Black Dagger 13 - Racheengel
Nummernschilder hatten sie entfernt und die Fahrgestellnummer zerkratzt.
Die Fahrt zur Hunterbred-Siedlung dauerte nicht lang, aber Grady gelang es tatsächlich, ein Nickerchen einzuschieben. Lash sah ihn im Rückspiegel. Er war weggetreten, als hätte man ihm den Stecker rausgezogen. Sein Kopf war auf die Lehne gerollt, der Mund stand offen, und er schnarchte.
Was schon fast an eine Beleidigung grenzte.
Lash hielt vor der Wohnung von Mr D und seinen zwei Mitbewohnern und verdrehte den Kopf in Richtung Grady.
»Aufwachen, Arschloch.« Als der Loser blinzelte und gähnte, verachtete Lash dessen Schwäche, und Mr D schien es genauso zu gehen. »Die Regeln sind einfach. Wenn du versuchst abzuhauen, erschießen dich meine Männer entweder auf der Stelle, oder sie rufen die Cops an und verklickern ihnen, wo du bist. Kurz nicken, damit ich weiß, dass wir uns verstehen.«
Grady nickte, obwohl Lash das Gefühl hatte, dass er das bei jeder Ansage getan hätte. Friss deine Füße. Klar, natürlich, geht in Ordnung.
Lash entriegelte die Türen. »Und jetzt raus aus meinem Auto.«
Ein weiteres Nicken, während die Türen geöffnet wurden und der bittere Wind hineinwehte. Grady stieg aus und zog die Jacke enger um sich, so dass er die Flügel des dämlichen Adlers einknickte. Mr D hingegen schien wenig beeindruckt von der Kälte – einer der Vorteile, wenn man bereits tot war.
Lash stieß rückwärts aus dem Parkplatz und fuhr in Richtung seiner Stadtwohnung, einem Loch namens »Ranch« in einer Siedlung voller Rentner – dort hielten Vorhänge aus Polyester die Blicke seiner glasäugigen Nachbarn ab. Der einzige Vorteil war, dass keiner in der Gesellschaft die Adresse kannte. Aus Sicherheitsgründen schlief er bei Omega, aber die Rückkehr auf diese Seite machte ihn immer eine halbe Stunde lang fix und fertig, und er wollte nicht wehrlos erwischt werden.
Denn Schlaf war eigentlich der falsche Ausdruck für das, was er brauchte. Es war kein Augenschließen und Wegdösen, sondern eher eine Art Ohnmacht, die ihn überfiel. Symptomatisch für Lesser, wenn man Mr D glaubte. Aus irgendeinem Grund waren sie mit dem Blut seines Vaters in den Adern wie Handys, die man nicht benutzen konnte, solange sie sich aufluden.
Der Gedanke an die Ranch deprimierte Lash, und er bemerkte, dass er stattdessen auf die vornehmste Gegend von Caldwell zusteuerte. Hier kannte er die Straßen wie seine Westentasche, und die Steinsäulen seines alten Hauses fand er leicht.
Das Tor war fest verschlossen, und er konnte nicht über die hohe Mauer sehen, die das Grundstück einschloss, aber er wusste, was sich dahinter verbarg: Der Rasen und die Bäume und der Pool und die Terrasse... alles perfekt in Stand gehalten.
Scheiße. Er wollte zurück zu seinem Luxusleben. Dieses anspruchslose Dasein bei der Gesellschaft der Lesser fühlte sich wie ein billiger Anzug an. Gar nicht nach ihm. In keinerlei Hinsicht.
Er stellte den Mercedes auf Parkposition und saß einfach nur da, auf die Auffahrt blickend. Nachdem er die Vampire, die ihn aufgezogen hatten, ermordet und seitlich neben dem Haus verscharrt hatte, hatte er alles aus dem Tudorhaus geschafft, was nicht niet- und nagelfest gewesen war. Die Antiquitäten hatte er in verschiedenen Lesser behausungen in und um die Stadt deponiert. Er war nicht mehr hier gewesen, seit er sich dieses Auto geholt hatte, und er ging davon aus, dass der Besitz über das Testament seiner Eltern an irgendeinen Blutsverwandten gefallen war, der seine Überfälle auf die Aristokratie überlebt hatte.
Doch Lash bezweifelte, dass sein altes Zuhause noch in Vampirhand war. Schließlich war es von Lessern überfallen worden und damit für alle Zeiten enttarnt.
Lash fehlte dieses Haus, obwohl es als Hauptquartier unbrauchbar gewesen wäre. Zu viele Erinnerungen, und außerdem lag es zu nahe an der Vampirwelt. Seine Pläne, seine Buchführung und die geheimen Details der GesellSchaft
der Lesser durfte auf keinen Fall versehentlich in die Hände der Bruderschaft geraten.
Eines Tages würde er sich wieder mit den Kriegern auseinandersetzen, aber dann würde er die Spielregeln bestimmen. Nachdem ihn diese Missgeburt von Qhuinn ermordet und sein wahrer Vater ihn zu sich geholt hatte, war er von niemandem außer diesem trotteligen John Matthew mehr gesehen worden – und auch von ihm nur sehr verschwommen, so dass er es vermutlich als Trugbild abtat, nachdem schließlich alle seine Leiche angestarrt hatten.
Lash stand auf große
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