Black Dagger 13 - Racheengel
Ein heftiges Keuchen unterbrach ihn und beförderte ihn bäuchlings auf den Boden, so dass er eine kurze Nahansicht der Holzmaserung der Bodenbretter bekam.
Mann, heute Nacht war übel. So schlimm war es noch nie gewesen.
»Entschuldige, Rehv, aber jetzt übernehme ich.«
Trez ignorierte seinen armseligen Versuch, die Hilfe abzuwehren, wickelte ihn in den Zobel und trug ihn hinaus wie ein kaputtes Stück Ausrüstung.
»Du kannst so nicht weitermachen«, schimpfte Trez, als er ihn auf langen Beinen zum Bentley trug.
»Warte... ab.«
Damit er und Xhex am Leben blieben und sich frei bewegen konnten, musste er es.
19
Rehv wachte im Schlafzimmer seines Sommerhauses in den Adirondacks auf, das er als sicheres Haus benutzte. Er erkannte es an den Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten, dem prasselnden Feuer im Kamin und der Tatsache, dass die Schnitzereien im Mahagoni-Fußteil seines Bettes pausbäckige Engel darstellten. Was er nicht genau sagen konnte, war, wie viele Stunden seit seinem Tête-à-tête mit der Prinzessin verstrichen waren. Eine? Hundert?
Am anderen Ende des spärlich beleuchteten Raums saß Trez auf einem ochsenblutroten Clubsessel und las im gelblichen Licht einer langstieligen Lampe.
Rehv räusperte sich. »Was liest du da?«
Der Maure blickte auf, und seine mandelförmigen Augen richteten sich mit einer Schärfe auf ihn, auf die er gern verzichtet hätte. »Du bist wach.«
»Was ist das?«
» Das Todes-Lexikon der Schatten.«
»Leichte Lektüre. Und ich dachte, du wärst ein Fan von Candance Bushnell.«
»Wie fühlst du dich?«
»Gut. Wundervoll. Frisch wie ein Apfel.« Mit einem Knurren schob sich Rehv ein Stück im Bett nach oben. Trotz des Zobelmantels, der um seinen nackten Leib gewickelt war, und den Federbetten und Überdecken, die sich auf ihm stapelten, war er kalt wie ein Pinguinhintern, also hatte ihm Trez offensichtlich schon eine ordentliche Ladung Dopamin gespritzt. Aber wenigstens hatte das Antiserum gewirkt, so dass die Kurzatmigkeit und das Keuchen ein Ende hatten.
Langsam schloss Trez das alte Buch. »Ich bereite mich nur vor, das ist alles.«
»Für den Eintritt in die Priesterschaft? Ich dachte, die Königsache wäre mehr dein Ding.«
Der Maure legte den Folianten auf den Beistelltisch. Dann richtete er sich zu voller Größe auf, streckte sich ausführlich und kam zum Bett. »Willst du etwas essen?«
»Ja. Das wäre gut.«
»Gib mir eine Viertelstunde.«
Als sich die Tür hinter Trez schloss, durchwühlte Rehv die Innentasche seines Zobels. Er fand sein Handy und prüfte es, aber es gab keine Nachrichten. Keine SMS.
Ehlena hatte es nicht bei ihm versucht. Doch warum sollte sie auch?
Er starrte das Handy an und strich mit dem Daumen über die Tasten. Er verzehrte sich danach, ihre Stimme zu hören, als könnte ihr Klang alles fortwaschen, was in der Blockhütte passiert war.
Als könnte sie die letzten zweieinhalb Jahrzehnte ungeschehen machen.
Rehv ging auf Adressbuch und holte ihre Nummer aufs
Display. Sie war wahrscheinlich auf der Arbeit, aber wenn er ihr eine Nachricht hinterließ, rief sie ihn vielleicht in der Pause zurück. Er zögerte, doch dann drückte er die grüne Taste und hielt sich das Handy ans Ohr.
In dem Moment, als er es tuten hörte, trat ihm ein lebhaftes Bild der Szenen mit der Prinzessin vor Augen, wie er Sex mit ihr hatte, wie seine Hüften schwangen, wie das Mondlicht obszöne Schatten auf die Bodenbretter warf.
Er unterbrach den Anruf mit einem schnellen Tastendruck und fühlte sich, als hätte er sich von oben bis unten mit Dreck eingerieben.
Gott, es gab nicht genug Duschen auf der Welt, um sich sauber genug für ein Gespräch mit Ehlena zu waschen, nicht genug Seife oder Bleiche oder Stahlwolle. Als er sich ihre makellose Schwesternuniform in Erinnerung rief, ihr rötlich blondes Haar, ordentlich zurückgebunden zu einem Pferdeschwanz, die weißen Schuhe ohne Kratzer, wusste er, dass er sie lebenslang beflecken würde, sollte er sie je berühren. Mit seinem tauben Daumen streichelte er das flache Display des Handys, als wäre es ihre Wange, dann ließ er die Hand aufs Bett fallen. Die leuchtendroten Adern an seinem Arm erinnerten ihn an ein paar weitere Dinge, die er mit der Prinzessin getrieben hatte.
Er hatte seinen Körper nie als besondere Gabe betrachtet. Er war groß und muskulös, also war er nützlich, und das andere Geschlecht sprach darauf an, was wohl hieß, dass er seine Vorzüge hatte. Außerdem
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