Black Dagger 13 - Racheengel
Taschentuch aus der Hand. »Das hier muss ich wohl noch einmal bügeln, und dann hilfst du mir vielleicht ins Bett?«
»Selbstverständlich. Und ich würde gerne Havers anrufen.«
»Nein.«
»Mahmen -«
»Ich möchte ein Dahinscheiden ohne medizinische Eingriffe. Es gibt jetzt ohnehin nichts mehr, was mich retten könnte.«
»Das weißt du doch nicht-«
Sie hob ihre anmutige Hand mit dem Diamantring. »Ich
werde vor Einbruch der morgigen Nacht tot sein. Ich habe es in der Schale gesehen.«
Rehv blieb die Luft weg, seine Lungen verweigerten ihm den Dienst. Ich bin noch nicht bereit dafür, ich bin noch nicht bereit dafür, ich bin noch nicht...
Madalina arbeitete akkurat mit dem letzten Taschentuch, bügelte die Ecken sorgfältig aus, ließ das Eisen langsam vor und zurück gleiten. Als sie fertig war, legte sie das perfekte Quadrat zu den anderen und achtete genau darauf, dass alles säuberlich gestapelt war.
»Das wäre geschafft«, meinte sie.
Rehv stützte sich auf seinen Stock, um aufzustehen, und bot ihr den Arm an. Zusammen wankten sie in ihr Schlafzimmer, beide wackelig auf den Beinen.
»Hast du Hunger?«, fragte er, als er die Decke zurückschlug und ihr ins Bett half.
»Nein, mir geht es gut.«
Ihre Hände arbeiteten zusammen, um Laken, Decke und Überdecke zurechtzuzupfen, bis alles präzise gefaltet war und über ihrer Brust lag. Als er sich aufrichtete, wusste er, dass sie nicht mehr aus diesem Bett aufstehen würde, und der Gedanke war unerträglich.
»Bella muss kommen«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Sie muss sich verabschieden.«
Seine Mutter nickte und schloss die Augen. »Sie muss jetzt kommen. Und bitte lass sie das Kind mitbringen.«
Im Wohnhaus der Bruderschaft in Caldwell schritt Tohr in seinem Schlafzimmer auf und ab. Was ein Witz war, wenn man bedachte, wie schwach er war. Schlurfen war alles, was er zustande brachte.
Alle zwei Minuten blickte er auf die Uhr. Die Zeit verstrich erschreckend schnell, bis es ihm vorkam, als sei die
Sanduhr der Welt zerbrochen, und Sekunden würden wie Sand in alle Richtungen davonrinnen.
Er brauchte mehr Zeit. Mehr... Scheiße, aber würde das überhaupt helfen?
Er wusste einfach nicht, wie er das Bevorstehende durchstehen sollte, ahnte aber, dass ihn noch mehr Grübeln auch nicht weiterbrächte. Zum Beispiel konnte er sich nicht entscheiden, ob es besser wäre, einen Zeugen zu haben oder nicht. Der Vorteil war, dass es dadurch noch unpersönlicher wäre. Aber wenn er zusammenbrach, würde es noch einer mehr mitbekommen.
»Ich bleibe.«
Tohr blickte zu Lassiter, der sich auf der Chaiselongue am Fenster lümmelte. Der Engel hatte die Beine an den Knöcheln übereinander gelegt, und ein Kampfstiefel wanderte von Seite zu Seite, eine weitere hassenswerte Erinnerung an das Verstreichen der Zeit.
»Komm schon«, grinste Lassiter. »Ich habe deinen erbärmlichen Hintern nackt gesehen. Was könnte schlimmer sein als das?«
Die Worte waren typisch provozierend, der Ton überraschend sanft -
Das Klopfen an der Tür war leise. Also war es kein Bruder. Und nachdem kein Essensduft unter der Tür hereinwehte, war es auch nicht Fritz mit einem Tablett voller Speisen, deren Bestimmung der Porzellanthron war.
Offensichtlich hatte die Anfrage bei Phury gefruchtet.
Tohr fing an, von Kopf bis Fuß zu zittern.
»Okay ganz locker.« Lassiter stand auf und kam schnell zu ihm. »Setz dich hierher. Wir wollen das doch nicht in der Nähe vom Bett tun. Komm schon – nein, wehr dich nicht gegen mich. Du weißt, das gehört dazu. Deine Biologie will es, nicht du, du darfst dich nicht deswegen schuldig fühlen.«
Tohr wurde zu einem Stuhl mit steifer Rückenlehne beim Sekretär gezerrt, und das gerade noch rechtzeitig: Seine Knie verloren das Interesse an ihrer Aufgabe und knickten ein, so dass er unsanft auf die geflochtene Sitzfläche fiel und ein Stück wieder hochhüpfte.
»Ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll.«
Lassiters Gesicht erschien direkt vor ihm. »Dein Körper wird das für dich erledigen. Halte deinen Kopf und dein Herz da raus und lass deinen Instinkt tun, was getan werden muss. Es ist nicht deine Schuld. Es geht ums Überleben.«
»Ich will aber nicht überleben.«
»Was du nicht sagst. Und ich dachte immer, dieser ganze Selbstzerstörungsblödsinn wäre nur ein Hobby.«
Tohr fehlte die Kraft, um nach dem Engel zu schlagen. Fehlte die Kraft, aus dem Zimmer zu gehen. Fehlte sogar die Kraft zu weinen.
Lassiter ging zur Tür und
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