Black Dagger 16 - Mondschwur
zusammenkam, war mein Rettungsboot. Aber das allein reichte noch nicht. Bevor Bella und ich uns offiziell vereinigten, verließ sie mich aus einem unerfindlichen Grund. Ich wusste, dass ich etwas unternehmen musste, um wieder klar denken zu können. Daher redete ich mit jemandem … über einfach alles.« Z fluchte erneut und hieb mit der Faust in die Luft. »Und nein, es war keiner von den Weißkitteln in Havers Klinik, sondern jemand, dem ich vertraute. Jemand, der zur Familie gehörte – jemand, von dem ich wusste, dass er mich nicht als Dreck oder Schwächling betrachten würde.«
Wer?, formte John mit den Lippen.
»Mary«, knurrte Z. »Rhages Mary. Wir hielten unsere Sitzungen unten im Kesselraum unter der Küche ab. Zwei Stühle. Direkt neben dem Heizkessel. Es hat mir damals geholfen, und ich gehe auch jetzt noch manchmal zu ihr.«
John konnte die Logik, die dahintersteckte, sofort erkennen. Mary hatte eine ganz spezielle, ruhige Art – was erklärte, warum es ihr nicht nur gelungen war, den wildesten aller Brüder zu zähmen, sondern auch dessen inneres Biest.
»Dieser Schrei heute Nacht … John, wenn du dich wirklich offiziell mit dieser Frau vereinigen möchtest, musst du ihr diesbezüglich helfen. Sie muss sich diese Sache von der Seele reden, damit es sie nicht von innen her auffrisst. Ich habe gerade erst mit Mary gesprochen – ohne einen Namen zu nennen. Sie hat mittlerweile ihr Diplom als Psychotherapeutin gemacht und meinte, sie sei nun bereit, mit jemandem zu arbeiten. Wenn sich also die Gelegenheit ergibt, und Xhex dazu bereit ist … erzähl ihr davon. Sag ihr, sie soll zu Mary gehen.« Als sich Z über den Kopf strich, zeichneten sich seine Brustpiercings unter dem schwarzen Shirt deutlich ab. »Und wenn du eine Empfehlung brauchst, kann ich dir beim Leben meiner Tochter versichern, dass deine Frau bei Mary in guten Händen sein wird.«
Danke, gestikulierte John. Ja, ich werde definitiv mit ihr darüber sprechen. Vielen Dank, Kumpel.
»Gern geschehen.«
Unvermittelt trafen sich ihre Blicke.
Während sie den Blick des anderen festhielten, konnten sie ihre Zugehörigkeit zu einem einzigartigen Club spüren, dem wohl niemand freiwillig beitreten würde. Die Mitgliedschaft in diesem Club war weder wünschenswert noch etwas, womit man sich brüstete … aber sie war real und mächtig. Die Überlebenden ähnlicher Unglücke konnten die Gräuel der felsigen Untiefen in den Augen der anderen sehen. Es war, als ob man daran seinesgleichen erkennen würde: Zwei Personen, die über dasselbe
innere Tattoo verfügten, ein Trauma, das sie vom Rest der Welt trennte, das aber unerwartet ein Paar müder Seelen zusammengeführt hatte.
Oder drei, wie es hier der Fall war.
Zsadists Stimme klang heiser: »Ich habe die Hure, die mir das angetan hat, umgebracht. Und dann habe ich ihren Kopf mitgenommen. Hast du dich schon gerächt?«
John schüttelte langsam den Kopf: Noch nicht, leider.
»Ich will nicht lügen. Es war eine große Genugtuung!«
Es folgte ein kurzes, unbehagliches Schweigen, als ob keiner der beiden wusste, wie er nach dieser tiefgreifenden Unterhaltung wieder zur Tagesordnung zurückkehren sollte. Schließlich nickte Zsadist John zu und hielt die rechte Faust in die Höhe.
John klopfte mit seiner rechten Faust dagegen und dachte bei sich, dass man wirklich nie wissen konnte, welche Leichen andere im Keller herumliegen hatten.
Zs Augen leuchteten wieder in ihrem üblichen Gelbton, als er sich umdrehte und zu der Tür zurückging, die ihn zum Wohnhaus, zu seiner Familie und zu seinen Brüdern zurückbrachte. In seiner linken Hosentasche befand sich ein rosarotes Babylätzchen mit einem Totenkopf-Aufdruck und Klettverschluss, das er irgendwann eingesteckt und dann vergessen hatte.
Das Leben geht weiter, dachte sich John. Egal, was die Welt mit einem anstellte, man konnte es überleben.
Und wenn Xhex mit Mary sprach, würde sie vielleicht nicht …
Oh Gott! Er konnte den Gedanken nicht einmal zu Ende bringen.
Er eilte den Tunnel hinab zum Trainingszentrum, betrat die Klinik und fand dort seine Jacke, seine Waffen und alles, was Xhex benötigte.
Als er die Sachen zusammenpackte, drehten sich seine Gedanken wie wild im Kreis … über Dinge in der Vergangenheit und Dinge in der Gegenwart …
Zurück im Wohnhaus lief er schnurstracks die Treppe hinauf und durch den Flur mit den Statuen bis zu seinem Zimmer. Als er es betrat, hörte er das Wasser im Bad rauschen, und stellte sich kurz
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