Black Dagger 14 - Blinder König
einmal all diese Adressen kannte.
Ganz einfach: Lash war von Omega umgekrempelt worden und hatte die Angriffe angeführt.
Rehv drückte noch etwas fester auf die Rippen der Prinzessin, als die letzte Taubheit verflog. » Dann versuchst du also, in mein Geschäft einzusteigen. Du hast die ganzen Dealer erschossen. «
» Ich habe mich nur langsam hochgearbeitet. Und nachdem du gleich in Gras beißen wirst, bin ich wohl oben angekommen. Zumindest in Caldwell. Also lass sie los, damit ich dir in den Kopf schießen kann, und wir alle weiter …«
Eine Welle der Angst schwappte auf die Veranda, türmte sich auf und schlug über Rehv, der Prinzessin und Lash zusammen.
Rehv blickte über Lash hinweg und erstarrte. So, so, wer kam denn da? Die Sache würde ja so viel schneller vorbei sein als erwartet.
Über den schneebedeckten Rasen schwebten sieben rubinrot gewandete Symphathen in V-Formation. Die Spitze bildete ein gebeugter Mann am Stock, mit einem Kopfschmuck aus Rubinen und schwarzen Speeren.
Rehvs Onkel. Der König.
Er schien stark gealtert, doch so alt und gebrechlich sein Körper sein mochte, seine Seele war so mächtig und dunkel wie eh und je, so dass Rehv erschauerte und die Prinzessin aufhörte, sich zu winden. Selbst Lash war so schlau, einen Schritt zurückzutreten.
Die Leibgarde machte am Fuß der Stufen vor der Veranda halt, ihre Roben wehten in dem kalten Wind, den Rehv nun auch im Gesicht spüren konnte.
Der König sprach mit brüchiger Stimme und zog das S schrill in die Länge: » Willkommen daheim, mein liebster Neffe. Und sei gegrüßt, Besucher. «
Rehv starrte seinen Onkel an. Er hatte den Mann nicht gesehen seit … Gott, seit Ewigkeiten. Seit dem Begräbnis seines Vaters. Die Zeit hatte dem König offensichtlich ziemlich zugesetzt, und Rehv lächelte unwillkürlich, als er sich vorstellte, wie die Prinzessin mit diesem gebeugten schlaffen Kerl ins Bett steigen musste.
» Guten Abend, Onkel « , grüßte Rehv. » Und das ist übrigens Lash. Falls du das noch nicht wusstest. «
» Wir wurden einander noch nicht vorgestellt, nein, aber ich weiß, was er auf meinem Grund und Boden vorhat. « Der König richtete seine wässrigen Augen auf die Prinzessin. » Geliebtes Kind, hast du geglaubt, ich wüsste nichts von deinen Treffen mit Rehvenge? Und glaubst du, ich wäre nicht informiert über deine jüngsten Vorhaben? Ich fürchte, ich war dir ziemlich zugetan und deshalb geneigt, dir die Abenteuer mit deinem Bruder zu gönnen … «
» Halbbruder « , verbesserte Rehv ihn scharf.
» … wie dem auch sei, die Umtriebe mit diesem Lesser kann ich nicht dulden. Tatsächlich beeindruckt mich dein Ideenreichtum, wenn man bedenkt, dass ich mein Vermächtnis an dich zurückgezogen habe. Aber ich lasse mich nicht von meiner früheren Verbundenheit ins Wanken bringen. Du hast mich unterschätzt, und für diese Respektlosigkeit werde ich dich angemessen bestrafen. «
Der König nickte, und aus einem plötzlichen Instinkt heraus wirbelte Rehv herum. Zu spät. Hinter ihm stand ein Symphath mit erhobenem Schwert, der Arm schwang bereits durch die Luft. Das Heft der Klinge donnerte Rehv von oben auf den Schädel.
Die Wucht des Schlags war die zweite Explosion der Nacht, und anders als bei der ersten stand Rehv nicht mehr, als die Lichter erloschen waren und der Lärm sich legte.
24
Um zehn Uhr morgens war Ehlena immer noch hellwach. Bei Tageslicht im Haus gefangen, schritt sie geduckt in ihrem Zimmer umher, die Arme fest um sich geschlungen und die Füße kalt trotz warmer Socken.
Die Kälte kam von innen. Wahrscheinlich hätte sie selbst mit zwei Waffeleisen an den Füßen noch gefroren. Der Schock schien den Regler an ihrer Körpertemperatur verstellt zu haben, so dass ihre innere Anzeige jetzt auf Kühlschrank deutete anstatt auf Normal.
Auf der anderen Seite des Flurs schlief ihr Vater tief und fest. Ab und an spähte sie in sein Zimmer und sah nach ihm. Ein Teil von ihr wünschte, er würde aufwachen, denn sie wollte ihn zu Rehm befragen und zu Montrag und Stammbäumen und …
Doch es war besser, ihn da rauszuhalten. Ihn wegen einer Sache aufzubringen, die sich sehr gut in Wohlgefallen auflösen konnte, würde weder ihr noch ihm helfen. Klar, sie war das Manuskript durchgegangen und auf diese Namen gestoßen, aber nur in einer Auflistung unter anderen Verwandten. Außerdem spielte es keine Rolle, an was sich ihr Vater erinnerte. Entscheidend war, was Saxton beweisen konnte.
Niemand wusste,
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