Black Dagger 17 - Vampirschwur
eine Erleichterung. Darin bin ich nämlich echt scheiße.«
»Ist nicht deine Schuld, dass du hier Luft verdrängst.«
»Dann hat sie ihn?« Als Vishous nickte, wurde Butch wieder ganz ernst. »Versprich mir eins.«
»Was denn?«
»Du wirst diesen Chirurgen nicht töten.« Butch wusste genau, wie es sich anfühlte, durch die Welt da draußen zu stolpern und unverhofft in diesem Vampirbau zu landen. In seinem Fall war damals alles glattgegangen, aber wie sah es bei Manello aus? »Diese Sache ist nicht seine Schuld und genauso wenig sein Problem.«
V schnippte die Kippe in den Müll und streifte Butch mit seinen Diamantaugen, die kalt waren wie die arktische Nacht. »Wir werden sehen, wie die Sache läuft, Bulle.«
Und damit wandte er sich um und verschwand in dem Raum, in dem seine Schwester lag.
Nun, wenigstens war der Mistkerl ehrlich, dachte Butch innerlich fluchend.
Manny schätzte es ganz und gar nicht, wenn jemand anderer als er selbst seinen Porsche 911 Turbo fuhr. Genau genommen tat das auch nie jemand außer seinem Automechaniker.
Doch heute hatte er Jane erlaubt, das Steuer zu übernehmen, denn erstens war sie eine gute Fahrerin und konnte schalten, ohne das Getriebe aufzureiben, zweitens
hatte sie klargestellt, dass sie nur an ihren Bestimmungsort gelangen konnten, wenn sie fuhr, und drittens war ihm immer noch schwindelig davon, jemandem zu begegnen, den er begraben hatte und der jetzt hinter den Büschen hervorgesprungen war, um mal eben Hallo zu sagen.
Vielleicht wäre es also gar nicht so schlau gewesen, so ein schweres Geschoss bei 120 Sachen zu lenken.
Er konnte einfach nicht glauben, dass er neben ihr saß und in seinem Auto Richtung Norden fuhr.
Aber natürlich hatte er eingewilligt. Frauen in Not waren sein schwacher Punkt … Außerdem war er Chirurg und ein OP-Junkie.
Super.
Doch es gab so viele Fragen. Und Wut. Natürlich hoffte er, an einen Ort voll Frieden, Licht und Sonnenschein zu kommen und all den sentimentalen Quatsch, aber er machte sich keine allzu großen Hoffnungen auf diese Friede-Freude-Eierkuchen-Sache. Welch Ironie. Wie oft hatte er nachts im Bett gelegen und an die Decke gestarrt, eingelullt in sein neustes Hobby, den Lagavulin, und gebetet, dass seine alte Mitarbeiterin zu ihm zurückkäme?
Manny schielte rüber und betrachtete ihr Profil. Im Schein der Armaturenbeleuchtung wirkte sie immer noch cool. Und unheimlich stark.
Immer noch ganz nach seinem Geschmack.
Aber daraus würde nun wohl nichts mehr werden. Abgesehen von diesem ganzen Lügengebäude um ihren Tod steckte da nämlich auch noch ein Ring an ihrer linken Hand.
»Du hast geheiratet«, stellte er fest.
Sie wandte den Blick nicht von der Straße. »Ja. Das habe ich.«
Die Kopfschmerzen, die ihn bei ihrem Erscheinen befallen hatten, verstärkten sich schlagartig. Und die ganze
Zeit triezten ihn schattenhafte Erinnerungen, die wie das Monster von Loch Ness unter der Oberfläche seines Bewusstseins umherglitten und in ihm den Wunsch weckten, alles zu erfahren.
Doch er musste diese gedanklichen Tauchgänge einstellen, bevor ihm vor Anstrengung noch ein Aneurysma im Gehirn platzte. Außerdem rannte er gegen eine Wand an – sosehr er sich bemühte, das Erahnte ließ sich nicht greifen, und er hatte das Gefühl, dauerhaft Schaden zu nehmen, wenn er es weiter versuchte.
Er blickte aus dem Fenster. Buschige Kiefern und austreibende Eichen zeichneten sich hoch aufragend gegen das Mondlicht ab, der Wald vor Caldwell wurde dichter, während sie die Stadt mit ihrer erdrückenden Enge von Menschen und Häusern immer weiter hinter sich ließen.
»Hier draußen bist du gestorben«, bemerkte er finster. »Oder zumindest hast du so getan als ob.«
Ein Motorradfahrer hatte ihren Audi zwischen den Bäumen entdeckt, an einer Stelle nicht weit von hier. Der Wagen war von der Straße abgekommen. Doch es hatte keine Leiche gegeben – und das nicht wegen des Brands, wie sich herausgestellt hatte.
Jane räusperte sich. »Ich kann nur sagen, dass es mir leidtut. Ich fühle mich echt mies deswegen.«
»Und ich amüsiere mich zu Tode.«
Schweigen. Ausgedehntes Schweigen. Aber Manny würde nicht weiter fragen, wenn sie immer nur antwortete, wie leid es ihr tue.
»Ich wünschte, ich hätte es dir sagen können«, meinte sie plötzlich. »Dich zu verlassen war das Schwerste an der Sache.«
»Aber deine Arbeit hast du nicht aufgegeben, oder? Du bist noch immer als Chirurgin tätig.«
»Ja, das bin ich.«
»Und wie
Weitere Kostenlose Bücher