Black Dagger 11 - Blutlinien
entlanggerollt kam. »Wenn es zu sich kommt, gib mir Bescheid. Ich werde versuchen, etwas über den, den wir suchen, aus ihm rauszukriegen.«
»Wie Sie meinen, Chef.« Chef klang wie Wichser.
Mr D spielte mit dem Gedanken, sein Schnappmesser zu zücken und dem Kerl auf der Stelle das Fell abzuziehen. Aber da er heute Nacht schon einem Kollegen das Licht ausgeblasen hatte, zwang er sich, die Klinge in der Jacke zu lassen. Die Reihen weiter zu lichten war im Moment keine so tolle Idee.
»Ich an deiner Stelle würde mich besser benehmen«, murmelte er, als zwei Lesser aus dem Wagen stiegen, um den Vampir wegzubringen.
»Warum? Wir sind hier nicht in Texas.«
»Wohl wahr.« Mr D lähmte die Muskeln des Vampirjägers, packte ihn bei den Eiern und drehte an den Murmeln, als wollte er sie auswringen. Der Bursche brüllte, wodurch bewiesen war, dass – selbst, wenn man impotent war – der wunde Punkt eines Mannes immer noch der beste Weg war, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
»Das ist noch lange kein Grund, unhöflich zu sein«, flüsterte Mr D mit Blick in das verknitterte Gesicht des Lesser. »Hat deine Mama dir denn überhaupt nichts beigebracht?«
Die Antwort darauf hätte vom dreiundzwanzigsten Psalm über einen Blondinenwitz bis hin zu einer Einkaufsliste alles sein können, so wenig zusammenhängend klang sie.
Als Mr D gerade loslassen wollte, fing jeder Zentimeter seiner Haut an zu jucken.
Na großartig. Die Nacht wurde ja immer besser.
»Sperrt diesen Kerl ein«, sagte Mr D. »Und dann kommt hierher zurück. Wir sind noch nicht fertig.«
Als der Minivan endlich losfuhr, hätte er sich schon am liebsten mit Schleifpapier bearbeitet. Dieses grausige, unerträgliche Jucken bedeutete, dass Omega ihn sehen wollte, aber wo zum Teufel konnte so eine Audienz stattfinden? Er war in der Innenstadt, das nächstgelegene Anwesen der Gesellschaft der Lesser war zehn Minuten mit dem Auto entfernt – und da Mr D keine guten Neuigkeiten hatte, wollte er auf jede Form von Verzögerung tunlichst verzichten.
Also trabte er die Trade Street hoch und checkte die verlassenen Gebäude, kam aber zu dem Schluss, dass eine Audienz mit Omega dort zu riskant wäre. Hier in der Innenstadt wimmelte es nur so von menschlichen Obdachlosen, und in einer Nacht wie dieser würden sie mit Sicherheit versuchen, sich vor dem Gewitter zu verkriechen. Das Letzte, was er brauchte, war ein Zeuge, selbst wenn er total zugedröhnt oder besoffen war – zumal Mr D es unter Garantie anständig besorgt bekäme.
Ein paar Blocks weiter kam er zu einer Baustelle mit einem drei Meter hohen Zaun. Seit dem vergangenen Frühjahr beobachtete er die Arbeiten hier schon, seit sich zunächst das Außenskelett aus dem Boden erhoben hatte, dann die Haut aus Glas über die Stahlträger gezogen, später das Nervensystem von Drähten und Rohren installiert wurde. Inzwischen wurde nachts nicht mehr gearbeitet, weshalb er genau hatte, was er brauchte.
Mr D nahm Anlauf, sprang hoch und schwang sich über den Zaun. In der Hocke kam er auf der Erde auf und blieb erst mal sitzen.
Niemand zu sehen, keine Hunde kamen angerannt, also löschte er mit seinem Willen einige der Arbeitslampen und raste durch die Schatten auf eine Tür zu, die – Treffer – unverschlossen war.
Dem Gebäude haftete der trockene Geruch von Gips und Putz an, und mit hallenden Schritten drang er tief in die Räumlichkeiten ein. Es war ein klassischer Bürobau, große, weite Flächen, die eines Tages voller Schreibtische stehen würden. Die armen Schweine. Er hätte nie einen Schreibtischjob machen können. Erstens war er nicht lange genug zur Schule gegangen, und zweitens drehte er total durch, wenn er den Himmel nicht sehen konnte.
Als er sich in der Mitte des Gebäudes befand, ging er auf die Knie, legte den Cowboyhut ab und machte sich auf eine höllische Standpauke gefasst.
Gerade, als er sich für den Meister öffnete, machte draußen das schon länger drohende Gewitter endlich ernst. Donner grollte über der Innenstadt und prallte dann als Echo von den Wolkenkratzern ab. Perfektes Timing: Die Ankunft Omegas in Caldwells Realität klang wie ein weiterer Donnerschlag, er brach aus dem Nichts herein, als spränge er aus einem See. Als er vollständig eingetroffen war, wackelte die gesamte Baustelle, als wäre sie aus Gummi und zöge sich nun in ihre ursprüngliche Form zurück.
Eine weiße Robe umspielte die geisterhafte schwarze Gestalt Omegas, und Mr D machte schon mal orale
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