Black Dagger 13 - Racheengel
eisiger Dezemberwind.
Wrath wartete noch zwei Minuten, dann materialisierte er sich ebenfalls zum Refugium. Nach all der Zeit, die sie sich voneinander genährt hatten, trug sie so viel von seinem Blut in sich, dass er ihre Gegenwart hinter den dicken Mauern mit all den Sicherheitsvorkehrungen spüren konnte und wusste, dass sie geschützt war.
Schweren Herzens dematerialisierte sich Wrath erneut und machte sich auf zum Wohnhaus: Es galt, sich Fäden ziehen zu lassen und eine ganze Nacht allein im Arbeitszimmer zu verbringen.
21
Eine Stunde, nachdem Trez das Tablett wieder hinunter in die Küche gebracht hatte, rebellierte Rehvs Magen. Mann, wenn ihm nicht einmal mehr Haferbrei bekam, was blieb dann noch? Bananen? Weißer Reis? Babynahrung und Weizenkleie?
Und nicht nur seine Verdauung war durcheinander. Hätte er noch etwas gefühlt, hätte er sicherlich Kopfschmerzen gehabt, zusätzlich zu der quälenden Übelkeit. Immer, wenn Licht in seine Augen fiel, zum Beispiel wenn Trez hineinkam und nach ihm sah, musste Rehv dauerblinzeln, während seine Augen unkoordiniert in alle Richtung rollten. Dann fing er an, Speichel zu produzieren, und musste zwanghaft schlucken. Also musste ihm schlecht sein.
Als sein Handy klingelte, hielt er es sich ans Ohr, ohne den Kopf zu drehen. Im ZeroSum war heute Nacht viel los, und er musste am Ball bleiben. »Ja.«
»Hallo... du hast angerufen?«
Rehvs Blick schoss zur Badezimmertür, aus der ein schwacher Lichtschein drang.
Oh Gott, er hatte noch nicht geduscht.
Er war immer noch besudelt vom Sex mit ihr.
Obwohl Ehlena drei Autostunden von ihm entfernt war und sie keine Web-Cam verband, kam er sich total schäbig vor, in diesem Zustand mit ihr zu reden.
»Hey«, sagte er heiser.
»Geht es dir gut?«
»Ja.« Was hundert Prozent gelogen war, und seine kratzige Stimme verriet es.
»Naja, ich, äh... habe gesehen, dass du angerufen hast-« Als ihm ein erstickter Laut entfuhr, stockte Ehlena. »Du bist krank.«
»Nein -«
»Verflixt nochmal, komm in die Klinik -«
»Ich kann nicht. Ich bin...« Hilfe, er konnte nicht mit ihr sprechen. »Ich bin nicht in der Stadt. Ich bin im Norden.«
Es gab eine lange Pause. »Ich bringe dir die Antibiotika.«
»Nein.« Sie durfte ihn nicht so sehen. Verdammt, sie durfte ihn überhaupt nie mehr sehen. Er war schmutzig. Er war eine schmutzige, dreckige Hure. Er ließ sich von der verhassten Prinzessin befummeln und abschlecken, benutzen und dazu zwingen, das Gleiche mit ihr zu tun.
Die Prinzessin hatte Recht. Er war ein verdammter Dildo.
»Rehv? Lass mich zu dir kommen -«
» Nein. «
»Verflixt, tu dir das nicht an!«
»Du kannst mich nicht retten!«, rief er.
Als der Ausbruch nachhallte, dachte er: Himmel ... wo kam denn das jetzt her? »Es tut mir leid... ich hatte eine schlimme Nacht.«
Als Ehlena schließlich weitersprach, war ihre Stimme
kaum mehr als ein Flüstern. »Tu mir das nicht an. Ich will dich nicht in der Leichenhalle finden. Tu mir das nicht an.«
Rehv kniff die Augen zu. »Ich tu dir überhaupt nichts an.«
»Unsinn.« Ihre Stimme versagte, und sie schluchzte.
»Ehlena...«
Ihr verzweifeltes Stöhnen drang nur zu deutlich durch das Handy. »Ach... Himmel. Dann bring dich eben um.«
Und damit legte sie auf.
»Scheiße.« Er rieb sich das Gesicht. » Scheiße! «
Rehv setzte sich auf und pfefferte das Handy gegen die Schlafzimmertür. Und gerade, als es vom Holz abprallte und durch die Luft segelte, wurde ihm bewusst, dass er das einzige Ding zerstört hatte, das ihre Nummer kannte.
Röhrend warf er sich in einer grotesken Verrenkung aus dem Bett, so dass die Decken in alle Richtungen flogen. Keine gute Idee. Als seine tauben Füße den Läufer berührten, verwandelte er sich in ein Frisbee, hing kurz in der Luft und krachte dann aufs Gesicht. Sein Aufschlag dröhnte wie ein Kanonenschlag auf den Dielen. Hektisch kroch er auf das Handy zu, immer dem leichten Lichtschein nach, der vom Display ausging.
Bitte, oh bitte, lieber Gott ...
Er hatte es fast erreicht, als die Tür aufflog, knapp seinen Kopf verfehlte und das Handy traf – das wie ein Hockeypuck losflog. Rehv wälzte sich herum, stürzte dem Ding hinterher und schrie gleichzeitig Trez an.
»Erschieß mich nicht!«
Trez hatte Angriffshaltung eingenommen, seine Pistole deutete aufs Fenster, auf den Schrank, dann aufs Bett. »Was zur Hölle war das?«
Rehv drückte sich flach auf den Boden, um an das Handy zu gelangen, das unter dem Bett
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