Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Dagger 16 - Mondschwur

Black Dagger 16 - Mondschwur

Titel: Black Dagger 16 - Mondschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
an.
    Zu schade, dass sie sich so schrecklich fühlte, dachte sich Payne. Ansonsten hätte sie diese Unabhängigkeitserklärung bestimmt sehr genossen. Führwahr, sie war zwar auf den Flügeln ihres Todes eingetroffen, doch sie hatte erreicht, was sie wollte. Sie hatte ihrer Mutter die Stirn geboten. Sie hatte durch ihre Verweigerung die Freiheit erlangt.
    Die Stimme der Jungfrau der Schrift war kaum lauter als ein Atemzug. »Sie hat meine Hilfe abgewiesen. Sie blockiert mich.«
    Das tat sie allerdings. Der Zorn auf ihre Mutter war so stark, dass man sich leicht vorstellen konnte, dass er als Barriere gegen jegliche Magie fungierte, die die Jungfrau der Schrift wirken könnte.
    »Ihr seid doch allmächtig!« Die Stimme des Königs klang wie ein scharfer Angriff – allerdings wirkte seine Verzweiflung etwas verwirrend. Doch er war ein Vampir
von Wert, der sich sicherlich selbst die Schuld gab. »Macht sie einfach wieder gesund!«
    Darauf folgte Stille und dann eine leise Antwort: »Ich kann ihren Körper nicht mehr erreichen … genau wie ihr Herz.«
    Fürwahr, wenn die Jungfrau der Schrift endlich fühlen konnte, wie es war, machtlos zu sein … Dann konnte Payne in Frieden sterben.
    »Payne! Payne, wach auf!«
    Ihre Lieder hoben sich. Wrath befand sich wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt.
    »Wenn ich dich retten kann, wirst du es zulassen?«
    Sie konnte nicht verstehen, warum sie ihm so wichtig war. »Lass mich …«
    »Wenn ich es kann, wirst du es zulassen?«
    »Das kannst du nicht.«
    »Beantworte die verdammte Frage!«
    Er war so ein guter Vampir, und die Tatsache, dass ihr Tod für immer auf seinem Gewissen lasten würde, war eine große Sorge. »Es tut mir schrecklich leid, Wrath. Es tut mir leid. Das ist nicht dein Werk.«
    Wrath drehte sich zur Jungfrau der Schrift. »Lasst mich sie retten. Lasst mich sie retten!«
    Auf dieses Begehren hin hob sich die Kapuze der Jungfrau der Schrift wie von Zauberhand, und ihr einst so strahlendes Selbst war nur noch ein trüber Schatten.
    Die Gesichtszüge, die sie ihm zeigte, und die Stimme, mit der sie sprach, waren die einer schönen Frau in unermesslicher Qual: »Ich wollte dieses Schicksal nicht.«
    »Na gut. Aber das wird uns jetzt auch nicht weiterhelfen. Ich bitte Euch, lasst mich sie retten!«
    Die Jungfrau der Schrift blickte in den undurchsichtigen Himmel über sich, und die Träne, die aus einem ihrer
Augen floss, landete als Diamant auf dem marmornen Boden, von dem der Stein mit einem Schimmern und einem Aufblitzen zurückprallte.
    Dieses wunderbare Ding würde das Letzte sein, was sie jemals sah, dachte Payne, als ihre Lider schwer wurden und sie sie nicht mehr offen halten konnte.
    »Verdammt nochmal«, brüllte Wrath. »Lasst mich …«
    Die Stimme der Jungfrau der Schrift kam aus großer Entfernung. »Ich kann das nicht mehr verhindern. Tu, was du für richtig hältst, Wrath, Sohn des Wrath. Es ist besser, wenn wir getrennt werden und sie lebt, als wenn sie tot hier auf dem Boden liegt.«
    Alles wurde still.
    Eine Tür schloss sich.
    Dann erklang Wraths Stimme: Ich brauche dich auf der Anderen Seite. Payne, wach auf, ich brauche dich auf der Anderen Seite …
    Seltsam. Es war, als ob er in ihrem Kopf zu ihr sprach. Doch wahrscheinlich lag es nur daran, dass er sich über sie beugte und einfach auf sie einredete.
    »Payne, wach auf. Es ist nötig, dass du dich auf meine Seite begibst.«
    Verwirrt schüttelte sie den Kopf – doch das funktionierte nicht richtig. Es war wohl besser, ruhig liegen zu bleiben. Sehr ruhig. »Ich kann … nicht dorthin gelangen …«
    Ein plötzlicher Schwindelanfall ließ sie rotieren. Ihre Füße schwangen um ihren Körper herum, ihr Geist war der Strudel, um den sie sich drehte. Das Gefühl, nach unten gezogen zu werden, wurde von einem Druck in ihren Venen begleitet, als ob sich ihr Blut ausdehnen würde, aber auf engstem Raum zusammengepresst wurde.
    Als sie ihre Augen öffnete, sah sie einen erhabenen weißen Glanz über sich.

    Sie hatte sich also nicht bewegt. Sie befand sich genau dort, wo sie vorher schon gelegen hatte, unter dem milchigen Himmel der Anderen Seite …
    Payne runzelte die Stirn. Nein, das war nicht der Himmel über dem Heiligtum.
    Das war … eine Decke?
    Ja … sie erkannte, was es war – und tatsächlich, aus den Augenwinkeln heraus konnte sie auch Wände erkennen … vier hellblaue Wände. Da gab es auch Lampen, allerdings keine, an die sie sich erinnerte – keine Fackeln oder Kerzen, die

Weitere Kostenlose Bücher