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Black Dagger 17 - Vampirschwur

Black Dagger 17 - Vampirschwur

Titel: Black Dagger 17 - Vampirschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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funktionierte er einfach viel besser.
    Außerdem war er süchtig nach dem Honigguss. Na und?
    Der Anruf, der ihn und seine Frau aus dem Bett geholt hatte, war kurz vor sechs Uhr morgens reingekommen, was für einen nächtlichen Anruf noch fast human war: Leichen hielten sich genauso wenig wie medizinische Notfälle an die üblichen Bürozeiten – also war die fast schon christliche Uhrzeit gleichsam ein Segen gewesen.

    Und nicht nur das war erfreulich für ihn. Weil heute Sonntag war, lagen die Straßen und Highways leer wie Kegelbahnen vor ihm, und sein ziviles Fahrzeug gelangte im null Komma nichts von der Vorstadt in die City. So war sein Kaffee auch noch richtig heiß, als er sich dem Viertel mit den Lagerhallen näherte und den Wagen an roten Ampeln ausrollen ließ.
    Die Reihe von Streifenwagen markierte den Fundort der Leiche noch deutlicher als das gelbe Absperrband, das man um alles Mögliche gewickelt hatte, wie Geschenkband um ein beschissenes Weihnachtsgeschenk. Mit einem Fluch parkte er an einer Backsteinwand in der Gasse, stieg aus und bewegte sich Kaffee schlürfend und schlurfend auf die Traube von finster dreinblickenden Uniformträgern zu.
    »Morgen, Detective.«
    »Alles klar, Detective.«
    »Hey, Detective.«
    Er nickte den Jungs zu. »Guten Morgen allerseits. Wie sieht’s aus?«
    »Wir haben sie nicht angerührt.« Rodriguez nickte in Richtung Container. »Sie liegt da drin, Jones hat erste Bilder gemacht. Gerichtsmedizin und Spurensicherung sind auf dem Weg. Genauso wie die Männerhasserin.«
    Ach ja, die Fotografin, diese treue Seele. »Danke.«
    »Wo steckt Ihr neuer Partner?«
    »Unterwegs hierher.«
    »Ist er auf so etwas vorbereitet?«
    »Das werden wir sehen.« Zweifellos wurde in dieser schmierigen Gasse öfter mal ausgiebig gekotzt. Sollte sich der Neuling das Frühstück also noch einmal durch den Kopf gehen lassen wollen, wäre das kein Problem.
    José duckte sich unter dem Absperrband durch. Wie immer, wenn er sich einer Leiche näherte, wurde sein Gehör
so scharf, dass es schon ans Unerträgliche grenzte: Das leise Murmeln der Männer hinter ihm, das Geräusch der Sohlen seiner Schuhe auf dem Asphalt, das leise Pfeifen des Windes vom Fluss her … alles war zu laut, als hätte man den Lautstärkeregler der ganzen verdammten Welt in den roten Bereich hochgedreht.
    Und der Witz dabei war, dass der Grund für seine Anwesenheit an diesem Morgen, in dieser Gasse … der Grund für all die Autos und Männer und das Absperrband … mucksmäuschenstill war.
    José hielt den Styroporbecher gut fest, als er über den verrosteten Rand des Containers blickte. Ihre Hand war das Erste, was er sah, eine blasse Reihe von Fingern mit abgebrochenen Nägeln, unter denen der Dreck steckte.
    Wer immer sie war, sie war eine Kämpferin gewesen.
    Und wie er nun einmal mehr vor einem toten Mädchen stand, wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass sein Job ihm mal einen ruhigen Monat oder wenigstens eine ruhige Woche bescheren würde … Scheiße, selbst eine ruhige Nacht wäre ihm schon willkommen gewesen. Verdammt, eine Flaute im Geschäft war also sein höchstes Ziel. Doch in seinem Beruf fiel es einem nun mal nicht leicht, Befriedigung aus der täglichen Arbeit zu ziehen. Selbst wenn man einen Fall löste, musste noch immer jemand einen geliebten Menschen zu Grabe tragen.
    Der Bulle neben ihm klang, als würde er durch ein Megafon schreien: »Soll ich die andere Hälfte öffnen?«
    José hätte den Kerl fast zusammengestaucht, er solle leiser reden, aber womöglich flüsterte er sogar wie in einer Bibliothek. »Ja, danke.«
    Mit dem Schlagstock hob der Beamte den Deckel so weit an, dass Licht hineinfiel, wandte dabei aber das Gesicht ab. Und dann stand er da wie eine dieser Wachen vor dem
Buckingham Palace, den Blick seitlich in die Gasse gerichtet, ohne irgendetwas Bestimmtes zu fixieren.
    Als José auf die Fußballen ging und in den Container blickte, konnte er es ihm allerdings nicht verübeln.
    In einem Bett aus Metallschlingen lag eine nackte Frau, deren graue, fleckige Haut im diffusen Licht der Dämmerung sonderbar zu leuchten schien. Gesicht und Körper nach zu urteilen, war sie um die zwanzig. Weiß. Das Haar war abgeschoren bis auf den Schädel, mancherorts so kurz, dass die Kopfhaut voller Schrammen war. Und die Augen … tja, die hatte man aus den Höhlen entfernt.
    José holte einen Stift aus der Tasche und schob vorsichtig ihre steifen Lippen auseinander. Keine Zähne – nicht einer

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