Black Dagger 16 - Mondschwur
verdrängte ihre Qual. »Dafür werde ich sie umbringen! Ich schwöre, ich werde mit ihr dasselbe tun wie mit unserem Erzeuger.«
35
John folgte Xhex in dem Augenblick, als sie sich von der Gruppe abwendete und zu laufen begann. Er mochte ihr Vorgehen nicht – sie lief in eine Gasse, von der niemand wusste, ob sie offen war, oder ob sich dort am Ende eine Mauer befand.
Er holte sie ein und griff nach ihrem Arm, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch das brachte nichts. Sie blieb nicht stehen.
Wohin gehst du? Er versuchte zu gestikulieren. Doch das war schwer, wenn man von seinem Gesprächspartner komplett ignoriert wurde.
Er hätte gepfiffen, wenn er nicht gewusst hätte, dass sie auch das einfach überhören würde. Deshalb griff er wieder nach ihrem Arm, doch sie schüttelte ihn ab. Sie war nur auf ein Ziel eingestellt, das er weder sehen noch fühlen konnte. Zu guter Letzt stellte er sich ihr in den Weg und zwang sie, seine Hände anzusehen.
Wo zum Teufel gehst du hin?
»Ich kann ihn spüren … Lash. Er ist in der Nähe!«
John griff nach seinem Dolch und formte ein Wo? mit seinen Lippen.
Sie drückte sich um ihn herum und nahm ihre Verfolgung wieder auf. Als er ihr weiter nachlief, gesellte sich Tohr zu ihnen. John schüttelte den Kopf, als er sah, dass die anderen nachkommen wollten. Es war klug, weiteren Nachschub für die Schlacht zu bekommen, doch zu viele Waffen waren in dieser Situation kein Gewinn: Er würde Lash kaltmachen und da waren viele andere schießwütige Finger nicht gefragt.
Tohr verstand das. Er wusste instinktiv, weshalb John seine Frau rächen musste. Und Qhuinn musste mitkommen. Doch das war es dann auch schon. Weitere Gäste waren zu der Party nicht eingeladen.
John blieb nahe bei Xhex – die in Bezug auf Gassen ein gutes Gespür zu haben schien. Statt in einer Sackgasse zu enden, bog die Gasse rechts ab und zwängte sich zwischen anderen Lagerhallen, die zum Verkauf standen, hindurch zum Fluss hin. Er wusste, dass sie nahe beim Fluss waren, als ihm der Geruch von totem Fisch und Algen in die Nase stieg und die Luft scheinbar kühler wurde.
Sie fanden einen schwarzen AMG Mercedes, der vor einem Hydranten geparkt worden war.
Die Limousine stank nach Lesser. Xhex ging um den Wagen herum, als ob sie auf eine neue Eingebung warten würde, doch John hatte keine Lust zu warten.
Er ballte die Faust und schlug die Windschutzscheibe ein.
Der Alarm heulte auf, und er betrachtete das Innere des Wagens. Am Lenkrad waren ölige Rückstände und das cremefarbene Leder war mit Flecken übersät – er war sich verdammt sicher, dass die öligen Überreste Lesser -Blut
waren und die anderen rostfarbenen von einem Menschen stammten. Verdammt, der Rücksitz sah aus, als ob man eine panische Katze daraufgesetzt hätte. Die Kratzer waren an einigen Stellen so tief, dass man das Polstermaterial sehen konnte.
John runzelte die Stirn und dachte zurück an die Zeit im Trainingslager. Lash hatte es mit seinen Sachen immer so genau genommen, angefangen bei seinen Klamotten bis hin zu seinem penibel ordentlichen Spind.
Vielleicht war das gar nicht sein Wagen.
»Es ist seiner«, meinte Xhex und stützte die Hände auf der Kühlerhaube ab. »Ich kann ihn überall riechen. Der Motor ist noch warm. Dennoch weiß ich nicht, wo er ist.«
John knurrte bei dem Gedanken daran, dass der Typ so nahe an seine Frau herangekommen war, dass sie ihn am Geruch erkennen konnte. Verdammter Hurensohn …
Gerade als sein Ärger ihn zu übermannen drohte, packte ihn Tohr am Nacken und schüttelte ihn. »Tief durchatmen.«
»Er muss hier irgendwo sein …« Xhex betrachtete das Gebäude vor ihnen und ließ ihren Blick dann die Gasse hinauf und hinunter wandern.
John spürte einen brennenden Schmerz in der linken Hand und hob deshalb den Arm.
Die Hand hatte sich so stark um den Dolch geschlossen, dass der Griff knarzte.
Sein Blick wanderte zu Tohr.
»Du wirst ihn kriegen«, flüsterte der Bruder.
Lash blickte die Männer von Benloise erwartungsvoll an, als er den zwei Schränken gegenübertrat. Er war nur durch zehn Meter kalte Luft von den beiden getrennt und alle waren nervös.
Er musterte sie und hoffte, dass sie etwas gegen ihn unternehmen würden. Die zwei jungen Schläger hätten sich gut in seinem wachsenden Stall gemacht – sie kannten das Geschäft und hatten sich offensichtlich ihre Sporen unter Benloise verdient: Da waren einige Kilo Stoff in den Metallkoffern, die sie in den Händen
Weitere Kostenlose Bücher