Black Dagger 12 - Vampirträume
ohnehin labile soziale Gefüge der Vampire noch weiter in die Brüche ging. Wenn dann alles in Trümmern lag, würde Lash auf den Plan treten und zusammenfegen, was noch übrig war.
Das Einzige, was noch effektiver funktionieren würde, wäre eine Vampirpest.
Bisher ging sein Plan auf. Diese erste Nacht verlief größtenteils erfolgreich. Wirklich schade, dass dieser kleine Pisser Qhuinn nicht zu Hause gewesen war, als seine Eltern überfallen wurden – er hätte seinen Cousin mit Freuden umgebracht –, aber bei der Gelegenheit hatte er etwas Interessantes erfahren. Auf dem Schreibtisch seines Onkels hatte ein Dokument gelegen, das Qhuinn aus der Familie verstieß. Was bedeutete, dass diese arme, kleine Missgeburt irgendwo auf freiem Fuß war – wenn auch offensichtlich nicht bei Blay, denn dessen Elternhaus war ebenfalls attackiert worden.
Ja, wirklich ätzend, dass Qhuinn nicht zu Hause gewesen war. Aber wenigstens hatten sie seinen Bruder lebendig geschnappt. Das würde ein echter Spaß werden.
Es hatte eine Reihe von Verlusten für die Gesellschaft der Lesser gegeben, vor allem in Blays und Lashs eigenem Elternhaus, aber im Großen und Ganzen standen die Dinge ausgezeichnet für Lash.
Jetzt den Schwung nicht zu verlieren, war allerdings von entscheidender Bedeutung. Die Glymera würde mit fliegenden Fahnen in ihre sicheren Unterschlupfe flüchten. Von einigen wusste er zwar grob, wo sie sich befanden, aber die meisten lagen weiter nördlich, was hieß, dass seine Männer erst dorthin reisen müssten. Um das Töten voranzutreiben, mussten möglichst viele Adressen hier in der Stadt erledigt werden.
Landkarten. Sie brauchten Landkarten.
Bei diesem Gedanken knurrte Lashs Magen vernehmlich.
Sie brauchten Landkarten und Essen.
»Halt mal hier an der Tanke«, bellte er.
Mr D konnte nicht mehr schnell genug reagieren, also wendete er und fuhr zurück.
»Ich brauch was zu beißen«, erklärte Lash. »Und Landkarten für –«
Gegenüber leuchtete das Blaulicht eines Streifenwagens des Caldwell Police Department auf, und Lash fluchte.
Wenn der Bulle das unerlaubte Wendemanöver mitbekommen hatte, steckten sie in der Klemme. Im Kofferraum lagen Waffen und Munition. Blutige Klamotten. Brieftaschen, Armbanduhren und der Schmuck toter Vampire.
Na super. Ganz toll. Der Cop hatte offenbar keine akute Snack-Pause eingelegt, da er genau auf sie zuraste.
»Leck mich doch.« Lash sah Mr D an, als der am Straßenrand
anhielt. »Sag mir, dass du einen gültigen Führerschein dabeihast.«
»Aber sicher doch.« Mr D kurbelte das Fenster herunter, als einer der Freunde und Helfer von Caldwell an die Scheibe trat. »Schönen guten Abend, Officer. Sie wollen sicher meinen Führerschein sehen.«
»Den Fahrzeugschein auch.« Der Polizist beugte sich in den Wagen und zog dann eine Grimasse, als gefiele ihm der Geruch darin nicht.
Ach, klar doch. Das Talkum.
Lash lehnte sich zurück, während Mr D völlig entspannt im Handschuhfach wühlte. Als er ein Stück Papier hervorzog, warf Lash einen schnellen Blick auf den Fahrzeugschein. Sah tatsächlich echt aus. Mit Wappen des Staates New York, ausgestellt auf Richard Delano unter der Adresse 1583 Tenth Street, Wohnung 4F.
Mr D reichte die Papiere durchs Fenster. »Ich weiß, ich hätte dort nicht wenden dürfen, Sir. Wir wollten uns nur was zu essen holen und hatten die Abfahrt verpasst.«
Lash starrte Mr D voller Bewunderung für dessen Schauspieltalent an. D zeigte genau die richtige Kombination aus schlechtem Gewissen, aufrichtiger Entschuldigung und stinknormalem Durchschnittsbürger, wie er so aus dem Fahrersitz zu dem Bullen aufsah. Mann, er sah geradezu aus, als gehörte sein Bild auf eine Cornflakes-Packung, er brabbelte vor sich hin und warf mit dem Wort Sir um sich, als wäre es das Amen in der Kirche. Sah durch und durch gesund aus. Voller Vitamine und Ballaststoffe. Vollgestopft mit lebenswichtigen, guten alten amerikanischen Nährstoffen.
Der Beamte inspizierte die Ausweise und gab sie zurück. Als er mit seiner Taschenlampe ins Wageninnere leuchtete, sagte er: »Beim nächsten Mal unterlassen Sie bitte –«
Er runzelte die Stirn und betrachtete Lash.
Seine gelangweilte, desinteressierte Haltung verflüchtigte sich in Sekundenbruchteilen. Er hielt sich das Mikro an seinem Kragen vor den Mund und bat um Verstärkung, dann sagte er: »Ich muss Sie bitten, aus dem Wagen zu steigen, Sir.«
»Wer, ich?«, fragte Lash. Verflucht, er hatte keinen Ausweis
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