Black Dagger 13 - Racheengel
in die nächstgelegene Kamera. »Lass mich rein. Sofort. Ich muss zu Havers. Und es ist ein Notfall.«
Er musste zurück zum Club und nach der Lage sehen. Die vier Stunden, die er an diesem Abend bereits vertan hatte, waren eine Ewigkeit, wenn man das ZeroSum und das Iron Mask in Schach zu halten hatte. An solchen Orten passierte Scheiße nicht einfach nur, sie war an der Tagesordnung, und nur er hatte die Faust mit dem Schluss mit Lustig- Tattoo auf den Knöcheln.
Einen Moment später glitt das sterbenshässliche, bombensichere Tor zur Seite, und Rehv vertrödelte keine Zeit auf der meilenlangen Auffahrt.
Das Farmhaus, das sich nach der letzten Biegung präsentierte, passte nicht so recht zu den Sicherheitsvorkehrungen, zumindest nicht, wenn man nach der Fassade urteilte. Der zweistöckige Schindelbau war ein völlig abgespeckter Kolonialbau. Keine Veranda. Keine Fensterläden. Keine Begrünung.
Verglichen mit Havers altem Familienheim und Klinikbau war es die ärmliche Entsprechung eines Geräteschuppens.
Er parkte gegenüber der freistehenden Reihe von Garagen für Krankenwagen und stieg aus. Die Tatsache, dass die
kalte Dezembernacht ihn frösteln ließ, war ein weiteres gutes Zeichen. Er langte auf die Rückbank des Bentleys und holte seinen Stock und einen seiner zahlreichen Zobelmäntel hervor. Neben der Taubheit brachte seine chemische Maske einen weiteren Nachteil mit sich: Sie senkte seine Körpertemperatur und verwandelte seine Adern in ein System von Kühlwasserspiralen. Nacht und Tag in einem Körper zu leben, den er nicht fühlte oder erwärmen konnte, war kein Spaß, aber ihm blieb keine Wahl.
Wären seine Mutter und seine Schwester keine Normalos gewesen, hätte er sich vielleicht zum Darth Vader mausern und ganz in der dunklen Seite aufgehen können. Dann hätte er seine Tage damit verbracht, die Gedanken seiner Artgenossen zu manipulieren. Aber er hatte sich in die Position eines Familienvorstandes gebracht, und das hielt ihn in diesem Niemandsland gefangen.
Rehv ging um das Kolonialhaus herum und zog den Zobel enger um den Hals. Als er zu einer unscheinbaren Tür kam, drückte er die Klingel, die auf eine Aluminiumverschalung geschraubt war, und blickte in ein elektronisches Auge. Einen Moment später öffnete sich eine Luftschleuse mit einem Zischen, und er schob sich in einen weißen Raum von der Größe eines begehbaren Schranks. Nachdem er in eine Kamera geblickt hatte, öffnete sich eine weitere Verriegelung, eine versteckte Trennwand glitt zurück, und er ging eine Treppe herunter. Noch eine Kontrollstelle. Noch eine Tür. Und dann war er drinnen.
Der Empfangsbereich sah nicht anders aus als der Patienten-und-Angehörigen-Parkplatz jeder Klinik: Stuhlreihen, Zeitschriften auf kleinen Tischchen, ein Fernseher und ein paar Topfpflanzen. Er war kleiner als der in der alten Klinik, aber sauber und gut organisiert. Die zwei Frauen, die dort warteten, versteiften sich, als sie Rehv sahen.
»In Ordnung, hier entlang, bitte.«
Rehv lächelte die Schwester an, die um den Empfangstresen geeilt kam. Für ihn fanden »lange Wartezeiten« immer in einem Behandlungszimmer statt. Die Schwestern schätzten es nicht, wenn er andere Wartende verängstigte, und hatten ihn auch selbst nicht gern um sich.
Für ihn war das in Ordnung. Er war nicht der gesellige Typ.
Das Behandlungszimmer, in das man ihn führte, lag nicht im Notfallbereich der Klinik, und er kannte es von früher. Er kannte sie alle.
»Der Doktor ist bei einer Operation, und der Rest der Belegschaft ist mit anderen Patienten beschäftigt, aber ich schicke eine Kollegin, um Ihre Werte zu nehmen, sobald ich kann.« Die Schwester lief davon, als hätte sie jemand im Flur gerufen, den nur sie hören konnte. Rehv behielt den Mantel an und den Stock in der Hand und setzte sich auf die Untersuchungsliege. Um sich die Zeit zu vertreiben, schloss er die Augen und ließ die Emotionen in seinem Umfeld auf sich wirken wie eine Panoramaaussicht: Die Mauern des Kellers lösten sich auf, und die emotionalen Flechtwerke der einzelnen Leute kristallisierten sich aus der Dunkelheit, eine Unzahl verschiedener Verletzlichkeiten, Ängste und Schwächen präsentierte sich dem Symphathen in ihm.
Und er hielt die Fernbedienung für sie alle in der Hand und wusste instinktiv, welche Knöpfe er bei der Schwester nebenan drücken musste, die sich Sorgen machte, ihr Hellren könnte sie nicht mehr begehren... und dennoch zu viel zum Ersten Mahl aß. Und der
Weitere Kostenlose Bücher