Black Dagger 15 - Vampirseele
uneben, obwohl ein Gärtner es mit neuen Efeusetzlingen bepflanzt hatte.
Lash kniete sich hin und fasste nach vorne … nur um zu sehen, das der Arm vor ihm nicht sein eigener war.
Die Extremität sah aus wie sein wahrer Vater: ein schwarzer, schimmernder Schatten.
Aus irgendeinem Grund versetzte ihn diese Enthüllung in Panik, und er versuchte, aufzuwachen. Er warf sich unter seiner reglosen Haut hin und her.
Aber er war schon zu tief gesunken, um sich von diesem Sog zu befreien.
Ricardo Benloises Kunstgalerie befand sich in der Innenstadt in der Nähe des St. Francis-Krankenhauses. Das gepflegte sechsstöckige Gebäude hob sich dank einer neuen Fassade aus gebürstetem Stahl und Fenstern in der Größe eines Scheunentors deutlich von den anderen Wolkenkratzern aus den 1920er-Jahren ab.
Es wirkte wie ein Filmstar in einer Gruppe von Hausfrauen.
Als John und seine Jungs auf dem Gehsteig gegenüber des Gebäudes auftauchten, ging es dort zu wie in einem Bienenstock. Durch die riesigen Glasscheiben konnte er schwarz gekleidete Männer und Frauen mit Champagnergläsern in der Hand beobachten, die die Kunstwerke an den Wänden betrachteten. Diese wirkten zumindest von der Straße aus wie eine Mischung aus der Fingermalerei eines Fünfjährigen und der Arbeit eines Sadisten mit einem rostigen Nagel-Fetisch.
John war von dem Avantgarde-Getue im Inneren absolut nicht beeindruckt und hatte wieder mal keine Ahnung, warum er sich überhaupt mit Kunst auskannte. Als ob das wichtig wäre …
Trez hatte gesagt, sie sollten den Hintereingang nehmen. Daher gingen John und seine Jungs den Häuserblock hinunter und bogen in die Seitengasse ein, die hinter die Galerie führte. Während die Vorderseite des Gebäudes das Auge fesselte und einladend wirkte, war seine Rückseite das krasse Gegenteil. Es gab keine Fenster und alles war matt schwarz gestrichen. Zwei Türen und eine Laderampe, die besser abgesichert war als ein Keuschheitsgürtel.
Wenn die Informationen von Trez stimmten, waren solch erbärmliche Ausreden für » Kunst« wie jene, die gerade von den aufgeblasenen Möchtegern-Warhols diskutiert wurden, nicht die einzigen Produkte, die hier den Besitzer wechselten. Was eindeutig der Grund für die unzähligen Überwachungskameras war, die über dem Hinterausgang angebracht waren.
Glücklicherweise gab es genug schattige Stellen, an denen sie Deckung suchen konnten. Und anstatt an all den Kameras vorbeizumarschieren, dematerialisierten sie sich einfach hinüber zu einem Stapel Holzpaletten in einer dunklen Ecke.
Die Innenstadt war zu dieser Stunde immer noch voller Leben. Das gedämpfte Hupen der Autos, das entfernte Sirenengeheul der Polizeiwagen und das schwerfällige Ächzen der öffentlichen Busse durchbrachen die kühle Luft mit ihrem urbanen Sound …
Am anderen Ende der Gasse bog ein Wagen ein und schaltete seine Scheinwerfer aus, als er sich der Galerie näherte.
» Sie sind pünktlich«, flüsterte Qhuinn. » Und es ist der Lexus.«
John holte tief Luft und betete um eine Pause, bevor er den Verstand verlor.
Die Limousine blieb parallel zur Laderampe stehen und die Tür ging auf. Als die Innenbeleuchtung anging …
Der kleine Lesser aus dem Park, der nach Old Spice roch, stieg aus dem ansonsten leeren Wagen. Kein Lash.
Johns erster Impuls war, sich auf den Vampirjäger zu stürzen … aber wie Trez gesagt hatte, sollte Lash an dem Treffen teilnehmen. Wenn sie einen vorher vereinbarten Ablauf störten, würde er vielleicht einen Tipp bekommen und gar nicht erscheinen.
Und angesichts der Tricks, die Lash auf Lager hatte, war das Überraschungsmoment entscheidend für den Erfolg.
Einen Moment lang überlegte John, ob er den Brüdern eine SMS schicken und sie informieren sollte. Ob er Verstärkung anfordern sollte … nur, dass genau in dem Moment, als er daran dachte, seine Rachsucht erwachte und laut in seinem Inneren brüllte.
Aber genau das war es, was ihn dazu veranlasste, in die Tasche zu greifen und sein Telefon herauszunehmen. Als der Jäger hineinging, schickte er Rhage eine kurze SMS: St. Francis 189. Lash unterwegs. 3 von uns in Gasse dahinter.
Als er das Telefon wieder einsteckte, spürte er, dass Blay und Qhuinn ihn beobachteten. Einer der beiden klopfte ihm zustimmend auf die Schulter.
Die Sache war die: Qhuinn hatte Recht. Wenn sein Ziel wirklich darin bestand, Lash zu erledigen, dann erhöhten sich seine Chancen, indem er Hilfe holte. Und er musste dabei schlau vorgehen – denn mit
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