Black Dagger 13 - Racheengel
die Schwestern einen Moment, bevor die Leiche ganz verhüllt wurde.
»Wir haben keinen Ausweis bei ihm gefunden«, meinte Wrath leise und zupfte einen Zipfel des Lakens gerade. »Erkennt eine von euch vielleicht seine Kleidung? Die Uhr? Irgendetwas?«
Die Schwestern schüttelten die Köpfe, und eine murmelte: »Wir bringen ihn in die Leichenhalle und warten. Mehr können wir nicht tun. Seine Familie wird nach ihm suchen.«
Wrath hielt sich im Hintergrund und sah zu, wie die Leiche fortgerollt wurde. Aus irgendeinem Grund fiel ihm auf, dass das rechte vordere Rad wackelte, als wäre es neu in dem Job und noch nervös... obwohl er das nicht mit
den Augen sah, sondern mehr aus dem leisen Klappern schloss.
Es lief nicht rund. Trug das Gewicht nicht richtig.
Genauso fühlte sich Wrath.
Dieser verdammte Krieg mit der Gesellschaft der Lesser ging schon viel zu lange. Und selbst mit all seiner Macht und wilden Entschlossenheit gewann sein Volk nicht. Seinem Feind lediglich zu trotzen, war ein Verlieren auf Raten, weil weiterhin Unschuldige starben.
Er wandte sich wieder der Treppe zu und roch die Angst und Ehrfurcht der zwei Vampirinnen auf den Plastikstühlen im Wartebereich. Die Stühle wären beinahe umgestürzt, als sie hektisch aufstanden und sich vor ihm verbeugten. Ihre Ehrehrbietung war wie ein Tritt in die Eier. Er lieferte das jüngste, aber ganz bestimmt nicht letzte Opfer des Krieges ab, und die beiden zollten ihm auch noch Respekt.
Er verbeugte sich ebenfalls, brachte aber kein Wort heraus. Alles, was ihm durch den Kopf ging, waren deftige Verwünschungen, und die waren allesamt gegen sich selbst gerichtet.
Die andere Schwester hatte das Laken, das sie als Vorhang verwendet hatte, wieder zusammengelegt. »Mein Herr, vielleicht habt Ihr einen Moment Zeit, um mit Havers zu sprechen. Er müsste in einer Viertelstunde mit der Operation fertig sein. Ihr scheint verletzt.«
»Ich muss zurück in den -« Er stoppte sich, bevor ihm das Wort Kampf entschlüpfte. »Ich muss weiter. Bitte gebt mir über die Familie des Toten Bescheid, okay? Ich möchte sie treffen.«
Die Schwester verbeugte sich und wartete darauf, den großen schwarzen Diamanten küssen zu dürfen, der am Mittelfinger seiner rechten Hand steckte.
Wrath kniff die schwachen Augen zu und hielt ihr hin, was sie ehren wollte.
Ihre Finger waren kühl und leicht auf seiner Haut, ihr Atem und ihre Lippen kaum ein Hauch. Und doch war es wie ein Schlag ins Gesicht.
Als sie sich wieder aufrichtete sagte sie voll Ehrfurcht: » Eine gesegnete Nacht, mein Gebieter. «
» Und dir gute Stunden, treue Untertanin. «
Damit wirbelte er herum und joggte die Treppen hinauf. Er brauchte mehr Luft, als die Klinik zu bieten hatte. An der letzten Tür rempelte er eine Krankenschwester an, die genauso hastig hereineilte, wie er hinaus. Die Wucht riss ihr die schwarze Umhängetasche von der Schulter, und Wrath konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie mit der Tasche zusammen zu Boden ging.
»Oh verdammt«, fluchte er und ließ sich auf die Knie fallen, um ihre Sachen einzusammeln. »Entschuldigung.«
»Mein Herr!« Die Schwester verbeugte sich tief und bemerkte dann, dass er ihre Sachen aufhob. »Das dürft Ihr nicht. Bitte, lasst mich -«
»Nein, es ist meine Schuld.«
Er stopfte etwas, das wie ein Rock und ein Sweatshirt aussah, in die Tasche und hätte ihr dann fast einen Kinnhaken verpasst, als er sich ruckartig wieder aufrichtete.
Erneut hielt er sie am Arm fest. »Scheiße. Nochmals Entschuldigung -«
»Nichts passiert – ehrlich.«
Ihre Tasche wechselte ungeschickt von einem Gehetzten zu einer Verlegenen.
»Hast du sie?«, fragte er, kurz davor, die Jungfrau der Schrift anzurufen, damit sie ihn endlich entkommen ließ.
»Äh, ja, aber...« Ihr Ton wandelte sich von ehrfürchtig zu sachlich. »Ihr blutet, mein Herr.«
Er ignorierte den Kommentar und ließ sie vorsichtig los. Erleichtert, dass sie auf eigenen Füßen stand, verabschiedete er sich in der Alten Sprache.
»Herr, solltet Ihr nicht -«
»Entschuldige, dass ich dich umgerannt habe«, rief er über die Schulter zurück.
Er drückte die letzte Tür auf und sackte in sich zusammen, als frische Luft in seine Lungen drang. Tiefe Atemzüge klärten seinen Kopf, und er ließ sich an die Aluminiumverschalung der Klinik sinken.
Als sich die Kopfschmerzen wieder meldeten, schob er die Sonnenbrille hoch und rieb sich die Nasenwurzel. Okay. Nächster Halt... Die Adresse auf dem gefälschten
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