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Black Dagger 11 - Blutlinien

Black Dagger 11 - Blutlinien

Titel: Black Dagger 11 - Blutlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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herum noch Sommer, mit den saftigen, dicht belaubten Bäumen und den plätschernden Springbrunnen und den bewachsenen getöpferten Kübeln zu beiden Seiten des Hauseingangs. Doch die Luft war anders. Etwas trockener. Etwas kühler.

    Die Jahreszeiten waren – wie die Zeit – erbarmungslos.
    Nein, das stimmte nicht. Die Jahreszeiten zeigten nur das Verstreichen der Zeit an, genau wie Uhren und Kalender.
    Ich werde älter, dachte er.
    Als sein Geist auf Regionen zusteuerte, die ihm schlimmer vorkamen, als der Arschtritt, der ihn im Haus erwartete, trat er durch den Vorraum in die Eingangshalle.
    Die Stimme der Königin ertönte aus dem Billardraum, untermalt vom Geräusch klackernder Kugeln und einigen dumpfen Aufschlägen. Sowohl das Fluchen, als auch das Gelächter, das darauf folgte, hatten einen Bostoner Akzent. Was hieß, dass Butch, der sonst jeden im Haus schlagen konnte, gerade gegen Beth verloren hatte. Schon wieder.
    Phury konnte sich gar nicht mehr erinnern, wann er zuletzt eine Partie Billard gespielt oder einfach nur mit den anderen Brüdern zusammengesessen hatte – und selbst wenn er es getan hatte, dann nie ganz ungezwungen. Denn das war er nie. Für ihn war das Leben eine Münze – auf der einen Seite stand Katastrophe und auf der anderen drohende Katastrophe.
    Du brauchst einen Joint, Kumpel, lockte der Zauberer. Besser noch eine ganze Batterie davon. Das ändert zwar nichts daran, dass du ein blöder Volltrottel bist, aber immerhin besteht dann die Chance, dass du dein Bett in Brand steckst, wenn du ohnmächtig wirst.
    In diesem Sinne beschloss Phury, dem Unvermeidlichen ins Auge zu sehen und nach oben zu gehen. Wenn er Glück hatte, wäre Wraths Tür geschlossen –
    Sie war nicht geschlossen, und der König saß an seinem Schreibtisch.
    Wrath hob den Blick von der Lupe, die er über ein Dokument hielt. Selbst durch seine Panoramasonnenbrille
hindurch war klar zu erkennen, dass er stinksauer war. »Ich habe auf dich gewartet.«
    In Phurys Kopf hob der Zauberer schwungvoll seinen schwarzen Umhang und setzte sich in einen bequemen Sessel mit Schonbezug aus Menschenhaut. Mein Königreich für eine Tüte Popcorn und ein Päckchen M&Ms. Das wird ein Schauspiel!
    Phury betrat das Arbeitszimmer, ohne die ultramarinblauen Wände und die cremefarbenen Seidensofas und den Marmorkamin richtig wahrzunehmen. Der Geruch nach Lesser, der noch in der Luft hing, sagte ihm, dass Zsadist vor kurzem hier gestanden haben musste.
    »Ich schätze mal, Z hat schon mit dir gesprochen«, begann er, weil es keinen Grund gab, das Kind nicht beim Namen zu nennen.
    Wrath legte die Lupe weg und lehnte sich hinter seinem Louis-XIV-Schreibtisch zurück. »Mach die Tür zu.«
    Phury gehorchte. »Soll ich zuerst reden?«
    »Nein, das tust du sonst schon zur Genüge.« Der König hob die Beine und ließ seine schweren Stiefel auf das anmutige Möbelstück fallen. Sie schlugen auf wie Kanonenkugeln. »Das tust du ausgiebig.«
    Aus Höflichkeit, nicht aus Neugier, harrte Phury der Aufzählung seiner Verfehlungen. Er wusste sehr genau, wo er stand: Er hatte versucht, sich von den Lessern umbringen zu lassen; hatte die Position des Primals angenommen, ohne die Zeremonie zu vollenden; mischte sich viel zu sehr in Zs und Bellas Leben ein; kümmerte sich nicht genug um Cormia; rauchte ununterbrochen …
    Phury konzentrierte sich auf seinen König und wartete darauf, sein Versagen von einer anderen Stimme als der des Zauberers vorgebetet zu bekommen.
    Aber es kam nichts. Wrath sagte absolut gar nichts.

    Was darauf hindeutete, dass die Probleme so lärmend und unübersehbar waren, dass darüber zu sprechen wäre, wie auf eine explodierende Bombe zu zeigen und zu sagen: Junge, Junge, die ist aber laut – und wahrscheinlich reißt sie auch noch ein Loch in den Asphalt, was?
    »Obwohl«, sagte Wrath endlich, »wenn ich’s mir recht überlege: Doch, sag du mir, was ich mit dir machen soll. Sag mir, was zum Henker ich machen soll.«
    Da Phury nichts erwiderte, murmelte Wrath: »Kein Kommentar? Du meinst, du hast auch keinen Schimmer, was passieren soll?«
    »Ich glaube, wir kennen beide die Antwort.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Was glaubst du denn, was ich tun sollte?«
    »Mich eine Zeitlang aus dem Dienstplan streichen.«
    »Aha.«
    Schweigen.
    »Dann machen wir es also so?«, fragte Phury. Mann, er brauchte jetzt echt einen Joint.
    Die Stiefel auf dem Tisch klackten an den Spitzen zusammen. »Keine Ahnung.«
    »Heißt das, du

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