Black Dagger 16 - Mondschwur
richtig machte. Wie sie saugen und streicheln und den Weg für die Zunge des Partners öffnen musste, wie sie in den Mund des Partners eindringen konnte, wenn es sie danach verlangte. Layla war eine gelehrige Schülerin.
Und dennoch war es ihm nicht schwergefallen, zu verhindern, dass die Situation außer Kontrolle geriet.
Die Art und Weise, mit der sie ihn ansah, hatte in ihm den Drang getötet, den Handel zu besiegeln. Als er sich darangemacht hatte, sie in die Geheimnisse der körperlichen Liebe einzuweihen, hatte er angenommen, dass es ihr nur darum ging, die zuvor gelernte Theorie endlich einmal in die Praxis umzusetzen. Aber dann hatte sich herausgestellt, dass sie mehr als das wollte. In ihren Augen begannen Sterne zu leuchten, als ob er der Schlüssel zur Tür wäre, die sie in sich selbst gefangen hielt. Als ob nur er die Macht hätte, das Schloss zu sprengen und sie zu befreien.
Als ob er ihre Zukunft wäre.
Ironischerweise entsprach sie auf dem Papier exakt dem Bild, das er sich von der idealen Frau gemacht hatte. Und sie wäre wahrscheinlich die perfekte Lösung für sein Partnerwahlproblem.
Aber leider war sein Herz nicht bei der Sache.
Daher wollte er nicht das Ziel ihrer Hoffnungen und Träume sein, und es kam für ihn nicht infrage, mit ihr das volle Programm durchzuziehen. Sie war bereits einer Vorstellung von ihm erlegen – und wenn er mit ihr schlief, würde es nur noch schlimmer werden. Wenn man es nicht
besser wusste, konnte man den körperlichen Rausch leicht für etwas Tiefergehendes und Bedeutungsvolleres halten.
Dieser Täuschung konnten selbst zwei Leute verfallen, die bereits über einige Erfahrung verfügten.
Wie zum Beispiel die Frau im Tattoostudio, die ihm ihre Nummer zugesteckt hatte. Er war nie daran interessiert gewesen, sie anzurufen. Weder davor, währenddessen oder danach. Er konnte sich ja nicht einmal an ihren Namen erinnern – aber dass ihm diese Information fehlte, störte ihn überhaupt nicht. Eine Frau, die bereit war, sich an einem öffentlichen Ort in Gegenwart von drei anderen Männern von einem unbekannten Typen ficken zu lassen, war niemand, mit dem er eine Beziehung haben wollte.
Brutal? Ja. Doppelmoral? Keine Chance. Er hatte auch keinen Respekt gegenüber sich selbst. Daher war es nicht so, dass er seine eigenen obszönen Standards mit weniger Widerwillen beurteilte.
Außerdem hatte Layla keine Ahnung, was er seit seiner Transition so alles mit Vertretern der menschlichen Art angestellt hatte … von all dem Sex in Toiletten und Gassen, in dunklen Ecken, in Clubs – dieser schmutzigen Rechnung, aufgrund deren Endsumme er ganz genau wusste, was er mit ihrem Körper anstellen musste.
Mit jedem Körper. Männlich oder weiblich.
Mist! Das ließ ihn wieder darüber nachgrübeln, wie Blay wohl den Tag verbracht hatte.
Qhuinn fummelte an seinem Handy herum und klappte es auf. Er rief die SMS auf, die Blay von der unbekannten Nummer aus gesendet hatte, und las sie noch einmal durch. Und dann noch ein paar Mal.
Die Nummer musste von Saxtons Telefon stammen.
Und war wahrscheinlich auf dessen Bett getippt worden.
Qhuinn warf sein BlackBerry auf den Tisch und stand auf. Im Bad ließ er das Licht ausgeschaltet, denn er wollte nicht wissen, wie er in den Jeans und dem T-Shirt, in denen er geschlafen hatte, aussah.
Bestimmt ziemlich zerknautscht.
Während er sich das Gesicht wusch, ertönte plötzlich von allen Seiten ein leises Surren – die Jalousien vor den Fenstern wurden automatisch hochgezogen. Mit vor Nässe tropfendem Kinn und einer Sprühdose Rasierschaum in der Hand blickte Qhuinn in die junge Nacht hinaus. Im Mondschein konnte er erkennen, dass sich die Knospen der silberstämmigen Birken neben dem Fenster weiter geöffnet hatten. Ein Zeichen dafür, dass es ein warmer Tag gewesen war.
Qhuinn ignorierte jede erdenkliche Parallele zu Blays sexuellem Erwachen, das ausgerechnet durch seinen eigenen Cousin ausgelöst wurde.
Von sich selbst angewidert, ließ er die Rasur bleiben und marschierte aus seinem Zimmer in Richtung Küche. Angesichts seiner hämmernden Kopfschmerzen machte er sich Sorgen um den Zustand und die Lebensdauer seiner Sehnerven.
Unten in Fritz’ Reich machte er sich eine Kanne Kaffee, während die Doggen herumhuschten, um das Erste Mahl vorzubereiten. Gut, dass sie schon so beschäftigt waren. Manchmal, wenn man sich einfach beschissen fühlte, tat es gut, selbst an der Kaffeemaschine herumzuhantieren.
In solchen Momenten
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