Black Dagger 13 - Racheengel
vor, sondern auch seinen blutig geschlagenen Partner – und hatte getan, was jeder vernünftige Vampir getan hätte: Er durchstöberte das Arbeitszimmer nun selbst. In der Annahme, Rempoon sei tot, suchte er die Dokumente über Rempoons Anteile des Geschäfts, um sie aus dem Nachlass zu nehmen und sich das gutlaufende Unternehmen ganz anzueignen.
Nach erfolgreicher Suche war Rehm schon wieder auf
dem Weg zur Tür gewesen, als Rempoon ein Lebenszeichen von sich gab und mit aufgeplatzten Lippen einen Namen hauchte.
Die Rolle des Opportunisten hatte Rehm keine Probleme bereitet, aber Komplize bei einem Mord? Also hatte er den Arzt gerufen, und bis Havers eintraf, kam dem sterbenden Mann eine schockierende Geschichte über die Lippen, eine, die noch viel mehr wert war als das Unternehmen. Rehm hatte schnell geschaltet und die Geschichte sowie die unglaubliche Enthüllung über Rehvenges wahre Natur aufgeschrieben und von Rempoon unterzeichnen lassen – und sie somit in ein rechtskräftiges Dokument verwandelt.
Dann war der Vampir abermals in Ohnmacht gefallen, und bis zu Havers Ankunft war er tot.
Rehm hatte Geschäftsunterlagen und eidesstattliche Versicherung an sich genommen und wurde als tapferer Retter gepriesen, der dem sterbenden Vampir zu Hilfe geeilt war.
In der Zeit danach war der Nutzen des Geständnisses offensichtlich gewesen, doch ob es weise war, die Informationen, die es enthielt, einzusetzen, war weniger klar. Mit Symphathen war nicht zu spaßen, das hatte Rempoons vergossenes Blut gezeigt. Ganz der Intellektuelle, hatte Rehm die Information zurückgehalten und zurückgehalten... bis es zu spät war, irgendetwas damit anzufangen.
Das Gesetz verpflichtete jeden Vampir dazu, Symphathen zu melden, und Rehm besaß die Sorte Beweis, die Rehvenge ohne Zweifel überführt hätte. Doch indem er seine Möglichkeiten zu lange überdachte, fand er sich plötzlich selbst in einer prekären Lage: Man hätte ihm vorwerfen können, Rehvenges Identität gedeckt zu haben. Wäre er vierundzwanzig oder achtundvierzig Stunden später damit an die Öffentlichkeit getreten, in Ordnung. Aber eine Woche nach dem Fund? Zwei Wochen? Einen Monat...?
Zu spät. Doch bevor er den Besitz völlig verschwendete, hatte Rehm Montrag von dem Dokument erzählt, und der Sohn hatte Verständnis für den Fehler des Vaters gehabt. Auf kurze Sicht konnte man nichts tun, und auch langfristig gab es nur eine denkbare Situation, in der es von Wert gewesen wäre, aktiv zu werden – und eben diese hatte sich während des Sommers ergeben. Rehm kam bei den Überfällen ums Leben, und sein Sohn hatte alles geerbt, inklusive der Dokumente.
Montrag konnte man das Schweigen seines Vaters nicht anlasten. Er brauchte also lediglich zu behaupten, dass er in den Unterlagen seines Vaters auf dieses Dokument gestoßen war und nun das Versäumnis seines Vaters tilgte, indem er Rehvs Natur offenlegte.
Niemand würde erfahren, dass er die ganze Zeit bereits davon gewusst hatte.
Und niemand würde je auf die Idee kommen, dass der Mord an Wrath nicht Rehvs Idee gewesen war. Schließlich war er ein Symphath, und nichts, was er sagte, konnte man glauben. Vor allem aber würde Rehv selbst die Hand am Abzug haben, oder war, sollte dieser den Mord in Auftrag geben, als Leahdyre des Rates größter Nutznießer von Wraths Tod. Weswegen Montrag auch dafür gesorgt hatte, dass Rehv in diese Position gehoben wurde.
Rehvenge würde den König töten, und dann würde sich Montrag vor dem Rat zu Boden werfen. Er würde erklären, die Dokumente erst gefunden zu haben, nachdem er einen Monat nach den Überfällen und Rehvs Ernennung zum Leahdyre in das Haus in Connecticut gezogen war. Er würde schwören, dass er sogleich den König kontaktiert und ihm die Natur des Problems am Telefon erklärt hätte – doch Wrath habe ihn zum Schweigen gezwungen, wegen der kompromittierenden Situation, in die seine Enthüllung
Bruder Zsadist gebracht hätte: Schließlich war er mit der Schwester von Rehvenge vereinigt, und sie wäre damit mit einem Symphathen verwandt.
Wrath könnte natürlich nicht widersprechen, da er zu diesem Zeitpunkt längst tot wäre, und außerdem war der König bereits in Ungnade gefallen, weil er die konstruktive Kritik der Glymera ignoriert hatte. Der Rat wäre nur allzu bereit, sich auf einen weiteren Fehltritt zu stürzen, sei der nun echt oder konstruiert.
Es war ein kompliziertes Manöver, aber es würde klappen, denn war der König erst einmal
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