Black Dagger 13 - Racheengel
feuersicheren Aktenschränken betrafen nur die legale Seite des Geschäfts. Und der Papierkorb war ein Aktenvernichter.
Was hieß, dass Detective José de la Cruz absolut nichts in den 120 Sekunden erfahren hatte, die er alleine in dem Raum verbracht hatte.
De la Cruz nahm seine Dienstmarke und hielt sie ihr hin. »Ich bin wegen einer Ihrer Angestellten hier.«
Xhex gab vor, sich über den Tisch zu lehnen, um sich die Marke anzusehen, doch das brauchte sie nicht. Ihre Symphathen- Seite sagte ihr alles, was sie wissen musste: Die Gefühle des Polizisten waren die richtige Mischung aus Misstrauen, Besorgnis, Entschlossenheit und Wut. Er nahm seinen Job ernst und war beruflich hier.
»Welche Angestellte?«, fragte sie.
»Chrissy Andrews.«
Xhex lehnte sich zurück. »Wann wurde sie ermordet?«
»Woher wissen Sie, dass sie tot ist?«
»Sparen Sie sich die Spielchen, Detective. Warum sonst sollte jemand von der Mordkommission nach ihr fragen?«
»Entschuldigen Sie, ich bin auf Verhör-Modus.« Er
steckte seine Dienstmarke wieder in die Brusttasche und setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. »Der Mieter unter ihr bemerkte beim Erwachen einen Blutfleck an seiner Decke und rief die Polizei. Keiner in dem Haus will Ms Andrews gekannt haben, und wir können keinen nächsten Angehörigen finden. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung stießen wir auf Steuerbescheide, auf denen dieser Club als Arbeitgeber angegeben ist. Um auf den Punkt zu kommen: Wir brauchen jemanden, der die Leiche identifiziert und -«
Xhex stand auf. Das Wort Wichser hallte in ihrem Kopf. »Ich übernehme das. Lassen Sie mich nur meinen Männern Bescheid geben, damit ich gehen kann.«
De la Cruz blinzelte, als überrasche ihn ihr Tempo. »Sie... äh, Sie wollen mit zur Leichenhalle kommen?«
»St. Francis?«
»Ja.«
»Ich kenne den Weg. Ich treffe Sie in zwanzig Minuten dort.«
De la Cruz erhob sich langsam, fasste sie scharf ins Auge und musterte sie prüfend. »Ich schätze, damit sind wir verabredet.«
»Keine Sorge, Detective. Ich werde beim Anblick einer Leiche nicht in Ohnmacht fallen.«
Er musterte sie von Kopf bis Fuß. »Wissen Sie... irgendwie mache ich mir darum keine Sorgen.«
4
Als Rehvenge zurück nach Caldwell kam, wünschte er sich höllisch, er könnte auf direktem Weg ins ZeroSum. Doch er war nicht bescheuert. Er hatte ein Problem.
Seit seiner Abfahrt von Montrags Haus in Connecticut hatte er seinen Bentley zweimal am Straßenrand angehalten und sich Dopamin gespritzt. Doch sein Wundermittel ließ ihn heute im Stich. Hätte er mehr von dem Stoff in seinem Wagen gehabt, hätte er sich eine weitere Spritze aufgezogen, doch es war ihm ausgegangen.
Welch Ironie, dass ein Drogendealer wie er atemlos zu seinem Dealer hetzen musste. Es war eine verdammte Schande, dass die Nachfrage nach dem Neurotransmitter auf dem Schwarzmarkt nicht größer war. So wie die Dinge jetzt lagen, konnte sich Rehv nur auf legalem Weg versorgen, aber er würde das ändern. Wenn er clever genug war, Ecstasy, Koks, Methadon, Oxycondon und Heroin durch seine zwei Clubs zu schleusen, musste es ihm doch gelingen, sich sein Fläschchen Dopamin herbeizuschaffen.
»Jetzt komm schon, beweg deinen Arsch. Das ist nur eine verdammte Ausfahrt. So etwas kennst du.«
Auf dem Highway hatte er zügig fahren können, aber hier in der Stadt ging es nur noch schleppend voran. Und das lag nicht nur am Verkehr. Ohne räumliche Wahrnehmung war es nicht einfach, die Entfernung zur Stoßstange des Vordermannes einzuschätzen, also musste Rehv vorsichtiger sein, als ihm lieb war.
Und dann war da dieser Idiot mit seiner zwölfhundert Jahre alten Blechkiste und seinen übertriebenen Bremsgewohnheiten.
»Nein... nein... tu’s nicht, nicht die Spur wechseln. Du siehst doch nicht einmal in den Rückspiegel -«
Rehv trat in die Eisen, weil Mr Schnarchnase tatsächlich glaubte, er gehöre auf die Überholspur, und den Spurwechsel mit einer Vollbremsung einleitete.
Normalerweise liebte Rehv Autofahren. Er zog es sogar dem Dematerialisieren vor, denn es war die einzige Gelegenheit, bei der er sich fast wie er selbst fühlte: schnell, wendig, kraftvoll. Er fuhr den Bentley nicht nur, weil er schick war und er ihn sich leisten konnte, sondern hauptsächlich wegen der sechshundert Pferde unter der Haube. Durch seine Taubheit und die Abhängigkeit von einem Stock, um das Gleichgewicht zu halten, fühlte sich Rehv oftmals wie ein greisenhafter Krüppel und es tat gut... normal zu
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