Black Dagger 13 - Racheengel
saß, im zugeknöpften Mantel.
Das Klappern von Silberzinken auf dem Porzellan machte das Schweigen zwischen ihnen überlaut.
Sie strich über die Serviette, die vor ihr lag, und fühlte sich wegen so vieler Dinge mies, und obwohl sie sonst nicht sonderlich redselig war, brabbelte sie nun los, weil sie einfach nicht mehr alles für sich behalten konnte. »Vorgestern Nacht...«
»Mm?« Rehvenge sah sie nicht an, sondern konzentrierte sich weiterhin auf seinen Teller.
»Ich wurde nicht versetzt. Von meiner Verabredung, weißt du?«
»So? Schön für dich.«
»Er wurde umgebracht.«
Rehvenges Kopf schoss hoch. »Was?«
»Stephan, der Typ, mit dem ich verabredet war... er wurde von Lessern getötet. Der König brachte seine Leiche in die Klinik, aber ich wusste nicht, dass er es war, bis sein Cousin auftauchte und nach ihm suchte. Ich... äh, habe meinen letzten Dienst damit verbracht, ihm die letzte Ehre zu erweisen und ihn seiner Familie zurückzubringen.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie hatten ihn verprügelt... er war kaum noch wiederzuerkennen.«
Ihre Stimme geriet ins Stocken und versagte dann ganz, deshalb saß sie einfach nur da und strich über die Serviette, um sich selbst zu trösten.
Ein leises Klirren verriet, dass Rehv sein Besteck abgelegt hatte. Dann legte sich eine feste Hand auf ihren Unterarm.
»Das tut mir gottverdammt leid«, sagte er. »Kein Wunder, dass du nichts für das hier übrighast. Hätte ich gewusst -«
»Nein, es ist okay. Wirklich, ich hätte früher etwas sagen
sollen. Ich bin nur heute etwas durch den Wind. Nicht ganz ich selbst.«
Er drückte ihren Arm und lehnte sich dann zurück, als wollte er sie nicht bedrängen. Was sie normalerweise vorzog, doch heute Nacht war es... schade – um eines seiner Lieblingsworte zu gebrauchen. Seine Berührung hatte sich schön durch ihren Mantel angefühlt.
Und wo sie schon dabei war, ihr wurde langsam wirklich warm.
Ehlena knöpfte ihren Mantel auf und streifte ihn von den Schultern. »Heiß hier.«
»Wie ich schon sagte, ich kann es gerne etwas kühler für dich einstellen.«
»Nein.« Sie runzelte die Stirn und sah zu ihm hinüber. »Warum frierst du immer? Eine Nebenwirkung des Dopamins?«
Er nickte. »Das Dopamin ist auch der Grund, warum ich den Stock brauche. Ich spüre meine Arme und Beine nicht.«
Sie hatte noch nicht von vielen Vampiren gehört, die so auf dieses Medikament reagierten, doch andererseits war jeder anders. Außerdem war Parkinson auch bei Vampiren eine hässliche Krankheit.
Rehvenge schob seinen Teller von sich, und eine Weile saßen sie schweigend da. Im Dämmerlicht schien er irgendwie gedimmt, nicht so energiegeladen wie sonst, und seine Stimmung war düster.
»Du bist heute Abend auch nicht du selbst«, meinte sie. »Nicht dass ich dich besonders gut kennen würde, aber du wirkst...«
»Wie?«
»So wie ich mich fühle. In einer Art Wachkoma gefangen.«
Er lachte kurz auf. »Das trifft es genau.«
»Willst du darüber reden -«
»Willst du etwas essen -«
Sie lachten beide und hörten dann auf.
Rehvenge schüttelte den Kopf. »Schau, lass mich dir eine Nachspeise holen. Es ist das Mindeste, was ich tun kann. Und es ist kein Candlelight-Dinner. Die Kerzen sind aus.«
»Weißt du, eigentlich...?«
»... war es gelogen, dass du schon gegessen hast, und du stirbst vor Hunger.«
Sie lachte wieder. »Du hast es erfasst.«
Als er sie mit seinen Amethystaugen ansah, verwandelte sich die Luft zwischen ihnen, und sie hatte das Gefühl, dass er so vieles sah, zu viel. Insbesondere, als er mit dunkler Stimme sagte: »Wirst du dich von mir versorgen lassen?«
Völlig hypnotisiert flüsterte sie: »Ja. Gerne.«
Sein Lächeln entblößte lange, weiße Fänge. »Das ist genau die Antwort, auf die ich gehofft hatte.«
Wie wohl sein Blut schmecken würde, schoss es ihr unwillkürlich durch den Kopf.
Rehvenge knurrte tief in der Kehle, als wüsste er genau, was sie dachte. Aber er ging nicht weiter darauf ein, erhob sich und verschwand in der Küche.
Bis er mit ihrem Teller zurückkam, hatte sie sich wieder einigermaßen gefasst, doch als er das Essen vor ihr abstellte, umgab sie ein würziger Geruch, der einfach zu köstlich war – und nichts mit dem zu tun hatte, was er zubereitet hatte.
Entschlossen, sich zusammenzureißen, breitete Ehlena die Serviette über ihren Schoß und kostete das Roastbeef.
»Mein Gott, das ist fantastisch.«
»Danke«, sagte Rehv und setzte sich. »Auf diese Weise haben
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