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Black Dagger 13 - Racheengel

Black Dagger 13 - Racheengel

Titel: Black Dagger 13 - Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Darstellung der untergehenden Sonne über dem Meer war ein Meisterwerk in so vieler Hinsicht. Die Schattierungen von Gold und Pfirsich und tiefem, brennendem Rot waren eine Augenweide für jemanden, der auf Grund seiner Veranlagung die echte glühende Himmelsgöttin, welche die Welt belebte, erhielt und wärmte, nicht erblicken durfte.
    Solch ein Gemälde wäre der Stolz einer jeden Sammlung.
    Allein in diesem Haus hingen drei Turners.
    Mit vor Vorfreude zuckender Hand griff er nach der unteren rechten Ecke des vergoldeten Rahmens und klappte die Meereslandschaft von der Wand weg. Der Safe dahinter hatte genau die Maße des Gemäldes und war in Mauerwerk und Putz eingelassen. Nachdem er die Kombination über das Zahlenrad eingegeben hatte, gab es eine kaum hörbare Bewegung, die keinerlei Hinweis darauf gab, dass jeder der sechs zurückfahrenden Metallstifte so dick wie ein Unterarm war.
    Geräuschlos öffnete sich der Safe, und ein Licht im Inneren beleuchtete einen Kubikmeter gefüllt mit schmalen Schmuckschatullen aus Leder, Hundertdollarbündeln und Dokumenten in Heftern.
    Montrag rückte einen bestickten Schemel heran und stieg auf die geblümte Sitzfläche. Dann langte er tief in den Safe hinein, vorbei an all den Übertragungsurkunden von Häusern und Aktienzertifikaten, und holte eine Stahlkassette heraus. Anschließend schloss er den Safe und klappte das Bild zurück in seine alte Position. Voller Aufregung über all die Möglichkeiten trug er die Kassette zum Schreibtisch und nahm den Schlüssel aus dem Geheimfach in der linken unteren Schublade.

    Sein Vater hatte ihm die Kombination des Safes beigebracht und ihm das Versteck gezeigt, und wenn Montrag selbst einmal Söhne hatte, würde er dieses Wissen an sie weitergeben. So stellte man sicher, dass Dinge nicht verloren gingen. Von Vater zu Sohn.
    Der Deckel der Kassette öffnete sich nicht mit der feinkalibrierten Widerstandslosigkeit des Safes. Es quietschte, als die Scharniere die Ruhestörung nur unter Protest erduldeten und widerwillig freilegten, was im Metallbauch der Kassette lag.
    Sie waren noch da. Der Jungfrau der Schrift sei gedankt, sie waren noch da.
    Als Montrag nach ihnen griff, ging ihm durch den Kopf, wie wertlos diese Seiten für sich allein betrachtet waren. Das Papier, die Tinte, die darin eingezogen war, all das war kaum einen Penny wert. Und doch war unbezahlbar, was dort stand.
    Ohne diese Dokumente schwebte er in Lebensgefahr.
    Er nahm eines der beiden heraus, wobei es keine Rolle spielte, welches, da sie identisch waren. Zwischen seinen behutsamen Fingern hielt er eine eidesstattliche Versicherung, eine dreiseitige, handschriftlich verfasste und mit Blut unterzeichnete Niederschrift eines Ereignisses, das sich vor vierundzwanzig Jahren zugetragen hatte. Die notariell beglaubigte Unterschrift auf der dritten Seite war krakelig, ein braunes Geschmiere, das man kaum lesen konnte.
    Doch sie stammte ja auch von einem Mann, der im Sterben lag.
    Rehvenges »Vater« Rempoon.
    Die Dokumente beschrieben eine hässliche, aber wahre Geschichte in der Alten Sprache: Die Entführung von Rehvenges Mutter durch die Symphathen, seine Empfängnis und Geburt, ihre Flucht und spätere Heirat mit Rempoon, einem
Aristokraten. Der letzte Abschnitt war so vernichtend wie der ganze Rest:
    Bei meiner Ehre und der Ehre meiner Vor- und Nachfahren, wahrlich, in dieser Nacht fiel mich mein Stiefsohn Rehvenge an und fügte mir mit bloßen Händen tödliche Wunden zu. Er tat dies in böswilliger Absicht, nachdem er mich durch einen eigens provozierten Streit in mein Arbeitszimmer gelockt hatte. Ich war unbewaffnet. Nachdem er mich verwundet hatte, machte er sich im Arbeitszimmer zu schaffen, um es nach einem Raub aussehen zu lassen. Wahrhaft, er ließ mich am Boden liegen und überließ mich des Todes kalter Hand, auf dass er meine sterblichen Überreste nehme, und verließ das Haus. Mein geschätzter Freund Rehm weckte mich aus einer Ohnmacht, als er mich in einer geschäftlichen Angelegenheit aufsuchte.
    Ich werde wohl nicht überleben. Ich sterbe durch die Hand meines Stiefsohns. Dies ist meine letzte Erklärung als fleischgebundener Geist auf dieser Erde. Möge mich die Jungfrau der Schrift in ihrer Anmut und Bereitwilligkeit in den Schleier eintreten lassen.
    Montrags Vater hatte später erklärt, dass Rempoon die Lage einigermaßen richtig eingeschätzt hatte. Rehm war wegen einer Geschäftsangelegenheit zu ihm gekommen und fand nicht nur ein leeres Haus

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