Black Dagger 16 - Mondschwur
spielte der Stolz eine wichtige Rolle.
Allerdings vergaß er beim ersten Anlauf, das Kaffeepulver einzufüllen, und bekam dadurch zuerst nur eine Kanne mit kochend heißem Wasser.
Beim zweiten Anlauf versuchte er es mit etwas mehr Gefühl.
Als er gerade die Küche mit einer Thermoskanne voll braunem Muntermacher und einer Packung Aspirin verließ, öffnete Fritz die Tür zur Vorhalle.
Das Paar, das dann an dem guten alten Doggen vorbeiging, sorgte dafür, dass Qhuinn in nächster Zukunft vermutlich noch Tonnen von Aspirin verbrauchen würde: Blay und Saxton betraten das Haus Arm in Arm.
Für einen kurzen Moment musste Qhuinn ein Knurren unterdrücken, als die Besitzgier in ihm das Verlangen weckte, seinen Hummer zwischen den beiden zu parken – bis er bemerkte, dass ihre enge Umarmung medizinische Gründe hatte. Saxton konnte sich kaum auf den Beinen halten, und sein Gesicht war offensichtlich kürzlich als Punchingball benutzt worden.
Nun knurrte Qhuinn tatsächlich, aber aus einem anderen Grund. »Wer zum Teufel hat dir das angetan?«
Seine Familie konnte es nicht gewesen sein. Sie wussten, was und wer er war, und hatten kein Problem damit.
»Na los, spuck’s aus«, verlangte er. Außerdem wollte Qhuinn noch wissen, wie Blay auf die verrückte Idee kommen konnte, einen Außenstehenden nicht nur zum Sitz der Bruderschaft, sondern auch in das Heim der Hohen Familie mitzubringen.
Was seine Frage Nummer drei anging – Wie war es? –, die blieb ihm im Hals stecken.
Saxton grinste. Oder zumindest versuchte er es. Seine Oberlippe war nicht ganz funktionstüchtig. »Nur irgendein menschlicher Abschaum. Lasst uns nicht emotional werden, okay?«
»Scheiß drauf! Und was zum Teufel machst du hier mit ihm?« Qhuinn starrte Blay an und versuchte, sein Gesicht
nicht nach Kratzspuren abzusuchen. »Er darf nicht hier sein. Du kannst ihn doch nicht einfach hierherbringen …«
Aus dem oberen Stockwerk unterbrach ihn plötzlich Wraths Stimme. Der tiefe Bariton des Königs erfüllte die Eingangshalle: »Blay hat anscheinend keine Witze gemacht. Du siehst ja schrecklich aus, mein Sohn.«
Saxton verbeugte sich mühevoll. »Vergebt mir, Majestät, dass ich keinen präsentableren Anblick biete. Es ist überaus gütig von Euch, dass Ihr mich hier aufnehmt.«
»Du hast mir einen Gefallen getan, als es darauf ankam. Jetzt kann ich mich endlich einmal revanchieren. Doch falls du mein trautes Heim auf irgendeine Weise kompromittieren solltest, schneide ich dir die Eier ab und serviere sie dir zum Frühstück, alles klar?«
Ich liebe Wrath, dachte Qhuinn.
Saxton verbeugte sich erneut. »Verstanden.«
Wrath blickte nicht nach unten. Die Panoramasonnenbrille, die seine Augen verdeckte, war geradeaus gerichtet, als ob er die Fresken an der luftigen Decke betrachtete. Doch trotz seiner Blindheit entging ihm nichts. »Meine Nase sagt mir, dass Qhuinn frischen Kaffee gemacht hat. Der wird dir guttun. Und Fritz hat für dich ein Schlafzimmer hergerichtet und Feuer im Kamin gemacht. Möchtest du noch etwas zu essen, bevor du dich nährst?«
Wie, bevor du dich nährst?
Qhuinn mochte es nicht, wenn er nicht im Bilde war, selbst wenn es nur darum ging, was es zum Abendessen gab. Saxton, das Anwesen, Blay und jemandes Vene? Ja, nicht zu wissen, was es damit auf sich hatte, brachte die Spitzen seiner Fänge zum Vibrieren.
Saxton verneigte sich noch einmal. »Ihr seid in der Tat ein sehr gütiger Gastgeber.«
»Fritz, bring dem Mann etwas zu essen. Die Auserwählte sollte gleich eintreffen.«
Die Vene einer Auserwählten?
Himmel! Was Saxton wohl für den König getan hatte? Wessen Arsch er bloß gerettet hatte?
»Und unser Arzt wird dich auch untersuchen.« Wrath hob die Hand. »Nein. Ich kann deine Schmerzen förmlich riechen – eine Kombination aus Kerosin und frischen Peperoni. Also, auf geht’s. Wir sprechen uns später noch.«
Als Wrath und George sich oben auf der Balustrade umdrehten und gingen, folgten Qhuinn, Blay und Saxton Fritz die Treppe hinauf. Oben angekommen, hielt der nicht mehr ganz junge Doggen aus Rücksicht auf Saxtons Hinken kurz an und zog sein Taschentuch hervor, um die Messingschnörkel am Geländer zu polieren.
Während sie warteten, nahm Qhuinn die Aspirinpackung zur Hand und schluckte ein paar Tabletten. Durch die geöffnete Tür zu Wraths Arbeitszimmer konnte er sehen, wie John und Xhex sich mit V und Wrath unterhielten. Die vier beugten sich über eine Landkarte, die auf dem Tisch lag.
»Das
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