Black Dagger 16 - Mondschwur
gewähren, bis sie einfach nicht mehr weiterkonnte.
Später würde er sich daran erinnern, dass ihm bereits im Laufe dieses verrückten Fluchtversuchs klargeworden war, dass die Vampirin unmöglich nach Hause zurückkehren konnte. Allerdings nicht wegen dem, was sie durchgemacht hatte … sondern wegen dem, was sie als Folge ihres Martyriums in sich trug.
Als die Vampirin stolperte und zu Boden fiel, unternahm sie nichts, um ihren Leib zu schützen.
In der Tat krallte sie ihre Finger geradezu in den Boden, um weiter vorwärtszukommen. Darius konnte es nicht mehr ertragen, ihre Qual mit anzusehen.
»Lass es«, sagte er, zog sie vom kalten Gras hoch und hielt sie in seinen Armen fest. »Lass es sein …«
Sie wehrte sich gegen ihn mit aller Kraft, die sie noch aufbringen konnte, musste aber schließlich doch aufgeben. Ihr Atem kam stoßweise und ihr Herz raste – und er konnte das Pochen ihrer Halsader im Mondschein erkennen und das Zittern in ihrem ganzen Körper spüren.
Ihre Stimme war schwach, aber was sie sagte, meinte sie ernst: »Bringt mich nicht dorthin zurück – nicht einmal bis zum Beginn der Auffahrt. Bitte bringt mich nicht zurück.«
»Das meinst du nicht ernst.« Sanft strich er ihr das Haar aus dem Gesicht und erinnerte sich plötzlich an die blonden Strähnen in der Haarbürste in ihrem Zimmer. Seit sie das letzte Mal vor dem Spiegel gesessen und sich für eine Nacht mit ihrer Familie hergerichtet hatte, hatte sich alles verändert. »Du hast zu viel durchgemacht, um jetzt klar zu denken. Du musst dich jetzt ausruhen und …«
»Wenn Ihr mich dorthin zurückbringt, werde ich wieder fliehen.
Bitte mutet meinem Vater nicht zu, das mit ansehen zu müssen. «
»Du musst nach Hause zurückkehren …«
»Ich habe kein Zuhause. Nicht mehr, nie mehr.«
»Niemand braucht zu erfahren, was geschehen ist. Dass es kein Vampir war, ist in diesem Fall hilfreich, denn so wird niemand jemals …«
»Ich trage das Kind des Symphathen in mir.« Ihr Blick wurde kalt und hart. »Meine Triebigkeit setzte genau in der Nacht ein, in der er sich mir aufzwang, und ich habe seither nicht mehr geblutet, wie es Vampirinnen üblicherweise tun. Ich bin mit Sicherheit schwanger.«
In der Stille wirkte der Atemstoß, den Darius ausstieß, sehr laut, und sein warmer Atem bildete eine Dunstwolke in der kalten Luft. Tja, das änderte natürlich alles. Wenn sie das Kind austragen und zur Welt bringen würde, bestand die Möglichkeit, dass es als Vampir durchgehen würde. Aber Mischlinge dieser Art waren unberechenbar. Man konnte sich nie sicher sein, ob die Gene ausgewogen verteilt waren oder eine Seite über die andere dominieren würde.
Aber vielleicht gab es einen Weg, ihre Familie um Hilfe zu bitten …
Die Vampirin griff nach den Aufschlägen seines warmen Überziehers. »Überlasst mich der Sonne. Überlasst mich dem Tod, nach dem ich mich sehne. Ich würde selbst Hand an mich legen, wenn ich nur etwas mehr Kraft in Armen und Schultern hätte.«
Darius blickte zu Tohrment zurück, der neben der Kutsche wartete. Er winkte den Jungen herbei und sagte zu der Vampirin: »Lass mich mit deinem Vater sprechen. Lass mich dir den Weg ebnen.«
»Er wird mir niemals vergeben.«
»Es war nicht deine Schuld.«
»Die Schuld ist nicht die Hürde, sondern das Resultat«, meinte sie düster.
Als sich Tohr dematerialisierte und vor ihnen Gestalt annahm, erhob sich Darius: »Bring sie zurück zur Kutsche, und begebt euch dann beide zu dieser Baumgruppe. Ich werde jetzt zu ihrem Vater gehen.«
Tohrment beugte sich nach unten, nahm die Vampirin unbeholfen in die Arme und hob sie hoch. Im starken, aber dennoch sanften Griff des Jungen ließ sie sich wieder in die Teilnahmslosigkeit sinken, in der sie die gesamte Reise verbracht hatte: mit geöffneten Augen, leerem Blick und zur Seite hängendem Kopf.
»Gib gut auf sie acht«, sagte Darius und steckte das weite Nachtgewand um ihren Körper herum fest. »Ich werde nicht lange brauchen.«
»Sorgt Euch nicht«, antwortete Tohrment und schritt über das Gras in Richtung Kutsche.
Darius beobachtete die beiden einen kurzen Moment und begab sich dann zum Anwesen ihrer Familie, wo er wieder Gestalt annahm. Er ging direkt auf den Vordereingang zu und betätigte den Türklopfer, der die Form eines Löwenkopfes hatte.
Als der Butler das Portal weit öffnete, war offensichtlich, dass im Inneren des Anwesens gerade etwas Schreckliches im Gange war. Er war leichenblass und seine Hände
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