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Black Dagger 13 - Racheengel

Black Dagger 13 - Racheengel

Titel: Black Dagger 13 - Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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drang aus dem Flur zu ihm, und er blickte auf die Uhr. Vier Uhr am Nachmittag. Oder am Morgen? Die Vorhänge waren zugezogen, daher wusste Tohr nicht, ob die Rollläden offen oder geschlossen waren.
    Es klopfte leise.
    Was, der Hölle sei gedankt, bedeutete, dass es nicht Lassiter war, der einfach hereinspazierte, wenn es ihm passte. Offensichtlich kannten gefallene Engel keine Manieren. Oder Privatsphäre. Oder Grenzen jeglicher Art. Wahrscheinlich hatte man diesen großen, leuchtenden Alptraum aus dem Himmel verstoßen, weil Gott seine Gesellschaft auch nicht besser ertrug als Tohr.
    Es klopfte erneut. Also musste es John sein.
    »Ja«, sagte Tohr, ließ sein T-Shirt fallen und richtete sich in den Kissen auf. Seine Arme, einst stark wie Kräne, trugen kaum das Gewicht der ausgezehrten Schultern.
    Der Junge, der kein Junge mehr war, trug ein schwer beladenes Tablett und ein Gesicht voll unbegründetem Optimismus herein.
    Tohr warf einen Blick auf das Angebot, als die Last auf dem Nachtkästchen abgestellt wurde. Gewürzhuhn mit Safranreis und grünen Bohnen, dazu frische Brötchen.
    Was Tohr betraf, hätte es ebenso gut angefahrene Taube mit Stacheldraht umwickelt gewesen sein können, ihm war
es gleichgültig, doch er nahm den Teller und rollte die Serviette auf. Dann griff er zu Messer und Gabel und machte sich an die Arbeit.
    Kauen. Kauen. Kauen. Schlucken. Noch mal kauen. Schlucken. Trinken. Kauen. Das Essen ging so mechanisch und automatisch wie seine Atmung vor sich, etwas, dessen er sich nur vage bewusst war, eine Notwendigkeit, kein Genuss.
    Denn Genüsse gehörte der Vergangenheit an... und der Folter in seinen Träumen. Bei dem Gedanken, wie sich seine Shellan an ihn schmiegte, nackt, eingehüllt in zitronenduftende Laken, erleuchtete ihn das flüchtige Bild kurz von innen heraus und riss ihn aus seiner Lethargie. Doch es war nur das kurze Auflodern einer Streichholzflamme, die keinen Docht fand, der sie nährte.
    Kauen. Schneiden. Kauen. Trinken.
    Während er aß, saß der Junge in einem Sessel vor dem geschlossenen Vorhang, die Ellbogen auf den Knien, das Kinn auf die Faust gestützt, ein lebender, atmender Denker von Rodin. So war John in letzter Zeit immer, stets in Gedanken versunken.
    Tohrment wusste nur zu gut, was den Jungen beschäftigte, aber die Antwort würde ihm erst einmal übel zusetzen.
    Und das tat Tohr leid. Sehr leid.
    Himmel, warum hatte Lassiter ihn nicht einfach im Wald liegengelassen. Der Engel hätte einfach weitergehen können, aber nein, die alte Leuchtdiode musste ja den Helden spielen.
    Tohr blickte zu John hinüber und blieb an der Faust des Jungen hängen. Sie war riesig, und Kinn und Kiefer, die darauf ruhten, waren stark und maskulin. Der Junge hatte sich zu einem hübschen Kerl gemausert. Aber als Sohn von Darius brachte er auch die besten Voraussetzungen mit.

    Genau betrachtet sah John wirklich aus wie D, fast eine Kopie, abgesehen von der Blue Jeans. So etwas hätte Darius nie getragen, selbst kein schickes Designerteil, so wie John es gerade tat.
    Und eigentlich hatte D auch oft genau diese Haltung eingenommen, wenn er über das Leben nachsann: die Denkerpose, ernst und nachdenklich.
    Etwas Silbernes blitzte in Johns freier Hand auf. Es war eine Münze, und der Junge drehte sie um seine Finger, seine Version einer nervösen Zuckung.
    Doch heute war Johns stilles Hocken anders. Etwas war geschehen.
    »Was ist los?«, erkundigte sich Tohr mit kratziger Stimme. »Ist bei dir alles in Ordnung?«
    Johns Blick schoss überrascht zu ihm.
    Um dem Blick zu entgehen, sah Tohr auf seinen Teller, spießte ein Stück Huhn auf und führte es zum Mund. Kauen. Kauen. Schlucken.
    Dem Rascheln nach zu schließen gab John seine Haltung nur langsam auf, als fürchte er, eine zu plötzliche Bewegung könnte die Frage vertreiben, die zwischen ihnen hing.
    Als Tohr ihn erwartungsvoll ansah, steckte John die Münze weg und gestikulierte sparsam und anmutig: Wrath kämpft wieder. V hat es mir und den Jungs gerade gesagt.
    Tohrs Gebärdensprache war eingerostet, aber das verstand er noch. Überrascht ließ er die Gabel sinken. »Moment... er ist doch immer noch König, oder?«
    Ja, aber heute sagte er den Brüdern, dass er wieder mitkämpft. Ich glaube, er tut es schon länger und hat es für sich behalten. Die Bruderschaft ist ziemlich angepisst.
    »Er kämpft wieder. Das kann nicht sein. Der König darf nicht kämpfen.«
    Jetzt schon. Und Phury kommt auch zurück.

    »Was zur Hölle? Aber der

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