Black Dagger 17 - Vampirschwur
bester Freund beugte sich auf das orange Flackern zu, und Butch konnte mühelos in diesem harten, teilnahmslosen Gesicht lesen.
Jane hatte vollkommen Recht gehabt. Der Kerl stand unter Hochdruck und ließ nichts davon raus.
Vishous nahm einen tiefen Zug und lehnte sich an die Betonsteinwand, die Augen starr vor sich gerichtet, die Treter fest auf dem Boden.
Schließlich brummte er: »Du fragst mich gar nicht, wie es mir geht.«
Butch lehnte sich neben sein Sorgenkind. »Das muss ich gar nicht erst.«
»Gedankenleser?«
»Ganz genau, das bin ich.«
V beugte sich zur Seite und aschte in den Papierkorb. »Also, dann sag mir, was ich denke.«
»Bist du dir sicher, dass du das vor der Tür deiner Schwester diskutieren willst?« Als V verächtlich schnaubte,
musterte Butch sein Profil. Die Tätowierungen um Vs Auge wirkten besonders finster aufgrund der eisernen Beherrschung, die ihn wie ein nuklearer Winter umgab.
»Du willst nicht, dass ich das laut ausspreche, V«, sagte er leise.
»Doch. Probier’s einfach.«
Das hieß, dass V reden musste, doch wie stets war er zu verschlossen dazu. V hatte schon immer alles in sich hineingefressen, aber ein wenig besser war es tatsächlich schon geworden. Früher hätte er die Tür nicht mal diesen kleinen Spalt weit geöffnet.
»Sie hat dich gebeten, dich um sie zu kümmern, wenn das hier nicht hinhaut, habe ich Recht?«, sprach Butch das aus, was er am meisten fürchtete. »Und zwar nicht im Sinne einer Palliativbehandlung.«
Vs Reaktion darauf war ein Seufzer, der kein Ende mehr nehmen wollte.
»Was wirst du tun?«, fragte Butch, obwohl er die Antwort bereits kannte.
»Ich werde nicht zögern.« Das Obwohl es mich umbringen wird blieb unausgesprochen.
Verdammtes Leben. Manchmal war es einfach zu grausam, in was für Situationen es einen brachte.
Butch schloss die Augen und ließ den Kopf an die Wand sinken. Die Familie bedeutete Vampiren alles. Ihre Shellans, die Brüder, mit denen man kämpfte, das eigene Blut … all das machte ihre Welt aus.
Und im Einklang mit dieser Theorie litt Butch mit V. Und Jane. Ebenso wie der Rest der Bruderschaft.
»Hoffentlich kommt es nicht so weit.« Butch blickte verstohlen auf die verschlossene Tür. »Doc Jane wird diesen Kerl finden. Sie ist ein echt sturer Hund …«
»Weißt du, was mir vor zehn Minuten klar geworden ist?«
»Was denn?«
»Selbst wenn es nicht Tag gewesen wäre, hätte sie ihn allein suchen wollen.«
Als Vs Bindungsduft zu ihm herüberwehte, dachte Butch: Na und? Jane und dieser Chirurg waren sich jahrelang nahegestanden. Wenn man ihn also überzeugen wollte, hätte sie allein die besseren Karten – mal angenommen, er käme über ihre kleine Wiederauferstehungsshow hinweg. Außerdem war V ein Vampir. Hallo? Es reichte doch auch so schon.
Dennoch wäre es besser gewesen, wenn dieser Chirurg eins fünfzig groß wäre, schielen würde und einen behaarten Rücken hätte. Hässlichkeit wäre von großem Vorteil, wenn Vs gebundene Seite erwachte.
»Entschuldige«, murmelte Butch, »aber kannst du ihr das verübeln?«
»Sie ist meine Schwester.« V fuhr sich durch das schwarze Haar. »Verdammt, Butch, … meine Zwillingsschwester.«
Butch wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte, eine Schwester zu verlieren, deshalb konnte er V in dieser Hinsicht verstehen. Ab jetzt würde er V nicht mehr von der Seite weichen: Er und Jane waren die Einzigen, die noch einen Hauch von Einfluss auf ihn hatten, wenn er in diese Stimmung geriet. Und Jane hätte bald alle Hände voll zu tun mit dem Chirurgen und ihrer Patientin …
Beide zuckten zusammen, als Vs Handy klingelte, aber der Bruder erholte sich schnell und hielt es sich ans Ohr, bevor es ein zweites Mal klingeln konnte.
»Ja? Hast du? Dem Himmel sei … Scheiße … Ja. Ja. Ich erwarte euch in der Parkgarage. Okay.« Es entstand eine kurze Pause, und V schielte zu Butch hinüber, als wäre er jetzt lieber allein.
Der hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst und blickte peinlich berührt auf seine Dior-Homme-Loafers. V war kein Freund von öffentlichen Liebesbekundungen und
mochte kein Publikum, wenn er Privates mit Jane besprach. Aber als Mischling konnte sich Butch nicht dematerialisieren, und wohin hätte er denn rennen sollen?
Nachdem V ein kurzes »Tschüss« hervorgepresst hatte, nahm er einen tiefen Zug von seiner Zigarette und murmelte beim Ausstoßen des Rauchs: »Du kannst aufhören damit, so zu tun, als stündest du nicht neben mir.«
»Was für
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