Black Dagger 14 - Blinder König
der Brusttasche. » Ihr Vermögen ist beträchtlich. «
Mit der Feder seines Füllers deutete Saxton auf die letzte Zahl im unteren rechten Eck der Aufstellung.
Ehlena blickte hinab. Blinzelte.
Dann beugte sie sich über den Tisch, bis ihre Augen nur noch Zentimeter von der Feder und dem Blatt entfernt waren … und von dieser Zahl.
» Ist das … wie viele Stellen sind das hier? « , flüsterte sie.
» Acht vor dem Komma. «
» Und die erste Zahl ist eine Drei? «
» Ja. Es gehört auch ein Grundstück dazu. In Connecticut. Sie können es beziehen, sobald ich die Dokumente fertig habe, die ich heute untertags anfertigen werde und dann unverzüglich dem König zur Bestätigung vorlege. « Er lehnte sich zurück. » Rein rechtlich werden Geld, Grundstück und Gegenstände des persönlichen Gebrauchs, inklusive Kunstgegenstände, Antiquitäten und Autos, Ihrem Vater gehören, bis er in den Schleier eintritt. Aber mit Ihrem Vormundschaftsschreiben werden Sie den Besitz für ihn verwalten. Ich nehme an, er hat Sie in seinem Testament als Erbin eingesetzt? «
» Äh … Entschuldigung, wie war die Frage? «
Saxton lächelte freundlich. » Hat Ihr Vater ein Testament? Stehen Sie darin? «
» Nein … hat er nicht. Wir besitzen kein Vermögen mehr. «
» Haben Sie Geschwister? «
» Nein. Ich bin allein. Das heißt, wir sind zu zweit, seit Mahmen gestorben ist. «
» Was halten Sie davon, wenn ich ein Testament für ihn zu Ihren Gunsten aufsetze? Sollte Ihr Vater sterben, ohne ein Testament zu hinterlassen, fällt Ihnen ohnehin alles zu, aber ein Testament vereinfacht die Abläufe mit jedem Anwalt, weil Sie für die Übertragung nicht mehr die Unterschrift des Königs benötigen. «
» Das wäre … Moment, Sie sind teuer, oder? Ich glaube nicht, dass wir uns das … «
» Sie können es sich leisten. « Er tippte erneut mit dem Füller auf die Tabelle. » Glauben Sie mir. «
In den langen, finsteren Stunden, nachdem Wrath sein Augenlicht verloren hatte, stürzte er die Treppe herunter – und zwar vor versammelter Mannschaft, die sich im Esszimmer zum Letzten Mahl traf. In der altbewährten Bananenschalenmanier purzelte er Hals über Kopf die ganze Länge der Treppe hinunter bis auf den Mosaikboden der Eingangshalle.
Schlimmer hätte seine Clownnummer eigentlich nur noch sein können, wenn er jetzt auch noch geblutet hätte.
Doch halt … Moment. Als er sich das Haar aus dem Gesicht streichen wollte, griff er in etwas Nasses und wusste sofort, dass es nicht daher kam, dass er sabberte.
» Wrath! «
» Bruder … «
» Was zum Donner … «
» Heilige … «
Beth war als Erste der Heerschar bei ihm und berührte seine Schultern, als warmes Blut über seine Nase troff.
Andere Hände erreichten ihn durch die Dunkelheit, die Hände seiner Brüder, die Hände ihrer Shellans, lauter sanfte, besorgte, mitfühlende Hände.
Wütend schüttelte er sie ab und versuchte, auf die Füße zu kommen. Doch ohne Orientierung landete er mit einem Fuß auf der untersten Stufe – und geriet erneut aus dem Gleichgewicht. Er griff nach dem Geländer, schaffte es irgendwie, die Füße auf eine Höhe zu bekommen und torkelte rückwärts, unsicher, ob er auf die Eingangstür, das Billardzimmer, die Bibliothek oder das Esszimmer zuging. Er war vollkommen verloren an diesem Ort, den er so gut kannte.
» Alles okay « , blaffte er. » Nichts passiert. «
Um ihn verstummte alles, seine Stimme hatte noch die gleiche Wirkung, die Blindheit schmälerte seine Autorität als König nicht, obwohl er absolut nichts sehen konn…
Er rannte rückwärts in eine Wand, so dass ein kristallener Wandleuchter über ihm klimperte. Der zarte Klang zitterte in der Stille nach.
Verdammt. Er konnte so nicht weitermachen und wie ein führerloser Autoscooter von einem Hindernis ins nächste rauschen. Aber was sollte er tun?
Seit bei ihm die Lichter ausgegangen waren, hatte er darauf gewartet, dass sein Sehvermögen zurückkehrte. Doch als mehr und mehr Zeit verstrich, Havers keine konkreten Antworten hatte und Doc Jane noch immer rätselte, was mit ihm los war, kam endlich in seinem Verstand an, was er tief in seinem Herzen schon längst wusste: Diese Dunkelheit, die ihn umgab, war seine neue Welt, durch die er fortan wandeln würde.
Oder eher stolpern, so wie es aussah.
Als sich der Wandleuchter über ihm beruhigte, schrie jeder Teil von ihm, und er betete, dass niemand, nicht einmal Beth, ihn berühren oder ihm gut zureden würde, von
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