Black Dagger 11 - Blutlinien
auf, wählte Xhex an und stritt sich ungefähr zehn Minuten lang mit ihr. Was keinen Spaß machte, aber wenigstens die Zeit totschlug. Sie gab keinen Millimeter nach, was seine Behandlung betraf, willigte aber wenigstens schließlich ein, mit Trez zurück in den Club zu fahren.
Natürlich erst, nachdem er den beiden schlicht und ergreifend den Befehl dazu gegeben hatte.
»Bitte, wenn du unbedingt willst«, fauchte sie.
»Ich will«, bellte er zurück und legte auf.
Er schob das Telefon in die Hosentasche. Fluchte ein bisschen. Holte das Gerät wieder heraus und schrieb: Sorry, dass ich so ein blöder Sack bin. Verzeihst du mir?
Im selben Moment, als er auf Senden drückte, kam eine SMS von ihr an: Du bist manchmal so ein blöder Sack. Ich mach das doch nur, weil du mir wichtig bist.
Er musste laut lachen, vor allem, als kurz darauf die Botschaft kam: Schon verziehen, aber trotzdem blöder Sack. Ciao.
Rehv steckte das Handy endgültig wieder ein und sah sich um. Inspizierte die Holzspatel in dem Glas am Waschbecken, die Blutdruckmanschette an der Wand, den Schreibtisch mit Computer in der Ecke. Er war schon mal hier gewesen. Er war in allen Behandlungszimmern schon mal gewesen.
Havers und er spielten schon länger Arzt und Patient miteinander, und das war eine heikle Angelegenheit. Wenn jemand Hinweise darauf hatte, dass ein Symphath frei herumlief – selbst wenn dieser nur ein Mischling war –, dann war man gesetzlich dazu verpflichtet, ihn zu melden, damit er von der normalen Bevölkerung getrennt und in der Kolonie oben im Norden untergebracht werden konnte. Was alles kaputtmachen würde. Daher wühlte sich Rehv bei jedem Besuch in der Klinik in das Gehirn des braven Onkel Doktors und öffnete, was er gern als seine persönliche Truhe auf Havers’ Dachboden betrachtete.
Der Trick war nicht ganz unähnlich dem, mit Hilfe dessen die Vampire das Kurzzeitgedächtnis von Menschen löschten ; nur etwas tiefgehender. Nachdem er den Doc in eine Trance versetzt hatte, befreite er die Information über sich selbst und seinen »Zustand«, woraufhin Havers ihn richtig behandeln konnte – aber ohne die unangenehmen gesellschaftlichen Konsequenzen. Nach der Konsultation packte Rehv seine Siebensachen im Gehirn des Arztes wieder zusammen und brachte sie in Havers’ Großhirnrinde sicher unter Verschluss, bis zum nächsten Mal.
War das hinterhältig? Ja. Gab es eine andere Möglichkeit? Nein. Er brauchte die Behandlung – er war nicht wie Xhex, die ihre Triebe aus eigener Kraft unterdrückte. Wobei Gott allein wusste, wie sie das –
Rehv setzte sich auf, seine Wirbelsäule kribbelte plötzlich, sämtliche Alarmglocken läuteten schrill.
Er tastete nach seinem Stock, rutschte von der Liege und
landete auf zwei Füßen, die er nicht spüren konnte. Drei Schritte zur Tür, dann nahm er die Klinke und drehte sie. Der Flur draußen war in beide Richtungen leer. Ganz hinten links lagen Stationszimmer und Warteraum, dort schien alles normal. Rechts waren noch weitere Behandlungsräume, und dahinter befand sich die Flügeltür zur Leichenhalle.
Es gab nichts aufsehenerregendes zu entdecken.
Tja … alles schien seinen geordneten Gang zu gehen. Das Personal lief emsig durch die Korridore. Im Untersuchungszimmer nebenan hustete jemand. Die Klimaanlage summte monoton im Hintergrund.
Er blinzelte und war versucht, seine Symphathen-Seite auf Entdeckungsreise zu schicken, aber das war zu riskant. Er war gerade erst wieder einigermaßen stabil. Die Büchse der Pandora musste geschlossen bleiben.
Also verzog er sich wieder in seinen Behandlungsraum, zog das Telefon aus der Tasche und wählte Xhex’ Nummer, um sie zurück zur Klinik zu zitieren. Doch bevor die Verbindung zustande kam, ging die Tür auf.
Sein Schwager Zsadist steckte den Kopf herein. »Hörte, du wärst auch hier.«
»Hey.« Rehv steckte das Handy weg und schob sein plötzliches Angstgefühl auf die Paranoia, die offenbar eine Begleiterscheinung der doppelten Dopamindosis war.
Großartig. »Bitte sag mir, dass du nicht wegen Bella hier bist.«
»Nein. Ihr geht’s gut.« Z schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken daran, wodurch er faktisch den Ausgang versperrte.
Die Augen des Bruders waren schwarz. Was bedeutete, dass er total angepisst war.
Rehvenge hob seinen Stock hoch und ließ ihn zwischen den Beinen baumeln, nur für den Fall, dass er ihn brauchen
sollte. Nach ein bisschen anfänglichem Imponiergehabe und Brusttrommeln, als Z und Bella
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