Black Dagger 12 - Vampirträume
dabei. »Warum denn?«
»Bitte steigen Sie aus, Sir.«
»Erst, wenn Sie mir sagen, warum.«
Der Kegel der Taschenlampe fiel auf die Hundemarke um Lashs Hals. »Wir haben vor etwa einer Stunde eine Anzeige von einer weiblichen Person im Screamer’s erhalten. Es ging um einen weißen Mann, knapp zwei Meter groß, blondes, kurzes Haar, der ein Hundehalsband trägt. Deshalb muss ich Sie bitten, aus dem Auto zu steigen.«
»Worum ging es bei der Anzeige?«
»Sexuelle Nötigung.« Ein weiterer Streifenwagen hielt vor ihnen und fuhr dann rückwärts dicht vor die Scheinwerfer des Focus. »Bitte steigen Sie jetzt aus dem Wagen, Sir.«
Diese Schlampe aus der Kneipe war zu den Cops gegangen? Sie hatte doch drum gebettelt! »Nein.«
»Wenn Sie nicht aussteigen, dann muss ich Gewalt anwenden. «
»Steigen Sie schon aus«, raunte Mr D.
Der zweite Polizist kam um den Wagen herum und zog Lashs Tür auf. »Aussteigen, Sir.«
Das konnte doch wohl überhaupt nicht wahr sein. Diese beschissenen idiotischen Menschen! Er war Omegas Sohn, zum Henker. Er gehorchte keinen Vampirregeln, und erst recht keinen, die sich der Homo sapiens ausgedacht hatte.
»Sir?«, sagte der Polizist.
»Wie wär’s, wenn Sie sich Ihren Elektroschocker in den Arsch schieben?«
Der Beamte beugte sich herunter und fasste ihn am Arm. »Ich verhafte Sie wegen sexueller Nötigung. Alles, was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können –«
»Das ist doch wohl nicht euer Ernst –«
»– wird Ihnen einer gestellt. Haben Sie Ihre Rechte verstanden –«
»Loslassen –«
»– die ich Ihnen gerade erklärt habe?«
Sie mussten Lash zu zweit aus dem Auto schleifen, und dummerweise hatte sich inzwischen eine Zuschauermenge versammelt. Verdammt. Natürlich konnte er diesen beiden Männern locker die Arme abreißen und sie ihnen in den Hals stecken, aber er konnte hier keine Szene machen. Zu viele Zeugen.
»Sir, haben Sie diese Rechte verstanden?« Das wurde gesagt, während Lash im Kreis gedreht und mit dem Gesicht voran auf die Motorhaube gedrückt wurde. Die Handschellen klickten.
Lash sah durch die Windschutzscheibe Mr D an, dessen Gesicht jetzt nicht mehr brav und gesetzestreu wirkte. Vielmehr hatte er die Augen zu Schlitzen verengt, und man konnte nur hoffen, dass er sich den Kopf nach einem Ausweg aus dieser Misere zerbrach.
»Sir? Haben Sie Ihre Rechte verstanden?«
»Ja«, stieß Lash hervor. »Ich hab’s kapiert.«
Der Polizist zu seiner Linken beugte sich vor. »Übrigens, wir hängen noch eine Anzeige wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt dran. Und die kleine Blonde war erst siebzehn. «
11
Hinter dem großen Haus der Bruderschaft flogen Cormias zerschrammte Füße förmlich über das kurze Gras. Sie rannte, um sich zu verlieren, rannte in der Hoffnung, Klarheit zu erlangen, rannte, weil sie nirgendwohin wollte und auch nicht mehr länger bleiben konnte, wo sie war.
Ihr Atem ging stoßweise – ein, aus – und ihre Beine brannten. Die Arme wurden taub und sie rannte immer weiter, entlang der Mauer auf den Waldrand zu, dann wieder zurück in den Garten.
Layla und der Primal. Layla liegt bei dem Primal. Layla liegt nackt beim Primal.
Sie rannte schneller.
Er würde Layla wählen. Er fühlte sich unwohl in seiner Rolle, deshalb würde er sich für die eine Schwester entscheiden, die er früher schon gesehen hatte und die seinen Brüdern diskret und anmutig diente. Er würde sich für das Vertraute entscheiden.
Er würde Layla wählen.
Ohne Vorwarnung gaben Cormias Beine nach, und sie brach erschöpft zusammen.
Als sie sich wieder so weit erholt hatte, dass sie den Kopf heben konnte, legte sie immer noch keuchend die Stirn in Falten. Sie war auf einem seltsam trockenen Rasenstück gelandet, einem unvollkommenen Rund von etwa zwei Metern Durchmesser. Es war, als wäre hier etwas verbrannt worden und der Boden müsste sich erst wieder erholen.
Wie passend, in mehr als einer Hinsicht.
Sie drehte sich auf den Rücken und betrachtete den Nachthimmel. Ihre Oberschenkel brannten, genau wie ihre Lungen, aber das wahre Feuer loderte in ihrem Kopf. Sie gehörte nicht auf diese Seite. Und sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, zurück ins Heiligtum zu gehen.
Sie war wie die Sommerluft, die sich zwischen dem grünen Grasboden und dem mit Sternen übersäten Himmel dort oben ausdehnte. Sie war weder hier noch dort … und sie war unsichtbar.
Nun stand sie auf und
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