – «
»Hier ist nicht Xhex, Symphath.« Zsadists Stimme war gepresst wie eine Faust. »Und ich rufe wegen deiner Schwester an.«
Mit einem Ruck setzte Rehv sich auf, ohne sich darum zu kümmern, dass die Decke herunterrutschte. »Was ist?«
Als er das Gespräch mit Zsadist beendet hatte, legte er sich wieder hin. So musste man sich fühlen, wenn man glaubte, einen Herzinfarkt zu haben, der sich dann aber als simple Magenverstimmung entpuppte: erleichtert, aber trotzdem miserabel.
Bella ging es so weit gut. Im Augenblick. Der Bruder hatte angerufen, weil er sich an die Abmachung hielt, die sie beide getroffen hatten: Rehv hatte versprochen, sich nicht einzumischen, aber er wollte jederzeit über ihren Zustand auf dem Laufenden sein.
Mann, diese Schwangerschaft war furchtbar.
Er zog sich erneut die Decke unters Kinn. Eigentlich hätte er seine Mutter anrufen und ihr den letzten Stand durchgeben müssen, aber das konnte warten. Sie würde gerade zu Bett gehen, und es gab keinen Anlass, sie den ganzen Tag über in Sorge zu versetzen.
Bei der Jungfrau, Bella … seine liebste Bella, jetzt nicht mehr seine kleine Schwester, sondern die Shellan eines Black-Dagger-Bruders.
Sie beide hatten immer ein inniges, kompliziertes Verhältnis gehabt. Zum Teil lag es an ihren Persönlichkeiten, zum Teil aber auch daran, dass Bella keine Ahnung hatte, was er war. Auch keinen Schimmer von der Vergangenheit ihrer Mutter oder was seinen Vater umgebracht hatte.
Besser gesagt: wer.
Rehv hatte gemordet, um seine Schwester zu beschützen, und er würde es ohne Zögern wieder tun. Solange er sich erinnern konnte, war Bella das einzig Unschuldige in seinem Leben gewesen, das einzig Reine. Er hatte gewollt, dass sie das für immer und ewig blieb. Doch das Leben hatte andere Pläne gehabt.
Um nicht an ihre Entführung durch die Lesser zu denken, an der er sich immer noch die Schuld gab, rief er sich eine seiner lebhaftesten Erinnerungen von ihr ins Gedächtnis. Es war ungefähr ein Jahr, nachdem er den Vorsitz über die Familie übernommen und ihren Vater unter die Erde gebracht hatte. Sie war damals sieben.
Rehv war in die
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