Black Dagger 12 - Vampirträume
Jackson Pollock.
Blay und John folgten ihm, und John schlang einen Arm um den Hals seines Freundes. Er zerrte Qhuinn zurück, hielt aber gleichzeitig die Pistolenhand fest, für den Fall, dass sein Freund sich umdrehen und schießen wollte.
Ein weiterer Lesser trampelte in die Küche, und Blay stellte sich dem bleichen Bastard mit einem Küchenmesser entgegen. Aus dem Nichts zog der Vampirjäger ein Schnappmesser, und die beiden umkreisten einander. Blay war unruhig, sein großer Körper bereit zum Kampf, die Augen scharf. Allerdings blutete er noch aus den Wunden, die er sich vorher zugezogen hatte, und sein Gesicht war weiß und ausgezehrt nach allem, was passiert war.
Trotz Johns Klammergriff hob Qhuinn seine Pistole.
John schüttelte den Kopf, doch Qhuinn zischte: »Lass mich los. Sofort.«
Seine Stimme war so eindringlich, dass John gehorchte.
Qhuinn setzte dem Kerl mit Perfektion eine Kugel genau zwischen die Augen, der Lesser kippte um wie ein Sandsack.
»Was soll das?«, schimpfte Blay. »Das war meiner.«
»Ich sehe mir nicht an, wie du aufgeschlitzt wirst. Darüber gibt’s keine Diskussion.«
Blay zeigte mit einem zittrigen Finger auf Qhuinn. »Mach das nie wieder.«
»Ich habe heute Nacht Leute verloren, die ich nicht ausstehen konnte. Ich werde niemanden verlieren, der mir tatsächlich etwas bedeutet.«
»Ich brauche dich nicht als Held –«
John trat zwischen die beiden. Nach Hause, zeigte er, auf der Stelle.
»Es könnten noch mehr kommen –«
»Wahrscheinlich kommen noch mehr –«
Alle drei verstummten, als Blays Handy piepte.
»Das ist Wrath.« Blays Finger flogen über die Tasten. »Er will unbedingt, dass wir nach Hause kommen. Und John, check mal dein Handy. Ich glaube, es funktioniert nicht.«
John zog das Gerät aus der Tasche. Es war mausetot, aber jetzt blieb keine Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen. Vielleicht war es während des Kampfes kaputtgegangen?
Hauen wir ab.
Qhuinn zog ein Tranchiermesser aus dem Holzblock und stach beide Lesser zurück zu Omega.
Eilig verrammelten sie das Haus, so gut sie konnten, aktivierten die Alarmanlage und setzten sich in Fritz’ Mercedes. Qhuinn fuhr, Blay und John hockten auf dem Rücksitz.
Auf der Route 22 fuhr Qhuinn die Trennscheibe hinter der Fahrerkabine hoch. »Wenn wir zum Anwesen der Bruderschaft fahren, dann darfst du nicht wissen, wo es ist, Blay.«
Was natürlich nur zum Teil der Grund für die Abschottung war. Qhuinn wollte allein sein. Das brauchte er immer, wenn er neben der Spur war, und deshalb spielte John auch freiwillig die Miss Daisy.
In der dichten Finsternis des Rücksitzes warf John einen Seitenblick auf Blay. Sein Kumpel lehnte sich in den Ledersitz, als wöge sein Kopf so viel wie ein Motorblock, und seine Augen schienen geradezu im Kopf versunken zu sein. Er sah ungefähr einhundert Jahre alt aus.
Nach menschlicher Berechnung.
John dachte daran, wie sein Freund erst vor wenigen Nächten im Klamottenladen die Hemden durchforstet und hin und wieder eins zur Begutachtung in die Luft gehalten hatte. Jetzt kam es ihm vor, als wäre der rothaarige Junge in dem Geschäft ein entfernter, jüngerer Cousin dieses Mannes hier gewesen, jemand von gleichem Aussehen und gleicher Statur, der aber sonst nichts mit ihm gemein hatte.
John tippte seinem Freund auf den Unterarm. Du musst dich von Doc Jane untersuchen lassen.
Blay sah an seinem weißen Hemd herunter und wirkte beinahe überrascht über die Blutflecke. »Ach, das hat meine Mutter gemeint. Es tut aber nicht weh.«
Gut.
Blay wandte sich ab und sah aus dem Fenster, obwohl die Scheiben so stark verdunkelt waren, dass man nichts erkennen konnte. »Mein Vater meinte, ich könnte bleiben. Um zu kämpfen.«
John pfiff leise, um auf sich aufmerksam zu machen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass dein Vater so lässig mit dem Schwert umgehen kann.
»Er war Soldat, bevor er meine Mutter traf. Sie hat ihn dazu gebracht, damit aufzuhören.« Blay rubbelte an dem Hemd herum, obwohl das Blut längst in die Fasern eingesickert war. »Sie hatten einen Riesenstreit, als Wrath anrief und mich bat, euch beide zu suchen. Mom macht sich Sorgen, dass ich umgebracht werde; Dad möchte, dass ich mich als Mann von Wert erweise, wenn ich gebraucht werde. So sieht’s aus.«
Und was willst du?
Blays Augen flatterten über die Trennscheibe und dann hastig wieder zum Rücksitz. »Ich will kämpfen.«
John lehnte sich zurück. Gut.
Nach langem Schweigen meinte Blay:
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