Black Dagger 13 - Racheengel
Primal darf auch nicht...« Tohr runzelte die Stirn. »Gibt es irgendwelche Entwicklungen im Krieg? Ist irgendwas passiert?«
Ich weiß es nicht. John zuckte die Schultern, lehnte sich zurück und schlug ein Bein über das Knie. Noch eine Geste, die Tohr von Darius kannte.
In dieser Pose schien der Sohn so alt zu sein, wie es sein Vater gewesen war, obgleich weniger auf Grund der Haltung als wegen der Erschöpfung in seinen blauen Augen.
»Das ist nicht verboten?«, fragte Tohr.
Nicht mehr. Wrath hat die Jungfrau der Schrift getroffen.
Viele Fragen bedrängten Tohr, und sein Hirn kämpfte mit dem ungewohnten Ansturm. Inmitten dieses Wirbels war es schwer, zusammenhängend zu denken, und Tohr fühlte sich, als wolle er hundert Tennisbälle in den Armen halten. So sehr er sich bemühte, immer entkamen ihm welche und hüpften über den Boden.
Er gab auf, es verstehen zu wollen. »Nun, das ist neu... ich wünsche ihnen Glück.«
Johns leiser Seufzer fasste es ganz gut zusammen, während sich Tohr wieder von der Welt abkapselte und sich seinem Essen zuwandte. Als er fertig war, faltete er säuberlich die Serviette zusammen und trank noch einen letzten Schluck Wasser.
Dann schaltete er den Fernseher ein und schaute CNN, weil er nicht nachdenken wollte und die Stille nicht ertrug. John blieb noch etwa eine halbe Stunde, dann konnte er offensichtlich nicht länger stillsitzen. Er stand auf und streckte sich.
Wir sehen uns am Ende der Nacht.
Also war es Nachmittag. »Ich werde hier sein.«
John nahm das Tablett und ging ohne Zaudern oder Zögern. Anfangs hatte er sich nur schwer lösen können, als
hoffte er jedes Mal auf dem Weg zur Tür, Tohr könnte ihn aufhalten und sagen: Ich möchte mich wieder dem Leben stellen. Ich kämpfe weiter. Es geht mir besser, ich interessiere mich wieder für dich.
Doch jeder Quell der Hoffnung versiegte irgendwann.
Als die Tür zu war, streifte Tohr die Decke von seinen steifen Beinen und schob sie über den Bettrand.
Er würde sich etwas stellen, aber ganz bestimmt nicht seinem Leben. Mit einem Ächzen stolperte er ins Bad, ging zur Toilette und hob die Brille an. Dann kniete er sich vor die Porzellanschüssel, gab den Befehl und sein Magen entleerte sich ohne Gegenwehr.
Anfangs hatte er sich noch den Finger in den Hals rammen müssen, doch jetzt nicht mehr. Er zog nur einfach das Zwerchfell zusammen, und schon kam alles raus, wie Ratten aus einem überfluteten Kanal.
»Du musst mit dieser Scheiße aufhören.«
Lassiters Stimme harmonierte mit dem Klang der Klospülung. Wie treffend.
»Jesus, klopfst du eigentlich nie an?«
»Lassiter, heiße ich. L-A-S-S-I-T-E-R. Dass du mich immer noch verwechselst.... Soll ich mir etwa ein Namensschildchen anheften?«
»Ja, und warum nicht gleich über den Mund.« Tohr sackte auf dem Marmor zusammen und ließ den Kopf in die Hände fallen. »Weißt du, du kannst auch heimgehen. Jederzeit.«
»Wenn du das willst, musst du deinen faulen Arsch hochkriegen.«
»Na, wenn das kein Ansporn zum Leben ist.«
Es klingelte leise. Oh nein, der Engel hatte sich auf den Waschtisch geschwungen. »Und was machst du heute so? Warte, lass mich raten, du brütest über deinem Leid. Oder
nein... du kombinierst es. Brüten mit schmerzlicher Intensität, oder? Was bist du doch für ein Revoluzzer. Als Nächstes wirst du dein Herz für Slipknot entdecken.«
Mit einem Fluch stand Tohr auf und schaltete die Dusche ein. Vielleicht langweilte sich Lassiter schneller, wenn er ihn einfach ignorierte, und ging, um jemand anderen zu nerven.
»Frage«, kam es von dem Großmaul. »Wann sollen wir diese Matte schneiden, die von deinem Kopf wächst? Wenn das Gestrüpp noch länger wird, müssen wir mit der Sense kommen.«
Tohr legte T-Shirt und Boxershorts ab und genoss seine einzige Genugtuung in Lassiters Gegenwart: Er präsentierte ihm sein Hinterteil.
»Mann, fauler Arsch hat gestimmt«, murmelte Lassiter. »Wie zwei Basketbälle ohne Luft. Lass mal überlegen... he, ich glaube, Fritz hat eine Fahrradpumpe. Nur ein Vorschlag.«
»Gefällt dir der Anblick nicht? Du weißt, wo die Tür ist. Das ist das Ding, an das du nie klopfst.«
Tohr wartete nicht, bis das Wasser warm war. Er stellte sich einfach unter die Brause und wusch sich, ohne zu wissen, warum – er hatte keinen Stolz, also war es ihm scheißgal, was die Leute von seiner Körperhygiene dachten.
Das Kotzen hatte einen Zweck. Das Duschen hingegen war vielleicht einfach Gewohnheit.
Er schloss die
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