Black Dagger 15 - Vampirseele
erhielt, er würde zwei Heilige ins Haus seiner Herren geleiten und nicht bloß einfache Sterbliche.
Doch nur die Zeit und die Launen des Schicksals würden darüber entscheiden, ob sein Vertrauen gerechtfertigt war oder nicht.
Mit großem Eifer wurden sie in ein repräsentatives Arbeitszimmer geführt, und der noble Vampir, der sich von einem seidenbezogenen Stuhl erhob, musste erst einmal sein Gleichgewicht finden.
» Willkommen in meinem Hause. Ich danke euch für euer Kommen«, sprach Sampsone, während er beide Arme ausstreckte, um Darius’ Hände zu schütteln. » Es tut mir leid, aber ich habe die letzten zwei Abende niemanden empfangen, denn meine geliebte Shellan …«
Dem Vampir versagte die Stimme, und in der darauffolgenden Stille trat Darius zur Seite. » Darf ich dir meinen Begleiter, Tohrment, Sohn des Hharm vorstellen?«
Als sich Tohrment mit der Hand über seinem Herzen verbeugte, wurde klar, dass er all die guten Manieren besaß, die seinem Erzeuger abgingen.
Der Herr des Hauses erwiderte die Ehrerbietung. » Darf ich euch Speis und Trank bringen lassen?«
Darius schüttelte den Kopf und nahm Platz. Als Tohrment sich hinter Darius stellte, meinte er: » Dankeschön. Wir würden lieber gleich darüber sprechen, was in deinem Hause vorgefallen ist.«
» Aber ja doch, natürlich. Was soll ich euch erzählen?«
» Alles. Erzähl uns bitte … alles.«
» Meine Tochter … mein Augenstern …« Der Vampir zog ein Taschentuch hervor. » Sie ist eine Frau von Wert und tugendhaft. Niemals werdet ihr einer warmherzigeren Vampirin begegnen …«
Darius, dem bewusst war, dass sie bereits zwei Abende verloren hatten, räumte dem Vater etwas Zeit für seine Erinnerungen ein, bevor er ihn wieder zum Thema zurückbrachte. » Und in jener Nacht, in jener schrecklichen Nacht«, unterbrach er Sampsone, als dieser eine Pause machte. » Was geschah in diesem Hause in jener Nacht?«
Der Vampir nickte und tupfte sich die Tränen von den Augen. » Sie erwachte aus ihrem Schlummer und verspürte eine gewisse Unruhe und wurde deshalb angewiesen, sich ihrer Gesundheit wegen in ihre Privatgemächer zurückzuziehen. Um Mitternacht und vor Anbruch des Tages wurde ihr eine Mahlzeit gebracht. Dabei wurde sie zuletzt gesehen. Ihre Schlafgemächer befinden sich im oberen Stockwerk, aber sie hat auch, zusammen mit dem Rest der Familie, unterirdisch gelegene Zimmer. Sie zog es oftmals vor, sich während des Tages nicht mit uns zusammen dorthin zurückzuziehen, sondern oben zu bleiben. Da wir durch Flure, die im Inneren des Hauses liegen, Zugang zu ihren Gemächern haben, nahmen wir an, dass sie sicher genug sei …«
Bei diesen Worten schnürte es dem Vampir die Kehle zu. » Ich wünschte, ich hätte darauf bestanden.«
Darius konnte seine Reue gut verstehen. » Wir werden deine Tochter finden! So oder so, wir werden sie finden. Würdest du uns bitte gestatten, ihr Schlafgemach aufzusuchen?«
» Bitte, tut das.« Als der Vampir dem Doggen zunickte, kam dieser zu ihnen. » Silas wird euch dorthin geleiten. Ich würde es vorziehen, hier zu warten.«
» Aber natürlich.«
Als Darius sich erhob, umklammerte der Vater seine Hand. » Auf ein Wort, wenn du erlaubst. Nur zwischen dir und mir.«
Darius stimmte zu, und nachdem Tohrment mit dem Doggen gegangen war, sank der Herr des Hauses zurück auf seinen repräsentativen Stuhl.
» Fürwahr , meine Tochter ist von Wert. Und unbefleckt …«
In der ausgedehnten Pause, die darauf folgte, wurde Darius klar, was die größte Besorgnis des Vampirs war. Falls sie die Tochter nicht als Jungfrau zurückbrachten, stand sowohl ihre Ehre als auch die Ehre der Familie auf dem Spiel.
» Ich kann das nicht vor meiner geliebten Shellan sagen«, fuhr der Vampir fort. » Aber unsere Tochter … Falls sie geschändet wurde … wäre es vielleicht besser …«
Darius’ Augen wurden zu Schlitzen. » Du würdest es in diesem Fall bevorzugen, wenn sie nicht gefunden würde.«
Tränen strömten aus seinen blassen Augen. » Ich …« Plötzlich schüttelte der Vampir den Kopf. » Nein … nein! Ich will sie zurück. Tot oder lebendig und ungeachtet ihres Zustands. Natürlich will ich meine Tochter zurück.«
Darius war ohnehin nicht geneigt, seine Unterstützung anzubieten – dass der Vampir es überhaupt in Betracht zog, sein eigen Fleisch und Blut zu verleugnen, war schon grotesk genug. » Ich sollte jetzt ihr Zimmer aufsuchen.«
Der Herr des Hauses schnippte mit seinen Fingern, und
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